Handyverbot an Bayerns Schulen steht auf der Kippe (Allgemein)

Gast, Freitag, 24.11.2017, 12:36 (vor 2366 Tagen)

Bayerns Schüler können auf das Ende des gesetzlichen Handyverbots hoffen: Viele Lehrer, Eltern und Schüler sind dagegen. Auch in der Politik formiert sich breiter Widerstand - selbst innerhalb der CSU. mehr ...

Hintergrund
Bayerischer Landtag beschließt 2006 Handyverbot an Schulen
Positionspapier (vom 20.11.2017) des Landesschülerrates in Bayern zur Nutzung von Mobilfunktelefonen

Tags:
Landtag, Handyverbot, Schule, Bayern

Grüne fordern Neuregelung der Handynutzung an Schulen

H. Lamarr @, München, Freitag, 15.12.2017, 00:42 (vor 2345 Tagen) @ Gast

Dringlichkeitsantrag (Drucksache 17/19242) vom 28.11.2017 der Abgeordneten Katharina Schulze, Ludwig Hartmann, Thomas Gehring, Ulrike Gote, Jürgen Mistol, Gisela Sengl und Fraktion (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN).

Neuregelung der Handynutzung an Schulen

Der [Bayerische] Landtag wolle beschließen:
1. Die Staatsregierung wird aufgefordert, allen bayerischen Schulen den Auftrag zu erteilen, in Zusammenarbeit mit dem Elternbeirat und der Schülerinnen- und Schülervertretung eigene Regelungen zu treffen, wann Mobilfunktelefone, Tablets und sonstige digitale Speichermedien an den Schulen eingeschaltet sein dürfen, wann sie verpflichtend ausgeschaltet sein müssen und wann sie im Unterricht eingesetzt werden können.

2. Der Freistaat Bayern unterstützt die Schulen finanziell bei der Anschaffung eines Gerätepools für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die über keine eigenen, für einen gemeinsamen Unterricht erforderlichen Mobilfunktelefone, Tablets und sonstige digitale Speichermedien verfügen.

Begründung:
Der momentan gültige Wortlaut des Art. 56 Abs. 5 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesens (BayEUG)hat sich seit seiner Einführung im Jahr 2006 nicht bewährt. Das nur in Bayern in dieser Form festgesetzte „Handyverbot“ konnte bisher weder die Nutzung unerwünschter Online-Dienste verhindern, noch konnte die Mitnahme eingeschränkt und die Gesamtnutzungsdauer sinnvoll reduziert werden. Kinder und Jugendliche verbringen heute sogar wesentlich mehr Zeit mit ihren Smartphones als im Jahr 2006 und obwohl das meist außerhalb der Schule geschieht, reduziert sich dadurch der Lernerfolg. Will man also im Sinne der Kinder und Jugendlichen echte Medienkompetenz vermitteln, muss das im Unterricht und im Idealfall mit den eigenen Geräten geschehen. Von so einer Maßnahme würden die Schülerinnen und Schüler auch über den Schulalltag hinaus profitieren während reine Verbote keinen sinnvollen Lernerfolg nach sich ziehen.

Der Art. 56 Abs. 5 BayEUG ist außerdem nicht mehr zeitgemäß. Der elf Jahre alte Wortlaut hat mit der heutigen Lebenswirklichkeit von Schülerinnen und Schülern nichts mehr zu tun. Trotz des sogenannten Handyverbots nahmen bereits 2015 neun von zehn Schülerinnen und Schülern (92 Prozent) ihr Handy mit in die Schule. Die Nutzung von Mobiltelefonen, Tablets, Laptops und ähnlichen Geräten ist aus dem Leben der Kinder und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Insofern erscheint eine gesetzliche Regelung, die eine Nutzung derartiger Geräte verbietet, rückständig und zu wenig flexibel, um den schnellen technischen Entwicklungen Rechnung zu tragen.

Für die Schulen selbst ergibt sich aus der bayerischen Gesetzeslage kaum Spielraum, wird hier doch nur von Ausnahmen – welche nicht näher definiert sind – gesprochen. Schulinterne Regelungen sind vor diesem Hintergrund nicht bindend und führen deshalb auch immer wieder zu Unsicherheiten bei Lehrkräften, Kindern und Eltern. Eine verbindliche Aufgabenzuweisung an die Schulen, gemeinsam mit dem Elternbeirat und der Schülerinnen- und Schülervertretung eigene Richtlinien zu entwickeln, wann Mobilfunktelefone, Tablets und sonstige digitale Speichermedien an den Schulen eingeschaltet sein dürfen, wann sie verpflichtend ausgeschaltet sein müssen und wann sie im Unterricht eingesetzt werden können, würden diese Unsicherheiten verhindern und einen sinnvollen Einsatz dieser Medien ermöglichen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Freie Wähler fordern Pädagogisches Konzept statt Handyverbot

H. Lamarr @, München, Freitag, 15.12.2017, 00:49 (vor 2345 Tagen) @ Gast

Dringlichkeitsantrag (Drucksache 17/19261) vom 29.11.2017 der Abgeordneten Hubert Aiwanger, Florian Streibl, Prof. Dr. Michael Piazolo, Dr. Leopold Herz, Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer, Dr. Hans Jürgen Fahn, Thorsten Glauber, Eva Gottstein, Joachim Hanisch, Johann Häusler, Nikolaus Kraus, Peter Meyer, Bernhard Pohl, Gabi Schmidt, Dr. Karl Vetter, Jutta Widmann, Benno Zierer und Fraktion (FREIE WÄHLER)

Pädagogisches Konzept statt Handyverbot an Bayerns Schulen

Der [Bayerische] Landtag wolle beschließen:
Die Staatsregierung wird aufgefordert, die rechtlichen Rahmenbedingungen zu schaffen, um einen zeitgemäßen Umgang mit digitalen Speichermedien wie Mobilfunktelefonen bzw. Smartphones im Schulalltag zu ermöglichen.
Hierzu sollte die Staatsregierung zeitnah das Gespräch mit allen Beteiligten, darunter Vertretern der Eltern- und Schülerschaft sowie Lehrerverbände, suchen, um im gemeinsamen Austausch ein sinnvolles und tragfähiges pädagogisches Konzept zum Umgang mit digitalen Speichermedien an Bayerns Schulen zu erarbeiten, auf dessen Basis dann auch Art. 56 Abs. 5 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) weiterentwickelt werden kann.

Begründung:
Nahezu jedes fünfte Kind im Alter von acht bis neun Jahren verfügt laut einer Umfrage aus dem Jahr 2017 in Deutschland über ein Smartphone. Bei den Jugendlichen ist der Anteil noch deutlich höher: So besitzen 88 Prozent der 12- bis 13-Jährigen und 94 Prozent der 16- bis 18-Jährigen ein Smartphone. Tatsache ist, dass Smartphones in unserem Alltag omnipräsent und aus dem Leben der Erwachsenen, aber auch der Kinder und Jugendlichen kaum noch wegzudenken sind.

Auch die Schule kann und darf sich dieser Tatsache nicht weiter verschließen. Vielmehr lässt sich der kompetente, kritische und verantwortungsbewusste Umgang mit digitalen Produkten wie dem Smartphone nicht nur im Unterricht, sondern beispielsweise auch auf dem Pausenhof einüben. Denn auch in der Freizeit wird nicht zu jeder Zeit ein Erwachsener hinter den Heranwachsenden stehen, um die Smartphone-Nutzung zu beaufsichtigen. Es gilt daher, die Schülerinnen und Schüler hin zu einem bewussten Umgang mit dem Smartphone zu erziehen: So dürfen digitale Produkte, egal ob im Unterricht oder in der Freizeit, niemals den Menschen regieren, sondern der Mensch muss die digitalen Produkte kontrollieren.

Für das erfolgreiche Handeln in der Gesellschaft und im Beruf sowie für die Ausgestaltung unserer Zukunft werden mobile Medien eine tragende Rolle spielen. Diese Lebenswirklichkeit der Heranwachsenden muss sich auch im Schulalltag widerspiegeln. Nur auf diese Weise kann Schule die Funktion übernehmen, mit den Schülerinnen und Schülern einen fairen und gemeinschaftlichen Umgang mit den mobilen Endgeräten einzuüben und Phänomenen wie Cybermobbing oder sonstigem missbräuchlichem Verhalten in Online-Communities vorzubeugen – und dies sollte nicht nur ausnahmsweise und im engen Rahmen des Pflichtunterrichts möglich sein.

Dass eine Smartphone-Nutzung an Schulen nicht völlig unkontrolliert funktionieren wird und man nicht alles im Schulalltag digitalisieren darf, erklärt sich von selbst. Gleichzeitig darf dies jedoch nicht immer wieder als Ausrede dafür benutzt werden, um gar nichts hinsichtlich des digitalen Wandels an den Schulen zu unternehmen. Denn sich allem zu verschließen und Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, steht in völligem Widerspruch zur heutigen Lebenswirklichkeit, die nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern auch jeden Erwachsenen umgibt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Medienkompetenz, FW

Handyverbot an Bayerns Schulen: Diskussionsbeitrag

Gast, Freitag, 22.12.2017, 13:30 (vor 2338 Tagen) @ Gast

Auszug aus nordbayern.de vom 20.12.2017

Steinzeitpädagogik oder sinnvoller Schutz der Schüler vor Ablenkung, Überwachung oder Cybermobbing? Bayern hat als einziges Bundesland ein Handy- beziehungsweise Handynutzungsverbot in seinem Schulgesetz verankert, doch inzwischen regt sich Widerstand gegen diese Regelung. weiter ...

Tags:
Handyverbot, Bayern

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