EBI "Stop 5G": Manipulationsverdacht (III) (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 15.04.2023, 21:53 (vor 395 Tagen) @ H. Lamarr

Unter der freundlichen Annahme, die EBI habe tatsächlich alle ihre 6'000 legalen Papierunterschriften ins EBI-Online-Sammelsystem der EU übertragen, bleiben von den fragwürdigen 23'620 Unterschriften noch immer 17'620 übrig, die entweder zur Gänze gefälscht wurden oder zu einem unbekannten Prozentsatz auf Personen zurückzuführen sind, die gemäß der zweiten Erklärung durch Aufrufe organisierter Mobilfunkgegner in den letzten fünf Tagen der Sammlung über den Durchschnitt von 353 Personen pro Tag hinaus mobilisiert wurden.

Wir wissen jetzt in etwa wie viele Online-Unterstützungsbekundungen bestenfalls und schlimmstenfalls in den letzten fünf Tagen der Sammlung möglicherweise gefälscht wurden, wir wissen aber nicht, wie sich die verdächtigen Unterschriften auf die 27 EU-Länder verteilen, die an der EBI "Stop 5G" teilgenommen haben. Das schauen wir uns jetzt mal an.

Bild 1: Unterstützung der EBI "Stop 5G" im Jahr 2023.
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Um die Entwicklung der Unterstützung in den einzelnen Ländern besser bewerten zu können, habe ich in Bild 1 nicht nur die relevanten Online-Unterstützungsbekundungen des Monats Februar und des 1. März 2023 aufgenommen, sondern auch den Januar 2023, der keine großen Auffälligkeiten zeigte. Wie auf den ersten Blick zu erkennen ist, spielte Deutschland im Februar eine mit großem Abstand herausragende Rolle vor Rumänien und Österreich. Im Januar trug Deutschland mit 990 Unterschriften zum Ergebnis bei, musste den Spitzenplatz jedoch Spanien mit 1'470 Unterschriften überlassen. Im Februar erzielten die Deutschen 21'043 Unterschriften, Rumänien kam auf 3'262 (Januar: 30) und Österreich auf 2'390 (Januar: 34). Spanien war im Februar mit 624 Unterschriften unauffällig. Schaut man nicht nur auf die absoluten Zahlen, sondern danach, wer den größten Sprung vom Januar zum Februar machte, liegt Rumänien deutlich vor Österreich und Deutschland landet abgeschlagen auf Platz 3.

Verhältnisse Februar/Januar
Deutschland: 21
Rumänien: 108
Österreich: 70

Die großen Verhältnisse bei Rumänien und Österreich bedeuten, dass dort die mutmaßliche Manipulation nicht langsam aber stetig wachsend einsetzte, sondern nach sehr schwachen Ergebnissen im Januar im Februar schlagartig. Dies belegt detailliert Bild 2 in diesem Posting.

Da Bild 1 oben zur visuellen Veranschaulichung der großen Abstände zwischen den Ländern für die y-Achse einen linearen Maßstab hat, sind kleine Abstände nicht gut erkennbar. Das folgende Bild 2 behebt diesen Mangel. Es zeigt die gleichen Daten wie Bild 1, jedoch mit logarithmischem Maßstab der y-Achse. Zypern ist dort das Land, in dem die EBI "Stop 5G" im Jahr 2023 (Februar) nur eine einzige Unterschrift erzielen konnte.

Bild 2: Wie Bild 1, jedoch y-Achse im logarithmischen Maßstab.
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Deutschland über alles in der Welt

Man kann es drehen und wenden wie man will, wenn Online-Unterstützungsbekundungen zugunsten der EBI in großem Umfang gefälscht wurden, steht Deutschland als Haupttäter fest. Wir konzentrieren uns deshalb auf die Bundesrepublik und stellen fest, dass die mutmaßliche Manipulation dort schlagartig am 25. Februar einsetzte (Bild 3). Zu diesem Zeitpunkt stand das Scheitern der EBI längst fest, die Organisationsgruppe der EBI hatte ihre Niederlage bereits eingeräumt und sich verabschiedet. Es gibt daher keinen Grund anzunehmen, dass der plötzliche Anstieg auf "normalen" Stimmen aus der Bevölkerung beruht. Es gibt jedoch allen Grund anzunehmen, dass hier Manipulation im Spiel ist. Der 29. und letzte Tag (1. März 2023) ist deshalb so schwach ausgefallen, weil die EBI irrtümlich den 28. Februar als letzten Sammeltag propagiert hat.

Bild 3: Unterstützung der EBI in Deutschland während der letzten 29 Tage.
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So einen plötzlichen Anstieg gab es anlässlich der sogenannten Bundestagspetition 2019 schon einmal in der deutschen Anti-Mobilfunkszene. Damals siechte eine belanglose Petition mit vier Wochen Laufzeit drei Wochen weitgehend unbeachtet vor sich hin. In der letzten Woche aber heimste die (später vom Petitionsausschuss abgelehnte) Petition mehr als 50'000 Unterschriften ein. Wesentlicher Unterschied zur EBI "Stop 5G": Um über die Petitionsplattform des Deutschen Bundestages an einer öffentlichen Online-Petition teilzunehmen, ist eine Registrierung (Name, Anschrift, E-Mail-Adresse) inkl. Bestätigung einer Quittungsmail erforderlich, die Manipulationshürde ist dort also ungleich höher als bei einer erfolglosen EBI. Bis heute ist nicht bekannt, woher 2019 die große Anzahl der Unterstützer kam. Allerdings ist auch nicht bekannt, ob die abgegebenen Personendaten seinerzeit überhaupt einer Prüfung unterzogen wurden. Gut vorstellbar ist jedoch, der plötzliche Anstieg damals und kürzlich bei der EBI hat dieselben Hintermänner. Einziger gemeinsamer Nenner der Petition von 2019 und der EBI "Stop 5G" ist der damalige politisch den "Querdenkern" zuzuordnende Petent der Bundestagspetition, der auch an der Entstehung der EBI mitwirkte.

Lebhafte Nächte im Februar

Gehen wir jetzt abschließend noch der Frage nach, ob es konkrete Hinweise auf Manipulation gibt, die über den bloßen Verdacht hinaus gehen. Das Geständnis eines Manipulanten kann ich zwar nicht vorweisen, jedoch zwei konkrete Hinweise, welche die bisherige Indizienkette für Manipulation ergänzen. Die beiden Hinweise entstanden, nachdem mir am 25. und 26. Februar 2023 die ungewöhnlich hohe Anzahl an Online-Unterstützungsbekundungen auffiel, die auch während der Nachtstunden um etwa 23:30 Uhr anlässlich meiner routinemäßigen täglichen Erfassung der Unterstützung zu beobachten waren. Normalerweise protokollierte ich den Online-Zählerstand nur 1-mal um etwa 23:30 Uhr. Wegen der regen Teilnahme zu dieser späten Stunde protokollierte ich in den beiden Nächten vom 27. Februar bis zum 1. März den momentanen Online-Zählerstand jedoch häufiger und über längere Zeit. Die Überlegung dahinter ist simpel: Wenn "normale" Bürger für den plötzlichen Anstieg verantwortlich sind, dann tun sie dies tagsüber und an Werktagen nicht zu nachtschlafender Zeit. Die Ergebnisse meiner Spätschichten, die mir als Eule nicht schwer gefallen sind, zeigen die Bilder 4 und 5.

Bild 4: EBI-Teilnahme in der ersten Nacht.
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Bild 5: EBI-Teilnahme in der zweiten Nacht.
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In der ersten Nacht gab es ab 23:50 Uhr in den beobachteten 45 Minuten insgesamt 88 Online-Unterstützungsbekundungen, die mit Abstand meisten aus Deutschland (69), gefolgt von Österreich (12). Die übrigen rechne ich Nachtschwärmern zu.

In der zweiten Nacht gab es ab 23:30 Uhr in den beobachteten 132 Minuten insgesamt 189 Online-Unterstützungsbekundungen, wieder mit Abstand am meisten aus Deutschland (83), gefolgt von Spanien (38), Italien (23) und Österreich (14). Anscheinend hat sich die Idee zu tricksen am 28. Februar noch bis in die beiden Südländer herumgesprochen, dort auch einige Nachtaktive mobilisiert, insgesamt war die Bereitschaft zur Manipulation in Spanien und Italien jedoch schwach (siehe oben Bilder 1 und 2).

Manipulation: Ein Dutzend Personen hätte schon genügt

Unter der Annahme, in den fragwürdigen 23'620 Unterschriften steckten 6'000 legale Papierunterschriften, habe ich mit einer Überschlagsrechnung abgeschätzt, wie viele Personen zur Eingabe der verbleibenden 17'620 Unterschriften in fünf Tagen mit je 8-Stunden-Schichten erforderlich waren. Gefühlt hätte ich auf eine Zahl im unteren dreistelligen Bereich getippt. Denkste! Gemäß meiner Überschlagsrechnung haben schon zwölf Personen genügt, um die Manipulation durchzuführen.

Eine E-Mail-Anfrage vom 10. April 2023 an Pernille Schriver, leitende Organisatorin der EBI "Stop 5G", wie sie sich das plötzliche Anschwellen der Teilnahme in den letzten fünf Tagen des Sammelzeitraums erklärt und ob sie Kenntnis davon hat, dass nationale Organisationsgruppen Papierunterschriften ins Online-Sammelsystem der EU übertragen haben, blieb bis heute unbeantwortet.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Manipulation, Unterschriftensammlung, EBI, Stop (((5G))), Signstop5g.eu, Europäische Bürgerinitiative, Schriver, Rumänien


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