Neue Formel zur Berechnung der Anzahl schwer betroffener EHS (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Samstag, 27.01.2024, 22:21 (vor 115 Tagen) @ H. Lamarr

Die Baugenossenschaft, deren Statuten auf den 29. April 2018 datieren, bezweckt laut Selbstauskunft in gemeinsamer Selbsthilfe ihrer Mitglieder die Beschaffung von preisgünstigen Wohnungen und Bau und Erwerb von Wohnhäusern oder Wohnungen für elektrosensible Menschen, unter Ausschluss jeder spekulativen Absicht.

Auf den ersten Blick erschien mir die heute gefundene Anzahl der Mitglieder der EHS-Baugenossenschaft zwar interessant aber nicht spektakulär. Doch je länger mich die neue Information beschäftigte, desto spektakulärer stufte ich sie ein. Am Ende kam eine simple Formel heraus, mit der sich die Anzahl schwer betroffener "Elektrosensibler" in der Schweiz grob abschätzen lässt. Die Gegenprobe ergab für Deutschland 550 schwer Betroffene, eine Größenordnung, die von Beobachtungen bestätigt wird.

Um die "Baugenossenschaft Wohnraum für elektrosensible Menschen" ist es sehr ruhig geworden, aus den Geschäftsberichten der npg AG ist das einst angedachte Projekt eines "EHS-Hauses" verschwunden. Zuletzt hieß es 2020: "Beim Projekt Elektrosmogfreies-Haus sind die Betroffenen weiter dabei, einen geeigneten Standort zu suchen. Es gestaltet sich schwierig, überhaupt eine elektrosmogfreie Zone in der Schweiz zu finden." Schwierig vor allem deshalb, weil manchen "Elektrosensiblen" schon eine Leistungsflussdichte von 1 μW/m² (10-millionenfach unter Grenzwert) als unzumutbar erscheint. Unter diesen Umständen ist die Suche nach einem Grundstück tatsächlich so erfolgreich wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Moneyhouse ist jedenfalls kein Baugesuch der Baugenossenschaft bekannt.

Die Baugenossenschaft selbst gibt es jedoch noch, inzwischen mit einem eigenen Webauftritt. Die dort gezeigten Statuten (Stand heute) sind jedoch veraltet, denn im Juni 2022 wurde der Zweck neu formuliert. Unten sind die Änderungen gegenüber den alten Statuten farblich markiert (rot = Streichung, blau = hinzugefügt):

Bezweckt [in gemeinsamer Selbsthilfe ihrer Mitglieder] die Beschaffung von preisgünstigen Wohnungen und Bau und Erwerb von Wohnhäusern oder Wohnungen für elektrosensible Menschen, unter Ausschluss jeder spekulativen Absicht. Verfolgt im Besonderen den Zweck, den preisgünstigen Wohnungsbau im Sinne der eidgenössischen Wohnraumförderungsgesetzgebung sowie entsprechender kantonaler und kommunaler Erlasse zu fördern. Sie ist Mitglied von WOHNEN SCHWEIZ - Verband der Baugenossenschaften. Zudem wird die Sensibilisierung der Öffentlichkeit bezweckt, insbesondere Behörden und Institutionen, betreffend Menschen mit Umwelterkrankungen (speziell EHS, aber auch MCS und andere), Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebenssituation Betroffener und sinnvolle Präventionsmassnahmen für die Gesamtbevölkerung. Kann Grundstücke erwerben oder veräussern sowie Häuser bauen, erwerben, verwalten oder vermieten. Beim Verkauf eines Grundstückes ist den Genossenschaftern vorab Gelegenheit zu geben, dieses zu einem angemessenen Preis zu erwerben.

Die Streichung dürfte auf einem Mangel von Mitgliedern der Baugenossenschaft beruhen. Denn einem Medienbericht von 2019 zufolge hatte sie seinerzeit nur rd. 50 Mitglieder, von denen offensichtlich keines schwer reich ist. Die Zahl 50 finde ich bemerkenswert, denn sie lässt sich als die Anzahl EHS in der Schweiz interpretieren, die so stark an ihrer gefühlten "Elektrosensibilität" leiden, dass sie bereit sind, ihre Lebensgewohnheiten aufzugeben. Bislang gab es nirgendwo vergleichbar aussagekräftige Zahlen.

0,0009 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten sind schwer "elektrosensibel"

Interessierte Kreise versuchen seit mindestens 20 Jahren den Eindruck zu erwecken, "Elektrosensibilität" wäre eine unerkannte Volkskrankheit, unter der in der Schweiz hunderttausende leiden würden, ein Ex-Elektriker weiß sogar von 880'000 Elektrosmog-Betroffenen zu berichten. Da "Elektrosensibilität" weder eine anerkannte "Krankheit" ist und sich auch nicht seriös diagnostizieren lässt, gibt es nirgendwo auf der Welt verlässlichen Zahlen der Prävalenz, sondern nur vage Schätzungen. Eine häufige Schätzung aufgrund von Umfragen lautet: 5 Prozent der Bevölkerung halten sich für elektrosensibel. Lässt man Kinder außen vor, bleiben von der Bevölkerung die Stimmberechtigten bei Wahlen übrig, in der Schweiz wären dies etwa 5,5 Mio. Davon 5 Prozent sind rd. 275'000 Personen, die sich der Schätzung zufolge für "elektrosensibel" halten. In dieser Zahl sind alle enthalten, 50 Personen die schwer betroffen sind und die übrigen "Gelegenheitselektrosensiblen", die nicht auf die Idee kämen, ihre Lebensgewohnheiten z.B. wegen eines warmen Ohrs nach einem längeren Telefonat aufzugeben. Geht man von 50 schwer Betroffenen aus, sind das 0,018 Prozent der 275'000 Personen, die sich für "elektrosensibel" halten und 0,0009 Prozent der Stimmberechtigten in der Schweiz. Diese Werte kommen der beobachtbaren Realität, hier im Forum vielfach dokumentiert, verdammt nahe. Selbst dann, wenn man eine Dunkelziffer berücksichtigt und die Anzahl der schwer Betroffenen verdoppelt oder verfünffacht.

Fazit: Wenn etwas riecht wie ein Hase, hoppelt wie ein Hase, frisst wie ein Hase, schnackselt wie ein Hase und aussieht wie ein Hase, dann ist es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch ein Hase. Soll heißen: Die von Dampfplauderern verbreiteten Zahlen über "Elektrosensible" dürfen mit Fug und Recht ins Reich der Sagen und Märchen verwiesen werden. Auch die oben aufgemachte Berechnung der schwer Betroffenen hat mit wenn & aber zu kämpfen, die gefundene Größenordnung von etwa 0,0009 Prozent der Stimmberechtigten wurde jedoch aus so vielen unterschiedlichen Blickwinkeln in Deutschland und der Schweiz gefunden, dass ich sie als zutreffend betrachte. Mit rd. 61,2 Mio. Stimmberechtigten ergibt die Gegenprobe für Deutschland 61,2 Mio. x 0,000009 = 551 schwer betroffene "Elektrosensible". Diese Größenordnung korreliert hinreichend gut mit der Anzahl der Mitglieder des größten deutschen EHS-Vereins und mit der Anzahl von "EHS-Pappkameraden" anlässlich des Versuchs einer Großdemonstration vor dem Berliner Reichstaggebäude.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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