Australien: 5G-Messungen mit spektakulären Ergebnissen (Technik)
Die australische Regulierungsbehörde Acma (Australian Communications and Media Authority) hat 2020 und 2021 die EMF-Immission in der Nähe von 129 5G-Mobilfunkstandorten in Bezug auf die Grenzwertausschöpfung geprüft und mit Immissionsprognosen der Netzbetreiber verglichen. Die Ergebnisse sind spektakulär beruhigend.
An allen 129 Standorten und in allen Messkategorien hat Acma sehr niedrige EMF-Werte im Frequenzbereich 420 MHz bis 6 GHz festgestellt, die weit unter den Grenzwerten für die zulässige öffentliche Exposition liegen. Die durchschnittliche Grenzwertausschöpfung erreichte insgesamt weniger als 1,5 %, bei der Mehrheit (98 %) der Standorte sogar weniger als 1 %.
Die Vergleich mit den von den Betreibern pro Standort abgegebenen EMF-Immissionsprognosen ergab, dass die gemessenen Werte erheblich unter den prognostizierten Werten lagen (Grafik). Bei 96 % der Standorte lagen die Messwerte mehr als 50 % unter den Immissionsprognosen, bei 55 % der Standorte erreichten die Messwerte nicht einmal 10 % der prognostizierten Werte. Grund dieser deutlichen Überschätzung: Die Prognosen der Betreiber werden auf Grundlage von Worst-Case-Expositionsbewertungen modelliert und sind sehr konservativ.
Maximalimmissionen: Prognosen des Netzbetreibers TPG Telecom Limited (blau) im Vergleich zur gemessenen Gesamtimmission (lila) und 5G-Immission (grün).
Die improvisierte Untersuchung des 5G-Beamformings (eine international gültige Messempfehlung steht noch aus) ergab eine maximale Grenzwertausschöpfung von 2,5 % bei einem Szenario mit stark ausgelasteter Basisstation, wobei 96 % der gemessenen Standorte eine maximale Grenzwertausschöpfung von weniger als 1 % zeigten. Diese niedrigen Immissionen sind allerdings das Ergebnis einer künstlich herbeigeführten Lastsituation. Es ist zu erwarten, dass sich im 5G-Regelbetrieb mit starker Auslastung von 5G-Basisstationen durch viele Nutzer höhere Immissionswerte einstellen.
Acma hat festgestellt, die Standorte mit den höchsten EMF-Immissionswerten sowohl bei den Umgebungs- als auch bei den Beamforming-Messungen typischerweise Standorte mit mehreren Betreibern und mehreren Funktechnologien sind (die Methodik der Messungen ist in dem im August 2021 veröffentlichten Abschlussbericht beschrieben). Wegen der noch geringen Stichprobengröße müssen diese Beobachtungen jedoch weiter vertieft werden, sobald die Anzahl der gemessenen 5G-Standorte höher ist. Für 2022 hat Acma angekündigt, die Messreihe auf weitere australische Bundesstaaten und Territorien auszuweiten.
Download: Volltext des Abschlussberichts (Word-Datei, 34 Seiten, englisch)
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –