Einfluss der Hand auf die Spezifische Absorptionsrate im Kopf (Forschung)

Doris @, Donnerstag, 03.11.2011, 21:01 (vor 4577 Tagen)

Einfluss der Hand auf die Spezifische Absorptionsrate im Kopf

In dieser Studie wurde der Einfluss der Hand eines Handynutzers, die das Mobiltelefon an das Ohr hält, auf den räumlich über 1g und 10g gemittelten Spitzenwert der spezifischen Absorptionsrate (psSAR) im Kopfgewebe untersucht. Motiviert war die Studie durch aktuelle Berichte, in denen über Fälle einer beträchtlichen Erhöhung des psSAR-Wertes durch die Hand des Nutzers berichtet worden war. Derzeitige Messstandards schreiben vor, die Messung des SAR-Wertes an einem Phantomkopf ohne die Anwesenheit einer Hand vorzunehmen. In der vorliegenden Studie wurden die Einflussmechanismen zwischen Hand und Mobiltelefonen untersucht. Um besser zu verstehen, wie die verschiedenen Haltungen einer Hand zu einem höheren SAR-Wert im Kopf führen können, wurden Simulationen und Messungen bei 900 MHz und 1800 MHz vorgenommen. Dabei führte man numerische Simulationen für vier unterschiedliche Mobiltelefon-Modelle und verschiedene Parameter durch, wie z. B. den Abstand Handteller-Mobiltelefon und unterschiedliche Handpositionen. Gemessen wurde an 46 handelsüblichen Mobiltelefonen, wobei der maximale psSAR-Wert bei verschiedenen Positionen der Hand sowie Abständen Handteller-Mobiltelefon aufgezeichnet wurde.
Sowohl die Simulationen als auch die Messungen erbrachten infolge der Anwesenheit einer Hand einen Anstieg des psSAR-Wertes im Kopf von mindestens 2,5 dB. Weiter ergab sich, dass der psSAR-Wert abhängig vom Griff der Hand ist, was bedeutet, dass die Abweichung 3 dB überschreiten kann.

Bibliography: Li et al., IEEE Transactions on Antennas and Propagation, published online 21 Oktober 2011,
Abstract

Quelle: WIK-EMF Brief Nr. 63 vom 03.11.2011

Einfluss der Hand auf die Spezifische Absorptionsrate im Kopf

Kuddel, Donnerstag, 03.11.2011, 21:55 (vor 4577 Tagen) @ Doris

Sowohl die Simulationen als auch die Messungen erbrachten infolge der Anwesenheit einer Hand einen Anstieg des psSAR-Wertes im Kopf von mindestens 2,5 dB. Weiter ergab sich, dass der psSAR-Wert abhängig vom Griff der Hand ist, was bedeutet, dass die Abweichung 3 dB überschreiten kann.

Das erinnert mich an diesen Strang...
in welchem von Doris eine Studie (PDF) aus dem EMF Forschungsprogramm aufgetan wurde, welche mittels Simulation untersuchte, ob bedingt durch die komplexe Geometrie eines Ohres nicht an bestimmten Stellen im Ohr durch Resonanzeffekte die SAR lokal erhöht wird.
Heraus kam, daß es tatsächlich Stellen im Ohr gibt, an welchen die SAR 10..20 dB erhöht sein kann (Faktor 10..100!).
Durch den oben beschrieben "Hand-" Effekt käme nochmal Faktor 2 hinzu, womit wir bei 20..200 facher Überschreitung wären.
Nach Adam Riese wäre man, bedingt durch diese Effekte, im "worst-worst" case bei SAR Werten von bis zu 400W/kg angelangt.

Stellt sich die Frage, ob damit unter bestimmten Umständen nicht längst der Sicherheitspuffer ,der dem SAR Vorsorgewert innewohnt, überschritten wäre.

Tags:
EMF-Forschungsprogramm

Einfluss der Hand auf die Spezifische Absorptionsrate im Kopf

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 03.11.2011, 23:06 (vor 4577 Tagen) @ Kuddel

Heraus kam, daß es tatsächlich Stellen im Ohr gibt, an welchen die SAR 10..20 dB erhöht sein kann (Faktor 10..100!).

Stimmt, diese Stellen im Ohr sind aber nicht stoffliches Gewebe, sondern mit einer klaren Flüssigkeit (Peri- und Endolymphe) gefüllte Hohlräume - im Innenohr, nicht im Hirn ;-). Die SAR-Hot-Spots an dieser Stelle haben wegen der sehr guten Wärmeleitfähigkeit der Flüssigkeit keine nennenswerte lokale Temperaturerhöhung zur Folge (siehe PDF-Seite 88 von 129). Da dürfte sich auch der zusätzliche Hand-Faktor 2 nicht dahingehend auswirken, dass bei längeren Telefonaten aus den Ohren Dampf entweicht.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Einfluss der Hand auf die Spezifische Absorptionsrate im Kopf

Kuddel, Freitag, 04.11.2011, 17:59 (vor 4576 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Freitag, 04.11.2011, 19:57

Ich habe einen Gedankenfehler gemacht.
Nicht der SAR Vorsorgewert wird 10..100 fach überschritten, sondern

[Studientext] Im Vergleich zur SAR im Felsenbein sind die SAR-Werte im Peri/Endolymphraum teilweise um bis zu 10-20 dB höher, d.h. man kann in diesem Fall durchaus von SAR-Hot-Spots sprechen.

Meine "worst case" Hochrechnung mit den 20..200W/kg (berechnet aus 2W/kg *(10..100 =lokale Hotspots) *2 (Handeffekt) war also Quark.

Allerdings gibt es in der Studie in den Falschfarben-Grafiken zum Ohr Stellen, die "innendrin" an einige W/kg herankommen (z.B. Gehörgang) und selbst in der tief innenliegenden Gehörschnecke "titscht" es fast an die 1W/kg (ohne Handeffekt!)

(Nachträgliche Korrektur: Noch ein Fehler meinerseits: Die Grafiken sind auf 1 W Sendeleistung normiert, das ist mehr als ein Mobiltelefon haben darf => GSM 2W/8=0,25W mittlere Leistung. Die SAR Werte in den Grafiken wären also durch Faktor 4 zu teilen)

[image]

Hinzu kommt, daß man (aufgrund des Alters der Studie) die Simulationen mit Geräten mit externer Antenne durchgeführt hat, bzw. wo die "Stab"-Antenne oberhalb des Ohres angebracht ist, und nicht mit Antennen, welche (wie in heutigen Modellen) nahe der Hörkapsel = wesentlich näher am Gehörgang plaziert sind.
Möglicherweise liegen die SAR Werte tief im Ohr bei diesen modernen Geräten im "worst case" sogar höher als bei den älteren Modellen ?!?
(Wobei die "moderne", deulich höhere Netzdichte sicherlich im Mittel den SAR am Ohr deutlich reduziert hat)

Stimmt, diese Stellen im Ohr sind aber nicht stoffliches Gewebe, sondern mit einer klaren Flüssigkeit (Peri- und Endolymphe) gefüllte Hohlräume - im Innenohr, nicht im Hirn ;-). Die SAR-Hot-Spots an dieser Stelle haben wegen der sehr guten Wärmeleitfähigkeit der Flüssigkeit keine nennenswerte lokale Temperaturerhöhung zur Folge (siehe PDF-Seite 88 von 129). Da dürfte sich auch der zusätzliche Hand-Faktor 2 nicht dahingehend auswirken, dass bei längeren Telefonaten aus den Ohren Dampf entweicht.

Da kenne ich mich zu wenig in der Biologie aus, um beurteilen zu können, ob nicht doch irgendetwas "lebendes" an die "Hotspots" in der Lymphe angrenzt, z.B. Schleimhäute, oder ob nicht gar in der Lymphe selbst irgend etwas Lebendes schwimmt, so wie im Blut die Blutzellen.

Für mich hat es den Anschein, daß aufgrund der komplexen geometrischen Strukturen tief im Ohr (nahe dem Gehörnerv) erhebliche SAR Werte auftreten können... Der Gehörgang und die umgebenden Knochen "leiten" quasi die Hochfrequenzenergie nach innen bis an das "Heiligste", den Hör-Nerv.

Ich habe auch heute noch beim "Mobil"-Telefonieren und langen DECT Telefonaten ein ungutes Bauchgefühl und fasse mich deshalb kurz oder schalte auf Freisprechmodus.

K

Tags:
Absorptionsrate

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