oxidativer Stress (Allgemein)

e=mc2, Donnerstag, 18.08.2022, 21:39 (vor 620 Tagen)

Wenn Laien wie diagnose:funk von oxidativem Stress sprechen, wird dies als Beleg für eine krankmachende Wirkung von elektromagnetischen Feldern gesehen. Dabei steht zum Beispiel im Vorwort der IARC Monographie:
"Because non-carcinogens can also induce oxidative stress, this key characteristic should be interpreted with caution unless it is found in combination with other key characteristics (Guyton et al., 2018)."
[Da auch nicht karzinogene Stoffe oxidativen Stress auslösen können, sollte dieses Schlüsselmerkmal mit Vorsicht interpretiert werden, es sei denn, es wird in Kombination mit anderen Schlüsselmerkmalen gefunden (Guyton et al., 2018).]

Aufschlussreich auch das Interview zu oxidativem Stress von Pietro Ghezzi im Jahresbericht der Forschungsstiftung Strom und Mobilfunk, S. 8-9.

Prof. Ghezzi, was ist oxidativer Stress?
Der Begriff «oxidativer Stress» bezeichnet in der Regel einen Zustand, in dem reaktive Sauerstoffspezies (ROS, Wasserstoffperoxid und einige freie Sauerstoffradikale) in einem Ausmass vorhanden sind, das die Kapazität der verschiedenen Systeme, welche diese entgiften, übersteigt. In diesem Fall können reaktive Sauerstoffspezies Proteine, Lipide oder DNA irreversibel oxidieren und auf diese Weise oxidative Schäden verursachen. In diesem Fall ziehe ich jedoch den Begriff «oxidative Schäden» vor. Ich bin kein Freund des Begriffs «oxidativer Stress», denn ROS werden auch unter normalen Bedingungen produziert und sind als reversible Formen der Oxidation von Proteinen an Regulationsprozessen beteiligt.

Die Bildung und der Abbau reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) sowie Antioxidantien sind wichtige natürliche Prozesse, die im menschlichen Organismus ablaufen. Was sind die wichtigsten natürlichen Prozesse?
Natürlich sind ROS wichtige Stoffwechselprodukte, und wir verfügen über Enzyme, die sich speziell für die Produktion von ROS entwickelt haben. Das wohl beste Beispiel für die zweckgerichtete Erzeugung von ROS ist das Abtöten von Bakterien, denn genetische Bedingungen, bei denen das Enzym fehlt, welches ROS in Immunzellen produziert, sind mit einer potenziell tödlichen Immunschwäche verbunden. Tatsächlich ist es jedoch komplizierter, denn ROS haben auch eine regulierende Funktion (oder Signalfunktion, wie wir sagen). Sie können auch Proteine reversibel oxidieren. Dies verursacht zwar keine Schäden, ist aber einer der Mechanismen, mit denen unser Organismus eine Stresssituation «erkennt» und Anpassungsmechanismen aktiviert. Aus diesem Grund kann eine unspezifische Blockade von ROS durch exogene Antioxidantien in manchen Fällen verhindern, dass Zellen sich an eine potenziell pathologische Veränderung anpassen.
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Tags:
Oxidativer Stress, Antioxidantien, Guyton, Ghezzi


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