Die Finten eines Mobilfunkkritikers (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 19.07.2006, 19:42 (vor 6497 Tagen) @ Schmetterling

Wegen der Vorgänge der letzten Wochen hat sich bei mir eine Allergie gegen Behauptungen, Verdrehungen und Vernebelungen ausgebildet, die mir auf unserer Seite, also bei den Kritikern, häufiger auffallen als früher. Und obwohl nach wie vor Mobilfunkkritiker mit dem Motiv Vorsorge, möchte ich Unglaubwürdiges hin und wieder aufgreifen, damit es auf Seiten der Kritiker nicht gänzlich unwidersprochen bleibt. Machen wir also wieder einen unserer beliebten Lackkratzer:

Jürg Zimmermann: Die Entrüstung bei den Betroffenen ist riesig, weil die publizierten Resultate nicht die Realität wiedergeben.

Die ETH-Studie, das weiß jeder, war als Replikation der TNO-Studie angelegt, sie kann deshalb die Realität nicht wiedergeben und hat auch die in sie gesetzten Erwartungen der Kritiker enttäuscht. Eine Erklärung für die Enttäuschung gibt es auch schon: Das von den ES beklagtes Manko der TNO-Studie, dass deren drei Testläufe so dicht nacheinander stattfanden, dass keine Erholung stattfinden konnte, wurde bei der ETH-Studie ausgeräumt. Also ein Fortschritt? Nein, nicht aus Sicht der ES, die jetzt beklagen, dass sie auf der 3-maligen Fahrt zur ETH Zürich nach je 1-wöchiger Erholungsphase von den passierten Mobilfunk-Basisstationen "aufgeladen" wurden und deshalb beim Test die ES ihre Sensibilität eingebüßt hatten.

Wie steht's: Ist diese Erklärung fürs vorhersehbare "Scheitern" der ETH-Studie nun glaubwürdig - oder eher unglaubwürdig?

Die Menschen in der Umgebung von Antennen leiden tatsächlich.

Im Umfeld "unserer" Antenne (Pmax = 30 W/10 W) ist mir kein einziger Fall bekannt geworden, dass jemand leidet und dies in Zusammenhang mit den drei UMTS/GSM-Kombiantennen bringt. In Deutschland haben wir derzeit rd. 75'000 Standorte für Sendeanlagen mit P > 10 W. Da müsste es doch unglaublich viele Leidende geben, bislang konnte Frau Dr. Waldmann-Selsam aber nur etwa 1 000 ausfindig machen, und selbst bei denen bleibt die Frage offen, was wirklich die Ursache ihrer Beschwerden ist, weil Frau Waldmann weitgehend nur die Selbstdiagnosen der Betroffenen übernimmt. Wo sind die Abertausend anderen unter Mobilfunk Leidenden, die es bei der immens hohen Anzahl von Standorten zweifellos geben müsste?

Zudem gibt es eine grosse Diskrepanz zwischen dem, was an der Medienkonferenz gesagt wurde, und dem, was die Medien dann daraus gemacht haben. Gesagt wurde, dass eine kurzfristige Bestrahlung das Wohlbefinden nicht beeinträchtige. In den Zeitungen stand dann, UMTS-Antennen seien ungefährlich und könnten jetzt errichtet werden.

Wenn Jürg Zimmermann sagt: "Gesagt wurde, dass eine kurzfristige Bestrahlung das Wohlbefinden nicht beeinträchtige", dann kann man das leicht mißverstehen: "Gesagt wurde, kurzfristige Bestrahlung sei harmlos, aber wehe dem, der langfristig die Strahlendusche abkriegt."

Der tatsächliche Wortlaut in der Medienmitteilung der ETH-Zürich ist dagen so formuliert, dass dieses Mißverständnis nicht so leicht passieren kann. Lesen Sie selbst:

Die Forscher weisen aber darauf hin, dass die Resultate nur eine Aussage über den Zusammenhang zwischen einer kurzfristigen Exposition mit UMTS-Strahlung und der unmittelbaren Beeinträchtigung des Wohlbefindens oder der kognitiven Fähigkeiten zulassen. «Wir können keine Rückschlüsse auf andere kurzfristige Effekte oder einen Zusammenhang zwischen einer langfristigen, chronischen Bestrahlung durch UMTS-Basisstationen und einem allfälligen Gesundheitsrisiko ziehen>, betont Peter Achermann.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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