Australien: 5G-Messungen mit spektakulären Ergebnissen (Technik)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 13.07.2022, 23:41 (vor 673 Tagen)

Die australische Regulierungsbehörde Acma (Australian Communications and Media Authority) hat 2020 und 2021 die EMF-Immission in der Nähe von 129 5G-Mobilfunkstandorten in Bezug auf die Grenzwertausschöpfung geprüft und mit Immissionsprognosen der Netzbetreiber verglichen. Die Ergebnisse sind spektakulär beruhigend.

An allen 129 Standorten und in allen Messkategorien hat Acma sehr niedrige EMF-Werte im Frequenzbereich 420 MHz bis 6 GHz festgestellt, die weit unter den Grenzwerten für die zulässige öffentliche Exposition liegen. Die durchschnittliche Grenzwertausschöpfung erreichte insgesamt weniger als 1,5 %, bei der Mehrheit (98 %) der Standorte sogar weniger als 1 %.

Die Vergleich mit den von den Betreibern pro Standort abgegebenen EMF-Immissionsprognosen ergab, dass die gemessenen Werte erheblich unter den prognostizierten Werten lagen (Grafik). Bei 96 % der Standorte lagen die Messwerte mehr als 50 % unter den Immissionsprognosen, bei 55 % der Standorte erreichten die Messwerte nicht einmal 10 % der prognostizierten Werte. Grund dieser deutlichen Überschätzung: Die Prognosen der Betreiber werden auf Grundlage von Worst-Case-Expositionsbewertungen modelliert und sind sehr konservativ.

Maximalimmissionen: Prognosen des Netzbetreibers TPG Telecom Limited (blau) im Vergleich zur gemessenen Gesamtimmission (lila) und 5G-Immission (grün).
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Die improvisierte Untersuchung des 5G-Beamformings (eine international gültige Messempfehlung steht noch aus) ergab eine maximale Grenzwertausschöpfung von 2,5 % bei einem Szenario mit stark ausgelasteter Basisstation, wobei 96 % der gemessenen Standorte eine maximale Grenzwertausschöpfung von weniger als 1 % zeigten. Diese niedrigen Immissionen sind allerdings das Ergebnis einer künstlich herbeigeführten Lastsituation. Es ist zu erwarten, dass sich im 5G-Regelbetrieb mit starker Auslastung von 5G-Basisstationen durch viele Nutzer höhere Immissionswerte einstellen.

Acma hat festgestellt, die Standorte mit den höchsten EMF-Immissionswerten sowohl bei den Umgebungs- als auch bei den Beamforming-Messungen typischerweise Standorte mit mehreren Betreibern und mehreren Funktechnologien sind (die Methodik der Messungen ist in dem im August 2021 veröffentlichten Abschlussbericht beschrieben). Wegen der noch geringen Stichprobengröße müssen diese Beobachtungen jedoch weiter vertieft werden, sobald die Anzahl der gemessenen 5G-Standorte höher ist. Für 2022 hat Acma angekündigt, die Messreihe auf weitere australische Bundesstaaten und Territorien auszuweiten.

Download: Volltext des Abschlussberichts (Word-Datei, 34 Seiten, englisch)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Australien: 5G-Messungen mit spektakulären Ergebnissen

rallb, Freitag, 15.07.2022, 19:55 (vor 671 Tagen) @ H. Lamarr

Die australische Regulierungsbehörde Acma (Australian Communications and Media Authority) hat 2020 und 2021 die EMF-Immission in der Nähe von 129 5G-Mobilfunkstandorten in Bezug auf die Grenzwertausschöpfung geprüft und mit Immissionsprognosen der Netzbetreiber verglichen. Die Ergebnisse sind spektakulär beruhigend.

An allen 129 Standorten und in allen Messkategorien hat Acma sehr niedrige EMF-Werte im Frequenzbereich 420 MHz bis 6 GHz festgestellt, die weit unter den Grenzwerten für die zulässige öffentliche Exposition liegen. Die durchschnittliche Grenzwertausschöpfung erreichte insgesamt weniger als 1,5 %, bei der Mehrheit (98 %) der Standorte sogar weniger als 1 %.

Die Prozentangaben beziehen sich auf die Leistungsflussdichte ? Oder ist die elektrische Feldstärken gemeint ? Zweiteres käme mir sehr niedrig vor.

Australien: 5G-Messungen mit spektakulären Ergebnissen

Gustav, Freitag, 15.07.2022, 20:58 (vor 671 Tagen) @ rallb

Die Prozentangaben beziehen sich auf die Leistungsflussdichte ? Oder ist die elektrische Feldstärken gemeint ? Zweiteres käme mir sehr niedrig vor.

Die Frage könnte vom Spezialisten Jakob stammen, der behauptet auch Dinge wie: Der Grenzwert wird um den Faktor 3 überschritten, wenn man in Watt pro m² misst sogar um den Faktor 9.

Wenn ich meine Körpergrösse messe, dann werde ich auch nicht grösser wenn ich sie in Zoll angebe anstatt in Metern.


Aber ich geben ihnen Recht, es wäre schon schöner wenn der Bericht nicht nur die relativen Zahlen in % auflisten würde.

Australien: 5G-Messungen mit spektakulären Ergebnissen

rallb, Samstag, 16.07.2022, 01:28 (vor 671 Tagen) @ Gustav

Naja, angenommen er bezieht sich auf die Leistungsflussdichte - was deutlich plausibler wäre. Dann würde die für 5G angegebenen 2,5% Maximalwert ja immerhin 250 Milliwatt/m2 bedeuten, also 9,7 V/m. Ein Wert, den man nicht als hoch betrachten muss, der aber (über längere Zeit) schon einige der strengeren nationalen Grenzwerte reißen würde. Von daher finde ich die genaue Angabe schon nicht irrelevant.

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e=mc2, Samstag, 16.07.2022, 09:35 (vor 671 Tagen) @ rallb

Naja, angenommen er bezieht sich auf die Leistungsflussdichte - was deutlich plausibler wäre. Dann würde die für 5G angegebenen 2,5% Maximalwert ja immerhin 250 Milliwatt/m2 bedeuten, also 9,7 V/m. Ein Wert, den man nicht als hoch betrachten muss, der aber (über längere Zeit) schon einige der strengeren nationalen Grenzwerte reißen würde. Von daher finde ich die genaue Angabe schon nicht irrelevant.

Ich finde auch, dass die Deklaration der Maßeinheit dringend in einen solchen Messbericht gehört. Angesichts der Tatsache, dass gezielt in der Nähe von Mobilfunkbasisstationen und Line-of-Sight gemessen wurde, scheint es mir aber deutlich plausibler, dass sich die Prozentangaben auf die Leistungsflussdichte beziehen.

Australien: 5G-Messungen mit spektakulären Ergebnissen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.07.2022, 12:29 (vor 669 Tagen) @ Gustav

Die Prozentangaben beziehen sich auf die Leistungsflussdichte ? Oder ist die elektrische Feldstärken gemeint ? Zweiteres käme mir sehr niedrig vor.

Die Frage könnte vom Spezialisten Jakob stammen, der behauptet auch Dinge wie: Der Grenzwert wird um den Faktor 3 überschritten, wenn man in Watt pro m² misst sogar um den Faktor 9.

Hat HUJ das tatsächlich so behauptet?

Wenn ich meine Körpergrösse messe, dann werde ich auch nicht grösser wenn ich sie in Zoll angebe anstatt in Metern.

:clap:

Stimmt! Das hätte HUJ sich leicht an einem Beispiel selber herleiten können. Für f > 2 GHz sind z.B. 6 V/m rd. 10 Prozent des Grenzwerts 61 V/m (Referenzwert). Umgerechnet auf Leistungsflussdichte ergeben 6 V/m den Wert 0,1 W/qm, und das sind wieder 10 Prozent des Grenzwerts 10 W/qm. Den "quadratischen" Denkfehler von HUJ verständlich in Worte zu fassen will mir allerdings nicht gelingen :-).

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Australien: 5G-Messungen mit spektakulären Ergebnissen

H. Lamarr @, München, Sonntag, 17.07.2022, 11:59 (vor 669 Tagen) @ rallb

An allen 129 Standorten und in allen Messkategorien hat Acma sehr niedrige EMF-Werte im Frequenzbereich 420 MHz bis 6 GHz festgestellt, die weit unter den Grenzwerten für die zulässige öffentliche Exposition liegen. Die durchschnittliche Grenzwertausschöpfung erreichte insgesamt weniger als 1,5 %, bei der Mehrheit (98 %) der Standorte sogar weniger als 1 %.

Die Prozentangaben beziehen sich auf die Leistungsflussdichte ? Oder ist die elektrische Feldstärken gemeint ? Zweiteres käme mir sehr niedrig vor.

Auf Seite 7 des Messberichts heißt es:

As shown in Figure 4 below, measurements in all 3 categories were conducted using a selective field strength measuring device – a Narda SRM-3006 selective radiation meter – along with an isotropic electric field probe – a Narda three axis antennae (420 MHz to 6 GHz). The meter was mounted on a tripod at a height of 1.5 metres above ground level.

Dies deutet stark darauf hin, dass sich die Prozentwerte auf die Feldstärke beziehen. Explizit steht dieser Bezug in dem Messbericht jedoch nicht drin, der Bezug (nachträglich umgerechneter Messwerte) auf die Leistungsflussdichte ist zwar unwahrscheinlich, lässt sich jedoch nicht zu 100 Prozent ausschließen. Allerdings wird an anderer Stelle des Messberichts gesagt ...

[...] This was to ascertain whether EME is within the limits set by Radiation Protection Standard for Maximum Exposure Levels to Radiofrequency Fields – 3 KHz to 300 GHz (2002) (the ARPANSA RPS3 standard) as required by the reference levels for time-averaged exposure to RMS electric and magnetic fields (unperturbed fields). [...]

Der RPS3-Standard hat jedoch mehr als 130 Seiten und auf die Schnelle konnte ich auch dort keine konkrete Anweisung finden, auf welche der beiden physikalischen Größen sich Angaben zur Grenzwertausschöpfung zu beziehen haben. Immerhin ist ersichtlich, dass die Arpansa-Limits im Wesentlichen mit den Icnirp-Empfehlungen übereinstimmen und nicht etwa höhere Referezwerte zulassen, was die geringe Grenzwertausschöpfung erklären könnte.

Mein Fazit: Höchstwahrscheinlich bezieht Acma sich auf die elektrische Feldstärke, die Hand ins Feuer legen würde ich dafür aber nicht. Die Tatsache, dass wir hier überhaupt rätseln müssen, was denn nun die richtige Bezugsgröße ist, hätte ich von dem Papier einer Regulierungsbehörde nicht erwartet.

Hintergrund
Das Wunder von NRW: Höchstens 0,036 % des Grenzwerts gemessen (2003)

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