"Das digitale Dilemma": Berichtigung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 31.12.2023, 15:02 (vor 122 Tagen) @ H. Lamarr

[...] Es könnte einem schlecht werden angesichts der unglaublichen Verdrehungen von Tatsachen, die einem hier ungeniert serviert werden. [...]

Meinen hier konkretisierten Vorwurf der Lüge gegenüber Klaus Scheidsteger nehme ich zurück.

Warum? Weil der kritisierte (kurze) Trailer, wie auf YouTube zu erkennen ist, nicht aus jüngerer Zeit stammt, sondern seit neun Monaten, also seit März 2023 angeboten wird. Zu diesem Zeitpunkt prüfte das erstinstanzliche Gericht in Washington D.C. jedoch noch die Akten, die Gesetze der Gerichtsbarkeit, die während der Beweisanhörung im September 2022 vorgelegten Zeugenaussagen und Unterlagen, einschließlich der Argumente der Anwälte, sowie die nach der Beweisanhörung eingereichten Schriftsätze. Erst am 25. April 2023 gab das Gericht bekannt, dass dem Antrag der Beklagten vom 19. Juli 2019 auf Ausschluss der Sachverständigenaussagen der Kläger stattgegeben wird, was faktisch die Einstellung des Verfahrens zugunsten der Beklagten bedeutet.

Wegen seiner guten Kontakte zu George L. Carlo, der wiederum (laut Scheidsteger) aufseiten der Kläger die Kanzlei Morganroth & Morganroth berät, hätte Scheidsteger zwar möglicherweise schon im März 2023 von dem sich anbahnenden Unheil wissen können, doch das ist spekulativ und rechtfertigt meinen Vorwurf der Lüge nicht. Berechtigt wäre dieser gewesen, hätte Scheidsteger den besagten Trailer nach dem 25. April 2023 ins Netz gestellt.

Noch'n Trailer zu "Das digitale Dilemma"

Doch es gibt noch einen zweiten längeren Trailer zu Scheidstegers neuem Märchenfilm, der seit sechs Monaten im Netz steht, also seit Juni 2023 (siehe unten). In diesem wird jedoch nicht mehr behauptet, renommierte Wissenschaftler aus Europa seien die Kronzeugen der Anklage gegen die ganze Mobilfunkindustrie. Zu diesem Zeitpunkt muss dem Filmer klar gewesen sein, dass er aufs falsche Pferd gesetzt hat und der Prozess zum Nachteil der Kläger ausgehen wird. Niedergeschlagen hat sich dies in dem Trailer in keiner Weise. Im Gegenteil, Scheidsteger präsentiert dort die vom Gericht geschassten österreichischen Wissenschaftler Kundi und Mosgöller, als wäre nichts gewesen.

Der zweite Trailer zu "Das digitale Dilemma" steht seit Juni 2023 auf YouTube.

Und wieder behauptet Scheidsteger (Minute 7:30), die "ganze Mobilfunkindustrie" säße auf der Anklagebank, was zu diesem Zeitpunkt wegen der Entlassung sämtlicher Gutachter der klagenden Parteien faktisch bereits nicht mehr zutraf. Ab Minute 8:59 dampft der Trailer dann die ganze Mobilfunkindustrie ein auf Vodafone, China Mobile, American Towers Corporation, Microsoft und T-Mobile US. Von diesen Unternehmen saßen jedoch zu Prozessende neben ungenannten anderen nur zwei auf der Anklagebank (Microsoft Mobile Oy und T-Mobile US), die anderen hatten mit dem Verfahren nichts zu tun. Allerdings ist auch meine Auflistung Unbeteiliger an dieser Stelle nicht ganz astrein, denn zu Prozessende war Nokia irgendwann im 22-jährigen Verfahrensgang als Beklagte neu hinzu gekommen, wohingegen die FCC am Schluss nicht mehr unter den Beklagten war.

Im kleinen Klub der "Reichsbedenkenträger"

Auch der längere Trailer ist ein typisch populistisches Scheidsteger-Schnipselwerk, das ungeniert alte Szenen ohne Hinweis "Archivmaterial" neu verwurstet und im wesentlichen die Personen zeigt, die seit vielen Jahren Stammgast in seinen Anti-Mobilfunk-Märchenfilmen sind, z.B. der zwielichtige George Carlo hat dort seit 18 Jahren seine Auftritte.

Vergleichsweise neu ist die ab Minute 2:30 besorgt dreinblickende Deutsche Dr. med. Petra Wiechel (Petra Maria Wiechel-Sochiera) Chefin der abgelegenen "Swissmountainclinic AG" (ehemals Paracelsus Al-Ronc-Klink), die unter Corona schwer zu leiden hatte. Wiechel hat neben finanziellen Problemen einen auffälligen Fleck auf ihrem weißen Kittel, einen aus dem Reich der pseudowissenschaftlichen Esoterik und wegen fachfremder Geschäftstätigkeit ist auch nicht klar, ob die länger schon kränkelnde Klinik seit zwei Jahren nicht eher ein Hotel ist.

Kritikfähigkeit ungenügend

Viel Kritisches gäbe es zu beiden Trailern noch zu sagen, doch dies käme einer unverdienten Aufwertung der populistisch-manipulativen Streifen gleich. Schaunmermal, ob Klaus Scheidsteger sich traut, für sein neuestes Werk Geld zu verlangen, dann sehen wir weiter ...

Stopp, einen hab ich noch: Gestern fügte ich dem kurzen Trailer auf YouTube (momentan 986 Aufrufe plus drei Kommentare) einen kurzen vierten Kommentar hinzu mit Link auf diesen Strang. Gestern war der Kommentar noch zu sehen, heute ist er spurlos verschwunden. Mit Kritik konnten organisierte Mobilfunkgegner meiner Erfahrung nach noch nie souverän umgehen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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