Fakten helfen nicht gegen subjektive Ängste (Allgemein)

Doris @, Sonntag, 03.01.2010, 13:43 (vor 5245 Tagen)

Das Kompetenzzentrum serec forscht seit Jahren über Elektromagnetismus und «Elektrosmog». An einer Tagung am 21.12.09 diskutieren Experten über die öffentliche Wahrnehmung bezüglich möglicher Risiken elektromagnetischer Strahlung aus verschiedenen Quellen. Die beiden Mitglieder Gregor Dürrenberger und Christian Hafner fordern eine neue Kultur der Risikokommunikation, die auch subjektive Ängste in der Gesellschaft ernst nimmt.

hier geht's zum kompletten Interview....

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Kompetenzzentrum, Dürrenberger

Mißverständnisse in der Kommunikation

Kuddel, Sonntag, 03.01.2010, 15:06 (vor 5245 Tagen) @ Doris

Aus dem Interview:

Interviewfrage: ... wie sieht es bei den nicht-thermischen Effekten aus, also zum Beispiel bei den messbaren Einwirkungen auf Gehirnströme?

Antwort Hr. Hafner: In diesem Bereich bestehen bis heute grosse Unklarheiten. Studien haben gezeigt, dass auch elektromagnetische Felder mit geringer Intensität einen Einfluss auf die Gehirnströme haben. Dabei spielen diverse Parameter, wie Frequenz und Modulation eine wichtige Rolle. Ob die Auswirkungen schädlich sind, ist jedoch bis heute nicht geklärt.

Antwort Hr. Dürrenberger: Man muss aber die Relationen sehen: Die Effekte sind etwa vergleichbar mit den Werten, die gemessen werden, nachdem jemand eine Tasse Kaffee getrunken hat.

Wie ein Leser (=Laie) dieses verstanden hat, sieht man im Leserkommentar

Leser: Herr Dürrenberger sagt: "Die Effekte sind etwa vergleichbar mit den Werten, die gemessen werden, nachdem jemand eine Tasse Kaffee getrunken hat." Ich kann abends nicht einschlafen, wenn ich nach dem Abendessen einen Kaffee trinke. Falls alltäglicher Elektrosmog bei gewissen Menschen ähnliche Effekte hervorrufen kann, fände ich die Kritik an Handyantennen schon ziemlich berechtigt!

Interessant sind allein schon die Kommunikationsprobleme in diesem Interview:
Herr Hafner und Herr Dürrenberger sprechen von Feldern "geringer Intensität"(*), meinen damit aber Emissionen von Mobiltelefonen, deren Auswirkungen "mit einer Tasse Kaffee" verglichen werden.

Der Leser des Interwievs verbindet mit dem Ausdruck "geringe Intensität" sofort Emissionen von Basisstationen und leitet daraus ab, daß Basisstationen den Schlaf beeinflussen. Die SAR Werte durch Basisstationen liegen typisch weit unter unter 0,001W/kg.

Wie man im EMF Portal nachlesen kann, werden Felder,welche zu SAR-Werte von 0,1..2W/kg führen, oder auch Leistungsflußdichten von 10..100 W/m², von Wissenschaftlern oft als "schwache Felder" bezeichnet.

Der Baubiologe/Wünschelrutengänger versteht unter "schwachen Feldern" aber Felder, welche SAR-Werte unterhalb 0,000001W/kg hervorrufen.

Da Normalbürger häufiger von Baubiologen, als von Wissenschaftlern "aufgeklärt" werden, sind Mißverständnisse vorprogrammiert...

Die "Aufklärung" der Bevölkerung durch Baubiologen müßte von Wissenschaftlern stärker berücksichtigt werden.
K

Tags:
Wünschelrutengänger, Leserkommentar, Dürrenberger, Kommunikationsproblem

Fakten helfen nicht gegen subjektive Ängste (II)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.01.2010, 16:02 (vor 5245 Tagen) @ Doris

Fakten helfen nicht gegen subjektive Ängste

Ja, das scheint mir eine wichtige Erkenntnis zu sein. Ob Sie zutrifft, weiß ich allerdings nicht genau, denn, wenn nicht mit Fakten, wie sonst soll denn dann subjektiven Ängsten begegnet werden. Wahrscheinlich kommt es mehr auf das WIE an, wie die Fakten eingesetzt werden. Auch ein prima Radkreuz lässt sich so ungeschickt handhaben, dass eine festsitzende Radmutter damit nicht zu lösen ist.

Kürzlich habe ich etwas von Angst in Bezug auf die Innere Sicherheit gelesen. In dem Beitrag ging es darum, dass diese "gefühlten Angst" von der Kriminalstatistik (Fakten) in keiner Weise bestätigt werden kann. Und dennoch ist diese Angst da und macht sich weiter breit. So wie die "gefühlte Angst" vor Sendemasten sich breit machen konnte während die berechtigte Angst vor Hautkrebs infolge üppiger Solarstudiobesuche sich leider nicht breit machen wollte und deshalb ein Gesetz die Leute zur Vernunft bringen muss. Dies alles scheinen mir Aspekte der "Risikokommunikation" zu sein. Anfangs stand ich dieser Disziplin sehr skeptisch gegenüber, ich dachte es wäre die Lehre von der kollektiven Massen-Einwicklung, damit Industrie & Politik freie Fahrt haben. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet und ich sehe darin einen interessanten Ausweg, die populistische Macht der Desinformanten zu brechen. Von einem Insider habe ich gehört, dass zu den aufmerksamen Mitlesern in diesem Forum auch Angstforscher gehören, denen das ewige hin und her der Argumente vermutlich ganz andere Informationen vermitteln, als es die Streithähne vor hatten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Risikokommunikation, Desinformanten

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