Sittenbach: Diagnose-Funk bei Großmutter erfolgreich (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 25.09.2023, 00:03 (vor 219 Tagen)

31 Jahre nachdem der GSM-900-Mobilfunk in Deutschland ausbrach, kann der Stuttgarter Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk einen schönen Erfolg verbuchen. In Sittenbach, einem Ortsteil von Odelzhausen bei Dachau, fürchtet eine 63-Jährige um die Gesundheit ihrer Enkelkinder. Denn die wohnen direkt neben der Feuerwache, auf deren Dach die Telekom einen Funkmasten errichten möchte. Dass Gefahr in Verzug ist, weiß die Großmutter von Diagnose-Funk. Treffer! Wir gratulieren.

Am 22. September 2023 berichtete Merkur.de erfrischend pointiert über den jüngsten Zankapfel in dem 650-Seelen-Örtchen. Großmutter Marli Kugler, so ist dort zu lesen, mache sich besonders über diejenigen Gedanken, die weiter oben wohnen. "Die sind voll angestrahlt, mit 100 Prozent", glaube die 63-Jährige zu wissen, weil "80 Prozent der Studien auf der Welt sagen, dass es gefährlich ist. Dies werde bei uns totgeschwiegen", habe Kugler im Internet gelesen. Besonders auf der Seite von Jörn Gutbier von Diagnose-Funk.

Angst fressen Hirn auf

Ja wenn das schwarz auf weiß im Internet steht, besonders bei Diagnose-Funk, dann muss es ja wohl stimmen ... Nur, wäre es wirklich "totgeschwiegen" worden, wie konnte Kugler es dann im Internet lesen? Schwamm drüber. Hätte sich Oma allerdings pluralistisch informiert, sie müsste stutzig geworden sein. So hätte sie lesen können, dass schon 2014 in der Bayerischen Landeshauptstadt 6'500 der angeblich gefährlichen Antennen abertausende Münchener in den oberen Etagen gnadenlos verstrahlten und der Stadtrat dennoch 2017 das seit 2003 geltende Münchener Mobilfunk-Vorsorgemodell ersatzlos in der Mülltonne entsorgte. Für Kugler wären solche widersprechenden Informationen aber wohl nur Papperlapapp von Totschweigern gewesen. Sie glaubt lieber, was selbsternannte Experten aus Stuttgart Munkeln & Raunen. Warum ist das so? Weil von irrationalen Ängsten Befallene sich ungern eines Besseren belehren lassen möchten, denn damit müssten sie eine Fehlentscheidung eingestehen. Deshalb suchen Angsthasen bevorzugt nicht nach der "Wahrheit", sondern nach Bestätigung. Und niemand kann Omas auf der Suche nach Rechtfertigung ihrer irrationalen Ängste gegenüber Funkwellen hierzulande besser bedienen als Diagnose-Funk. So einfach ist das aus meiner Sicht. Doch Marli Kugler hält dagegen, ihr sei wichtig, dass sich "jeder über 18 in beide Richtungen" informieren solle. Prima Lippenbekenntnis! Hätte sie sich selbst an ihren eigenen Appell gehalten, den Merkur-Beitrag und dieses Posting gäbe es nicht und in Sittenbach würde der Haussegen gerade hängen.

Mindestens 140 Sendemastengegner mit Mobiltelefonen

Sich ihrer Sache sicher haben Kugler sowie rd. ein Dutzend Mitstreiter schon die "Bürgerinitiative Sittenbach" gegründet, und 284 Unterschriften zusammenbekommen, "drei Viertel davon habe ich persönlich gesammelt", betont sie laut Merkur. 144 hätten sich generell gegen den Masten und 140 für einen Standort zumindest außerhalb der Ortschaft ausgesprochen. Ein Funkmast außerhalb der Ortschaft ist freilich nur für funktechnische Laien eine Lösung. Warum mittendrin statt außen vor zweifellos klüger ist, könnte Frau Kugler - wollte sie es denn wahrhaben - hier nachlesen. Angenehmer Nebeneffekt: Stünde der Mast mitten im Sittenbach, der Verlust an Wohlbefinden, den die frischgebackene Mobilfunkgegnerin eigenen Worten zufolge nach nur fünf Minuten Handytelefonat spüren will, der wäre daheim wohl schlagartig für immer weg, weil ihr Smartphone dann nur noch mit kleinster Sendeleistung strahlen müsste.

Erst Kurz & bündig, dann Gutbier

Um den sozialen Frieden im Ort wiederherzustellen, holte sich die Gemeinde Thomas Kurz vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Er sollte zum Risiko Mobilfunk Rede und Antwort stehen. Das hat er auch getan, doch mehr als 25 Sittenbacher waren an unaufgeregt vorgetragenen belastbaren Informationen nicht interessiert. Ob Oma Kugler mit von der Partie war und somit Informationen aus der "anderen Richtung" tankte, darüber gibt Merkur leider keine Auskunft. Möglicherweise hatte sie keine Zeit, denn als Sprecherin ihrer Bürgerinitiative bemühte sie sich darum, Jörn Gutbier für eine "Informationsveranstaltung" in Gegenrichtung zu gewinnen. Das soll nicht einfach gewesen sein. Denn Gutbier sei "sehr gefragt", habe schließlich aber doch einen Auftritt am 28. September 2023 in Sittenbach zugesagt. Das Bürgerhaus wird dann erfahrungsgemäß gerammelt voll sein und sollte sich dies nicht abzeichnen, reisen notfalls ein paar organisierte Gegner aus der Umgebung von Odelzhausen zur Unterstützung an. Ich hoffe Simone Wester (Merkur) wird ebenfalls im Bürgerhaus sein und dann berichten. Denn Populist Gutbier wird es bestimmt wieder krachen lassen, als Baubiologe und Vereinsvorsteher von Diagnose-Funk muss er das tun, er unterliegt zwingenden Gründen, einen ganz anderen Auftritt hinzulegen als Thomas Kurz vom LfU.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Baubiologe, Angst, Tunnelblick, Sendemast, Bürgerinitiative, Befangen, Mobilfunkgegner, Merkur, Populist, Gutbier, Sittenbild, Referent, Pseudo-Expterte, Sittenbach

Sittenbach: Medien schweigen über Auftritt von Jörn Gutbier

H. Lamarr @, München, Samstag, 07.10.2023, 22:45 (vor 207 Tagen) @ H. Lamarr

Ob Oma Kugler mit von der Partie war und somit Informationen aus der "anderen Richtung" tankte, darüber gibt Merkur leider keine Auskunft. Möglicherweise hatte sie keine Zeit, denn als Sprecherin ihrer Bürgerinitiative bemühte sie sich darum, Jörn Gutbier für eine "Informationsveranstaltung" in Gegenrichtung zu gewinnen. Das soll nicht einfach gewesen sein. Denn Gutbier sei "sehr gefragt", habe schließlich aber doch einen Auftritt am 28. September 2023 in Sittenbach zugesagt. Das Bürgerhaus wird dann erfahrungsgemäß gerammelt voll sein und sollte sich dies nicht abzeichnen, reisen notfalls ein paar organisierte Gegner aus der Umgebung von Odelzhausen zur Unterstützung an. Ich hoffe Simone Wester (Merkur) wird ebenfalls im Bürgerhaus sein und dann berichten.

Am 26. September berichtete die Süddeutsche Zeitung über "Das Tal der Strahlungslosen" und in diesem Beitrag ist zu lesen, Frau Kugler hat an der Veranstaltung mit dem Referenten des LfU Bayern teilgenommen. Das ist anerkennenswert.

Doch dann verloren die Medien das Interesse an den Sittenbacher Mobilfunkgegnern. Über den Auftritt von Jörn Gutbier am 28. September schweigen sowohl Merkur als auch Süddeutsche bis heute. Damit steht es in den Sternen, ob im Januar oder Februar 2024 die geplante Bürgerbefragung zu dem umkämpften Funkmast ein Medienecho haben wird. Schaunmermal.

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Sittenbach: Auftritt von Jörn Gutbier (I)

H. Lamarr @, München, Freitag, 01.03.2024, 00:27 (vor 61 Tagen) @ H. Lamarr

Doch dann verloren die Medien das Interesse an den Sittenbacher Mobilfunkgegnern. Über den Auftritt von Jörn Gutbier am 28. September schweigen sowohl Merkur als auch Süddeutsche bis heute.

Dann eben nicht, schmollte die Sittenbacher Bürgerinitiative und stellte am 1. Dezember 2023 ein Video des Gutbier-Vortrags bei YouTube ein.

Referent Gutbier nutzte die Gunst der Stunde Eigenwerbung für seinen Verein zu machen.

Derweil Mitternacht schon wieder vorbei ist, habe ich mir nur den Beginn des Videos einverleibt und einen gewohnt selbstsicher auftretenden Jörn Gutbier in guter Laune gesehen. Um Zweiflern an seiner Kompetenz gleich vorweg den Wind aus den Segeln zu nehmen, legt er pfiffig mit einem Geständnis los, das er allerdings ziemlich aufgeregt und daher holperig in einen ellenlangen Bandwurmsatz einpackt:

[...] Mein Name Jörn Gutbier, ich bin von Berufs wegen Architekt, also eigentlich [sik!] komme ich nicht aus der Funktechnik, beschäftige mich aber seit fast 18 Jahren jetzt mit diesem Thema ähm bis zu fünfzig Prozent meiner Lebenszeit verbringe ich mich mit dieser Auseinandersetzung und von daher glaube ich, bringe ich ein bisschen äh was mit, dass ich Ihnen heute Abend etwas erläutern kann über diese Auseinandersetzung, über den Konflikt der da läuft und auch natürlich, und das ist wesentlich, über die Lösung und den Umgang damit. [...]

Ob seiner entwaffnenden Ehrlichkeit, "eigentlich" nicht aus der Funktechnik zu kommen, hat der erste Vorsitzende von Diagnose-Funk ganz vergessen zu erwähnen, dass er von Berufs wegen nicht nur Architekt ist, sondern eigenen Angaben zufolge auch "Baubiologe". Nicht weiter schlimm, schließlich kann sich jeder auf eigene Kosten von privaten Anbietern zum Baubiologen weiterbilden lassen, bis drauf, dass Gutbier damit einem Interessenkonflikt unterliegt. Denn je stärker in der Bevölkerung irrationale Furcht vor elektromagnetischen Feldern (EMF) kursiert, desto höher ist die Nachfrage nach entsprechenden baubiologischen Dienstleistungen. Und Gutbier arbeitet hart, damit die irrationale Furcht vor EMF nicht einschläft, sondern spontan möglichst alle befällt, sobald sie Witterung bekommen, dass in ihrem Wohnumfeld ein Mobilfunksendemast geplant ist.

Wird fortgesetzt ...

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Sittenbach: Auftritt von Jörn Gutbier (II)

H. Lamarr @, München, Freitag, 01.03.2024, 19:34 (vor 61 Tagen) @ H. Lamarr

Jetzt schauen wir uns einmal an, ob und wenn ja was Jörn Gutbier anlässlich seines Auftritts in Sittenbach bewegt hat. Wissenschaftlich exakt lässt sich dies mit Bordmitteln zwar nicht ausloten, aber selbst eine Analyse mit Lücken ist immer noch besser als gar keine. Zu Hilfe kommt uns der glückliche und seltene Umstand, dass lange vor Gutbiers Auftritt die Sprecherin der ortsansässigen Anti-Mobilfunk-Bürgerinitiative bereits Anfang 2023 eine erste Bürgerbefragung unter Dach und Fach hatte und nach Gutbiers Auftritt die Gemeinde eine zweite Bürgerbefragung startete. Die so erhobenen Daten ermöglichen einen Vergleich:

Bürgerbefragung durch Bürgerinitiative vor Gutbiers Auftritt
► Befragte insgesamt: Anzahl unbekannt
► Teilnehmer: 284
► Für Funkmast: 140 (darin enthalten auch Stimmen für einen Außenstandort)
► Gegen Funkmast: 144

Bürgerbefragung durch Gemeinde nach Gutbiers Auftritt
► Befragte insgesamt: 487 (Mindestalter 18 Jahre)
► Teilnehmer: 264 (davon 1 Stimme ungültig)
► Für Funkmast: 117 (Stimmen für Innenstandort auf dem Feuerwehrhaus)
► Gegen Funkmast: 146

Auffällig ist zunächst, dass sich an der Befragung durch die Gemeinde rd. 46 Prozent der volljährigen Sittenbacher (223 Personen) nicht beteiligten, ihnen ist es augenscheinlich egal, ob im Ortskern ein Funkmast errichtet wird oder nicht. Dieser Personenkreis hat keinen Leidensdruck wegen schlechter Mobilfunkversorgung, folgt aber auch nicht den irrationalen Bedenken der Funkgegner. Mögliche Beweggründe: Das Dorf soll über schnelles DSL verfügen, was in den Haushalten W-Lan-Hotspots zulässt, und demnächst an Glasfaser angeschlossen werden (Quelle: Kommentator MB).

Nominell hat Gutbier die Anzahl der Funkgegner im Dorf nur um Zwei von 144 auf 146 erhöhen können. Das kann man aber auch anders sehen, nämlich dass er die Anzahl der Befürworter um 23 von 140 auf 117 dezimierte. Tatsächlich dürfte die Dezimierung jedoch daran liegen, dass die Gemeinde in ihrer Befragung den Kompromiss Außenstandort nicht angeboten hat und die 23 Abtrünnigen es vorzogen, lieber gar nicht abzustimmen, als zu den Gegnern überzulaufen. Für diese Überlegung spricht, dass die Befragung durch die Bürgerinitiative 20 Teilnehmer mehr aufweist als die Befragung durch die Gemeinde und diese 20 Personen mutmaßlich den Außenstandort favorisierten.

Wanderungen zwischen den Lagern könnte es ebenfalls gegeben haben, erschließen sich mir anhand der verfügbaren Daten jedoch nicht.

Wie im Startposting nachzulesen ist, nahmen am Vortrag von Thomas Kurz (LfU Bayern) 25 Sittenbacher teil, Gutbier soll 50 mobilisiert haben. Dies deute ich so, dass von den 146 Mobilfunkgegnern Sittenbachs etwa 50 den unbelehrbaren harten Kern bilden und die übrigen 96 Wechselwähler sind, die mit plausiblen Sachargumenten ins Lager der Befürworter geholt werden könnten. Aber: Da Kurz nur 25 Wechselwähler erreichen konnte, sind gemeindliche Informationsveranstaltungen für diese Zielgruppe anscheinend wenig wirksam. Besser wäre es mutmaßlich, müsste nicht der Berg (Bürger) zum Propheten (von der Gemeinde eingeladener Referent) kommen, sondern der Prophet würde zum Berg kommen. Das meine ich natürlich nicht wörtlich, sondern im übertragenen Sinn. Denkbar wäre z.B. eine attraktiv aufgemachte DVD in den Briefkästen von Bürgern, welche die gängige Argumentation von organisierten Mobilfunkgegnern aufgreift und nach allen Regeln der Kunst widerlegt. Würde die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim auf ein etwas älteres Publikum eingenordet, sie wäre mMn die Idealbesetzung für diesen Job. Selbstverständlich dürfte so eine DVD nicht von den Mobilfunknetzbetreibern kommen, dann wäre sie sofort stigmatisiert, sondern von Vater Staat oder noch besser aus einem Elfenbeinturm wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

Zurück zum Thema dieses Postings: Aus meiner Sicht kann man es drehen und wenden wie man will, der dreistündige Auftritt von Jörn Gutbier hat in Sittenbach keine nennenswerte Auswirkungen auf die Meinungsbildung im Dorf gehabt. Die Sittenbacher hatten sich ihre feste Meinung zum "Risiko Mobilfunk" bereits gebildet, bevor der Diagnose-Funker und der Referent des LfU aufkreuzten. Solange es unter dem Schutz der Meinungsäußerungsfreiheit zulässig und völlig risikolos ist, die sogenannte Informationsgesellschaft selbst im wissenschaftlichen Kontext mit Desinformation zu überschwemmen, wird sich daran auch nichts grundlegend ändern. Leicht gesagt, schwer getan :-(.

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Sittenbach: Auftritt von Jörn Gutbier (III) – Vorsicht Adware!

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.03.2024, 15:56 (vor 59 Tagen) @ H. Lamarr

Dann eben nicht, schmollte die Sittenbacher Bürgerinitiative und stellte am 1. Dezember 2023 ein Video des Gutbier-Vortrags bei YouTube ein.

Referent Gutbier nutzte die Gunst der Stunde Eigenwerbung für seinen Verein zu machen.

Wer das Video bei YouTube aufruft, dem wird in der Infobox unter dem Videofenster der Link (fastupload.io/4kyTLAnR4HifHud/file) zu einem PDF des Gutbier-Vortrags angeboten. Ich rate davon ab, diesen Link zu verwenden. Denn statt dem versprochenen PDF kam bei mir eine verdächtig große EXE-Datei an (8,79 MByte). Und als ich diese Datei (7zS.sfx.exe) vorsichtshalber zum Portal "Virus Total" hochgeladen habe (es prüft Dateien mit 60 Virusscannern), gaben fünf Scanner Adware-Alarm (Screenshot).

Warnung des Portals Virus Total.
[image]

Sicherheitshalber habe ich die EXE-Datei nicht gestartet, sondern gelöscht. Ob der lange Text ("Artikel") in der Infobox (erreichbar mit Klick auf "mehr") mit dem versprochenen PDF identisch ist, kann ich deshalb nicht sagen.

Der "Artikel" liest sich, als ob er von einem distanzierten Journalisten geschrieben wurde, der sich den Vortrag angehört hat, von Gutbier jedoch nicht vereinnahmen ließ. So werden Meinungsäußerungen Gutbiers korrekt als solche etikettiert und nicht in Tatsachen verwandelt, wie es bei Mobilfunkgegnern fast immer der Fall ist. Da aber keine Quelle genannt wird bleibt der Verfasser des "Artikels" im Dunkeln. Möglicherweise erschien der Text in einer Lokalzeitung, die unter dem Radar von Google News ist, denn dort ist der Artikel unbekannt.

Wer keinen Nerv dafür hat, sich das rd. 1-stündige Video mit Jörn Gutbier anzuschauen, ist mit dem "Artikel" mMn gut beraten, um auf die Schnelle zu erfahren, was der Diagnose-Funker den Sittenbachern erzählt hat.

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Sittenbach: Auftritt von Jörn Gutbier (III) – Keine Adware mehr

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 13.03.2024, 20:10 (vor 49 Tagen) @ H. Lamarr

Wer das Video bei YouTube aufruft, dem wird in der Infobox unter dem Videofenster der Link (fastupload.io/4kyTLAnR4HifHud/file) zu einem PDF des Gutbier-Vortrags angeboten. Ich rate davon ab, diesen Link zu verwenden. Denn statt dem versprochenen PDF kam bei mir eine verdächtig große EXE-Datei an (8,79 MByte). Und als ich diese Datei (7zS.sfx.exe) vorsichtshalber zum Portal "Virus Total" hochgeladen habe (es prüft Dateien mit 60 Virusscannern), gaben fünf Scanner Adware-Alarm.

Die BI Sittenbach bedauert den Vorfall und schreibt (bei YouTube), sie habe keine EXE-Datei zu dem Download-Dienstleister hochgeladen, sondern ein PDF. Die BI hat sich von dem Dienstleister getrennt und eine andere Lösung gefunden. Der bisherige Downloadlink wurde bei Youtube gelöscht und gegen einen neuen Link ersetzt. Den neuen Link habe ich ausprobiert und kann Entwarnung geben, jetzt bekommt man keine riskante EXE-Datei mehr geliefert, sondern ein PDF mit den Vortragsfolien des Referenten. Die Folien, viele davon sind den "Webinaren" von Diagnose-Funk entnommen, zeigen sehr schön, wie Jörn Gutbier die Besucher seines Vortrags gründlich einseifte. Viel gäbe es dazu zu sagen. Gleichwohl es lohnt die Mühe nicht, schließlich wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem gehört (in Anlehnung an Karl Valentin) :-).

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Tags:
Baubiologe, Diagnose-Funk, Geschäftemacher, Vortrag, Bürgerbewegung, Gutbier, Smartphone, Scheinriese, Mobilfunk-Experte, Referent, Webinar, materieller/immaterieller Profit

Sittenbach: Auftritt von Jörn Gutbier (IV)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.03.2024, 23:58 (vor 58 Tagen) @ H. Lamarr

Dann eben nicht, schmollte die Sittenbacher Bürgerinitiative und stellte am 1. Dezember 2023 ein Video des Gutbier-Vortrags bei YouTube ein.

Referent Gutbier nutzte die Gunst der Stunde Eigenwerbung für seinen Verein zu machen.

Auf YouTube ist zu erkennen, das Video des Gutbier-Vortrags hat in den rd. drei Monaten bis heute überschaubare 147 Aufrufe gehabt. Ein Kommentar dort lautet:

Wer Postwurfsendungen verteilt und noch nicht einmal weiß, dass er ein Impressum anzugeben hat - vulgo „Ross und Reiter nennen“, der hängt auch Verschwörungstheorien an. Ich wünsche fröhliches Trommeln.

Die Bürgerinitiative (BI) Sittenbach entgegnete darauf:

Zur Information: Ein Impressum benötigt nur ein Unternehmer oder Händler, der ein Produkt oder eine Dienstleistung verkaufen möchte. Das ist bei uns nicht der Fall.
Wir möchten lediglich die Sittenbacher Bürger und Bürgerinnen darüber aufklären, was es für sie bedeutet, sprich welche negativen Auswirkungen es hat, wenn der Handymast erst einmal steht. Wir fordern mit den Flyern ausschließlich dazu auf, sich zu informieren, auch über den Infoabend mit Herrn Jörn Gutbier, von Diagnose Funk.
Das Video ist jetzt in You Tube abrufbar, siehe Hinweis auf der Flyer-Rückseite.
Die Aussagen von Herrn Gutbier sind zu 100% fundiert und jederzeit belegbar.
Von einer "Verschwörungstheorie" kann also überhaupt keine Rede sein.
Ein Impressum ist unter" Diagnose Funk" zu finden, deren 1. Vorstand Herr Gutbier ist.
Bitte nächstes Mal erst informieren und dann einen Kommentar abgeben!

Aus meiner Sicht ist es eher eine Frage des Anstands, denn ein Fall für Juristen, auf Druckwerken von Bürgerinitiativen den inhaltlich Verantwortlichen zu nennen. Ich würde schon wissen wollen, wer mich da unaufgefordert über etwas "informiert", z.B. um abschätzen zu können, ob ich den gebotenen "Informationen" trauen kann oder nicht. Anonym verteilten Handlungsaufforderungen traue ich grundsätzlich nicht über den Weg.

Juristisch scheint die Antwort der BI zur Impressumpflicht zumindest in Bayern auf dünnen Beinen zu stehen, zumal sie ohne Quellenangabe nur eine Behauptung ist: Quelle 1, Quelle 2.

Gipfelstürmer

Schier sprachlos macht mich der Satz "Die Aussagen von Herrn Gutbier sind zu 100% fundiert und jederzeit belegbar". Das ist keine Meinungsäußerung, sondern eine tollkühne Tatsachenbehauptung. Doch wie konnte sich die BI Sittenbach dazu hinreißen lassen? Wenn sie in ihren Reihen einen Allwissenden hat, der Gutbier anscheinend besser kennt als dieser sich selbst, und der den Ausführungen des Diagnose-Funkers einen derart umfassenden Persilschein ausstellt, dann hätte die BI Gutbier gar nicht einladen müssen, sondern gleich ihren Alleswisser ins Rennen schicken können. Das aber hat die BI nicht getan. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil sie keinen Allwissenden in EMF-Sachfragen aufzubieten hat und sie deshalb auf einen gelernten Architekten angewiesen sind, der ihnen erklärt, warum sie sich vor HF-EMF fürchten sollen. Ihre fatale Äußerung disqualifiziert die BI zu Klettermaxen auf dem Anstieg zum Gipfel des Mount Stupid. Das ist gar nicht böse gemeint, jeder Mobilfunkgegner ohne Fachkenntnis erklimmt diesen Berg, bevor er nach durchschnittlich zwei Jahren beschämt ins Tal der Demut absteigt. Auch ich bin vor vielen Jahren diese Tour gegangen.

Wer nichts weiß, muss alles glauben

Jörn Gutbier weiß was frischgebackene Mobilfunkgegner hören wollen und er liefert stets. Sein Publikum sind nie Experten, sondern immer Laien, die mit einer fachlichen Bewertung seiner pseudowissenschaftlichen Gruselgeschichten restlos überfordert sind. Und ich werde den Teufel tun, hier und jetzt detailliert darzulegen, was an seinem Vortrag in Sittenbach alles faul gewesen ist. Denn das Rad wurde bereits erfunden. Wer also wissen will, was das IZgMF an Darbietungen des ersten Vorsitzenden von Diagnose-Funk auszusetzen hat, der findet hier im Forum gegenwärtig 633 Fundstellen. Relevant sind nicht alle und zu Diagnose-Funk gibt es noch viel mehr Fundstellen. Doch vor den Erfolg hat der liebe Gott den Schweiß gestellt, wer die Perlen finden will muss a) tief durchatmen und b) tauchen :-).

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Sittenbach: Auftritt von Jörn Gutbier (I)

H. Lamarr @, München, Samstag, 09.03.2024, 23:07 (vor 52 Tagen) @ H. Lamarr

Referent Gutbier nutzte die Gunst der Stunde Eigenwerbung für seinen Verein zu machen.

[...]
Ob seiner entwaffnenden Ehrlichkeit, "eigentlich" nicht aus der Funktechnik zu kommen, hat der erste Vorsitzende von Diagnose-Funk ganz vergessen zu erwähnen, dass er von Berufs wegen nicht nur Architekt ist, sondern eigenen Angaben zufolge auch "Baubiologe".

Stimmt nicht ganz. Verbal erwähnt hat Gutbier den "Baubiologen" zwar nicht, gleich zu Beginn des Videos ist in der Projektion im Hintergrund in der letzten Zeile jedoch verschwommen der Text "Baubiologe (IBN)" zu sehen.

Gut so, da wissen besorgte Besucher der Veranstaltung wenigstens gleich, wohin sie sich wenden können, sollten sie später einmal, nach Errichtung eines Funkmasten, plötzlich unter unerklärlicher Schlaflosigkeit leiden oder wenn es vorne zwickt und hinten beißt :-).

Es ist schon ein Kreuz, Gutbier kann's mir einfach nicht recht machen :lookaround:.

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Sittenbach: Mobilfunkgegner erfolgreich, diesmal ...

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 29.02.2024, 20:09 (vor 62 Tagen) @ H. Lamarr

31 Jahre nachdem der GSM-900-Mobilfunk in Deutschland ausbrach, kann der Stuttgarter Anti-Mobilfunk-Verein Diagnose-Funk einen schönen Erfolg verbuchen. In Sittenbach, einem Ortsteil von Odelzhausen bei Dachau, fürchtet eine 63-Jährige um die Gesundheit ihrer Enkelkinder. Denn die wohnen direkt neben der Feuerwache, auf deren Dach die Telekom einen Funkmasten errichten möchte. Dass Gefahr in Verzug ist, weiß die Großmutter von Diagnose-Funk. Treffer! Wir gratulieren.

Am 28. Februar 2024 berichtete die Süddeutsche, wie das Gezerre um den Funkmast auf der Feuerwache ausgegangen ist. Hier Auszüge aus dem Beitrag:

Nur der eine und sonst keiner

[...] Der Wunsch nach besserem Handy-Empfang in Sittenbach war bereits vor Längerem an den Odelzhausener Bürgermeister herangetragen worden. Gespräche, die die Gemeinde daraufhin mit der Telekom geführt hatte, ergaben, dass für das Unternehmen nur ein einziger Masten-Standort infrage kam: das Dach des Feuerwehrhauses in der Ortsmitte. Andere Standorte lehnte die Telekom ab; sie seien nicht wirtschaftlich zu betreiben.
[...]
Die Unterschriftensammlung der Interessengemeinschaft ergab, dass die Meinungen innerhalb der Sittenbacher Bürgerschaft deutlich auseinandergehen: Befürworter und Gegner des Mastbaus auf dem Feuerwehrhaus halten sich in etwa die Waage. Viele Bürger hätten sich einen Standort außerhalb der Ortschaft gewünscht.
[...]
Angesichts dieser Stimmungslage beschloss der Odelzhausener Gemeinderat, die Bürger zu befragen. Alle in Sittenbach gemeldeten Personen über 18 Jahre sollten sich dazu äußern können, ob sie mit einer Mobilfunkantenne auf dem Dach des Feuerwehrhauses einverstanden wären. Stichtag für die letztmögliche Abgabe des Fragebogens war der 12. Februar 2024. Die Resonanz auf die Bürgerbefragung war enorm: Von 487 versandten Fragebögen wurden 264 zurückgeschickt. Mit "Ja" stimmten 117 Personen, 146 lehnten es ab.

Im Gemeinderat wurde dem Beschlussvorschlag, das Projekt aufzugeben, angesichts des Votums ohne weitere Diskussion einhellig zugestimmt. Lediglich ein Ratsmitglied brachte noch einmal die Frage nach einem Alternativstandort auf. Bürgermeister Markus Trinkl (CSU) beantwortete sie mit Verweis auf die Haltung der Telekom, die allen Alternativen eine Absage erteilt hatte.
[...]

Kommentar: Tja, so ist das nun mal in der Demokratie, die Mehrheit bestimmt wo's lang geht, auch wenn eine Entscheidung irrational begründet ist. Mein Bauch hebt allerdings mahnend den Zeigefinger und meint, in spätestens fünf bis acht Jahren wird sich im "Tal der Strahlungslosen" (Süddeutsche) eine Mehrheit für einen Funkmasten gebildet haben. Denn so deutlich wie in der Süddeutschen dargestellt, lagen Befürworter und Gegner des Funkmasten gar nicht auseinander. Es hätte schon genügt nur 15 Gegner zu Befürwortern umzuprogrammieren. Nachwachsende junge Leute, die an den Vorteilen einer guten Mobilfunkversorgung unbesorgt teilhaben möchten, sollten so einen Umschwung in absehbarer Zeit auf natürliche Weise herbeiführen. Ob es der Gemeinderat dann im Kreuz hat, irrationale Bedenken tapfer abzuwinken oder er sich abermals mit einer Bürgerbefragung aus der Klemme rangiert, werden wir sehen. Gegenwärtig ist das Dorf Sittenbach und Umgebung jedenfalls von keinem einzigen Funkmast kontaminiert wie unten der Screenshot der BNetzA-EMF-Karte zeigt. Man muss wirklich kein Prophet sein um zu prophezeien: Mobilfunkgegner werden, ist nicht schwer, Mobilfunkgegner bleiben dagegen sehr. Telekom & Co. haben keine Eile, das Dorf mit Mobilfunk besser zu versorgen, die können in aller Ruhe abwarten bis es in Sittenbach wieder rumort und der Odelzhausener Bürgermeister abermals vorstellig wird.

Sittenbach und Umgebung ist im Februar 2024 ein funkfreies Refugium.
[image]
Bild: BNetzA

Weiterführendes
► Auch merkur.de berichtete über den "Erfolg" der Sittenbacher Bürgerinitiative.
► Was ein Reporter der Dachauer Nachrichten von dem "Erfolg" hält, hier hat er es kund getan.
Wirksame Gesundheitsvorsorge mit Sendemasten in Wohngebieten

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Sittenbach: Blockade stößt weitgehend auf Unverständnis

H. Lamarr @, München, Freitag, 01.03.2024, 20:08 (vor 61 Tagen) @ H. Lamarr

Weiterführendes
► Auch merkur.de berichtete über den "Erfolg" der Sittenbacher Bürgerinitiative.
► Was ein Reporter der Dachauer Nachrichten von dem "Erfolg" hält, hier hat er es kund getan.
Wirksame Gesundheitsvorsorge mit Sendemasten in Wohngebieten

Die Funkmastblockade in dem kleinen Dorf bei Dachau hat zwei gegensätzliche Folgen:

► Positiv: Sittenbach wird von einigen Medien wahrgenommen.
► Negativ: Die Blockade stößt weitgehend auf Unverständnis.

► Vernichtende Kritik an den Blockierern, teils jenseits der Grenzen des Anstands, hagelt es auf reddit.
► WinFuture: "Für die Kinder": Initiative verhindert Mobilfunkempfang in Sittenbach (mit Kommentaren)

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Sittenbach: 20 bis 25 Meter vom Feuerwehrhaus entfernt

H. Lamarr @, München, Montag, 04.03.2024, 22:02 (vor 58 Tagen) @ H. Lamarr

In Sittenbach, einem Ortsteil von Odelzhausen bei Dachau, fürchtet eine 63-Jährige um die Gesundheit ihrer Enkelkinder. Denn die wohnen direkt neben der Feuerwache, auf deren Dach die Telekom einen Funkmasten errichten möchte.

Am 22. September 2023 hieß es auf Merkur.de:

Die „Bürgerinitiative Sittenbach“ um Marli Kugler kämpft gegen eine Errichtung des Mastens „mitten im Wohngebiet“. Ihr Haus ist rund 20 bis 25 Meter vom Feuerwehrhaus entfernt, ihr Sohn wohnt direkt daneben. Da dieser zwei kleine Kinder hat, fürchtet die 63-Jährige um deren Gesundheit. [...]

Was Kuglers Sohn anbelangt, ist die Textpassage mehrdeutig. Der Sohn kann direkt neben der Feuerwache wohnen, oder direkt neben dem Haus seiner Mutter.

Das wollte ich genau wissen und befragte die Auskunft nach Kugler in Sittenbach. Einziger Treffer: M. Kugler, wohnhaft "Am Hang 10". M. muss nun nicht unbedingt der besagte Sohn von Marli Kugler sein, doch wenn er es ist, kann die Entfernungsangabe seiner Mutter nicht stimmen. Denn M. Kugler wohnt rd. 100 Meter vom Feuerwehrhaus entfernt auf gleicher Höhe.

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