Schlüsselfinder reagieren auf Batteriewellen (Elektrosensibilität)
Fotograf Jean Revillard dokumentiert elektrosensible Leute, die sich in die Wildnis zurückgezogen haben. Das ist sein gutes Recht. Doch Herr Revillard belässt es nicht dabei, sich auf sein Fach zu konzentrieren, wie er es im Juli noch in der NZZ tat. Er verbreitet jetzt in einem Interview mit dem Tagesanzeiger seine persönliche Meinung über "Elektrosensible" als beruhe sie nicht auf der subjektiven Wahrnehmung eines Laien, sondern auf profunden Kenntnissen über "Elektrosensibilität". Doch gleich die Antwort auf die erste Interviewfrage macht deutlich in welchen Sphären der brave Fotograf schwebt.
Herr Revillard, mit Ihrem Projekt «Ondes» gehen Sie ein umstrittenes Thema an. Die Symptome elektrosensibler Leute sind diffus, und über ihre Ursache besteht kein Konsens.
Die Symptome sind echt, die Menschen leiden. Es stimmt, bis heute konnte noch kein Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung und gesundheitlichen Beschwerden nachgewiesen werden. Ich bin zwar kein Wissenschaftler, bin aber davon überzeugt, dass diese Leute die elektronischen Wellen und den Schmerz fühlen. Als ich meinen Autoschlüssel einmal im Wald von Drôme verlor, konnten die Leute ihn sofort finden. Sie sagten, sie spürten die Wellen der Batterie.
Kommentar: Aus meiner Sicht schadet jeder sogenannten Elektrosensiblen, wenn er sie in ihrer Wahnvorstellung bestärkt, schwache elektromagnetische Felder körperlich spüren zu können. Ein solcher Zuspruch erschwert es den Betroffenen, den Weg zu finden zu einer seriösen fachärztlich angemessen Behandlung ihrer Phobie. Dieser Fotograf meint es wahrscheinlich nur gut, tatsächlich erweist er den Betroffenen einen Bärendienst, der sie noch tiefer in die Isolation treibt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –