Blick ins Nähkästchen von Stoa: unkomplizierte Projektgeburt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 31.10.2021, 18:35 (vor 925 Tagen) @ H. Lamarr

Januar 2020: Der stv. Vorsitzende Christian Ehler erinnert die zwölf anwesenden Stoa-Mitglieder daran, Michèle Rivasi und Ivo Hristov hätten einen Stoa-Workshop über die Auswirkungen der 5G-Funkkommunikation auf die Umwelt und die menschliche Gesundheit vorgeschlagen.

Die Sitzung der Stoa-Lenkungsgruppe im Januar 2020 gibt auch Einblicke, wie Stoa zu neuen Projekten (Themen) findet und wie ein neues Thema einen Projektleiter (Lead-Panel-Member) ergattern kann. Beide Prozeduren sind verblüffend unkompliziert, zum Lead-Panel-Member kann man z.B. in wenigen Sekunden werden. Von schwerfälliger EU-Bürokratie fehlt jede Spur.

Die folgenden Auszüge aus der Sitzung sind der Simultanübersetzung (deutsch) entnommen. Wer auf den oben im Zitat erkennbaren Link klickt, kann in dem Video die bevorzugte Sprache (deutsch, englisch ...) auswählen.

Aufruf, neue Stoa-Projeke vorzuschlagen

Videozeitstempel ab 09:43:17, es spricht der stv. Stoa-Vorsitzende Christian Ehler:

[...] Mitglieder, die Projektvorschläge eingereicht haben, können sicher sein, dass ihre Projekte auf jeden Fall auch berücksichtigt werden. Das werden wir dem Panel vorlegen nachdem es vom Büro untersucht worden ist. Wir bitten auch alle bis zum Montag, 3. Februar, ihre Projektvorschläge einzureichen. Sie wissen es gibt dieses Formular. Es ist eine schöne Gewohnheit mittlerweile, die Hürden sind da minimal, manchmal sitzen wir hier, jeder hat irgendwelche Ideen, mit denen er um sich schmeißt. Also es gibt da wirklich so eine kleine minimale Hürde, die sie da überwinden müssen. Sie müssen eine Seite ausfüllen mit ihrem Vorschlag. Ich glaub, das ist durchaus angemessen. Also, wenn etwas sie interessiert, dann sollten sie bitteschön bis zum 3. Februar, ein Montag, ihren Vorschlag einreichen auf Papier, damit wir dann loslegen können. Ist das angekommen, ja? [...]

Später geht es um den Tagesordnungspunkt 5 "Laufende Stoa-Projekte".

Lead-Panel-Member gesucht

Videozeitstempel ab 10:28:29, es spricht der stv. Stoa-Vorsitzende Christian Ehler:

[...] Wenn sie Lead-Panel-Member werden wollen für die Bewertungsstudien [Ehler listet drei Themen auf], also Sie können Lead-Panel-Member werden. Sie würden dann das Thema verfolgen. Es ist ja an sich schon eine gute Sache, dass wir dann immer Mitglieder finden, die da Lead-Member werden. Dass wir also nicht nur hier sitzen und irgendwelche Stoa-Studien konsumieren, sondern dass wir auch bereit sind manche Themen zu übernehmen als Lead-Panel-Member. Das ist eine gute und sehr schöne Gewohnheit. Also wie gesagt, wir suchen da immer noch Mitglieder die bereit sind, Lead-Member zu werden. Hat jemand vielleicht irgendwie irgendwas zu melden? Dann überlegen Sie sich das mal noch.

10:29:50 [Es meldet sich Stoa-Mitglied I. Ijabs] Ich wollte mich für das zweite [Thema] melden ...

[Ehler] Sehr schön, wunderbar, ganz toll. Dann haben Sie das. [Und an alle gewandt] Wir haben noch zwei weitere [Themen], die sind auch wichtig. Also überlegen sie sich das mal, ob sie nicht da irgendwie was in .... Jetzt komme ich aber zum nächsten Punkt. [...]

Ich hätte erwartet, ein Bewerber für den Posten Lead-Panel-Member müsste elementare fachliche Qualifikationen und die Abwesenheit von Interessenkonflikten zum Projekt seiner Wahl nachweisen. Da dies anscheinend nicht der Fall ist, dürfte auch die Ernennung von Michèle Rivasi und Ivo Hristov zu Lead-Panel-Members der 5G-Gesundheitsreview nur eine Formsache gewesen sein. In den Sitzungsvideos konnte ich die Ernennung nicht finden, mutmaßlich wurde dies auf dem öffentlich undokumentierten Schriftweg erledigt.

Einerseits finde ich die Art & Weise, wie Stoa neue Projekte aufgleist und dafür Verantwortliche aus dem Boden stampft, erfrischend unkompliziert. Andererseits ist das sympathisch hemdsärmelig gehandhabte Verfahren mMn anfällig für Interessenpolitik, wenn voreingenommene Stoa-Mitglieder ein Projekt anleiern und anschließend als Lead-Panel-Member ihr Projekt auch in die gewünschte Richtung steuern können. Ein noch immer unkomplizierter Weg, dieses Risiko zu reduzieren wäre: Wer ein Projekt vorschlägt, darf in Personalunion nicht dessen Lead-Panel-Member sein.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
STOA, Interessenkonflikt, Workshop, Rivasi, Hristov, Lenkungsgruppe, Ehler, Auftragsvergabe, Abwesenheit


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