Frequencia: fotoscheuer (Co-)Präsident (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 25.09.2021, 20:40 (vor 963 Tagen) @ H. Lamarr

Frequencia ist die Trägerorganisation der Safer-Phone-Volksinitiative.

Frequencia hat gegenwärtig sage und schreibe neun Vorstände und einen Co-Präsidenten. Wenn es einen Co-Präsidenten gibt, müsste es eigentlich noch einen zweiten Präsidenten geben, ansonsten ergibt ein Co-Präsident keinen Sinn, diesen zweiten Präsidenten stellt Frequencia jedoch nirgends mehr vor. Der sichtbare Co-Präsident ist Uwe Dinger, der Frequencia auch allein vertritt. Er ist der einzige aus der Führungsmannschaft, der auf der Frequencia-Website ohne Portraitfoto genannt wird. Das passt zu ihm, Dinger gibt ungern öffentlich den Frontmann, er zieht lieber im Hintergrund die Fäden. 2019 hatte Frequencia noch ein widerspruchsfreies Präsidium mit der Präsidentin Patricia Bechaalany (heute Vorstand), Co-Präsident Uwe Dinger und Co-Präsidentin Tamlin Schibler-Ulmann (heute augenscheinlich ausgeschieden). Statt neun gab es damals nur vier Vorstände und vertretungsberechtigt war nicht etwa die Präsidentin, sondern waren die beiden Co-Präsidenten.

Dinger ist ein alter Bekannter aus der Anti-Mobilfunk-Szene. Bevor er Mitte 2004 die Anti-Mobilfunk-Website kombas.ch gründete, bot er als Dipl.-Astrologe im www Beratung zur Lösung schwieriger Lebensfragen an. Kombas, der Name ist abgeleitet aus Wohnwertkomitee Kleinbasel (Dinger war seinerzeit Co-Präsident des Komitees), war eine optisch gut und inhaltlich passabel gemachte Website gegen Mobilfunk. Sie entstand, weil 2004 etwa 120 Meter von Dingers Anwesen in Basel entfernt eine GSM/UMTS-Antenne errichtet werden sollte, die dem Astrologen unheimlich zu nah war. Er gründete eine Bürgerinitiative, klagte bis vors Bundesgericht, unterlag dort jedoch am 6. September 2007 (Urteil 1A.6/2007 /daa). Ob die umstrittene Antenne jemals errichtet wurde ist unklar. Heute lebt Uwe Dinger in Basel etwa 60 Meter von einer UMTS/LTE-Antenne entfernt unter seiner alten Adresse. Damit ist nicht auszuschließen, dass er sein privates Sendemastenproblem mit der Safer-Phone-Initiative im großen Stil sozialisieren möchte.

Die Website kombas.ch lebte jedoch nur zwei Jahre. Denn 2006 gab Dinger kombas.ch auf und führte, anfangs gemeinsam mit Lothar Geppert, dessen Website diagnose-funk.ch bis 2019 weiter. Von 2008 bis 2012 saß Dinger zudem im Vorstand der sogenannten Kompetenzinitiative, ein von einem deutschen Literaturprofessor gegründeter Anti-Mobilfunk-Verein. Anfang 2010 gelang ihm der große Coup: Dinger initiierte die Gründung von Diagnose-Funk Deutschland im Juni 2010 und wurde 2013 (mutmaßlich bezahlter) Geschäftsführer dieses Vereins, der er bis Mai 2019 blieb. Sein bislang jüngstes Engagement war Ende 2019 die Gründung von Frequencia.

Auch wenn Frequencia einige Merkmale eines Vereins hat, z.B. das Angebot einer "Fördermitgliedschaft", so fällt doch auf, dass auf der Website stets nur von der "Organisation" (auch Konsumentenschutz-Organisation) und nie vom "Verein" Frequencia die Rede ist.

Wikipedia weiß: Sobald in der Schweiz ein Verein Statuten erstellt und den Vorstand gewählt hat, kann er sich ins Handelsregister eintragen lassen. Diese Eintragung ist notwendig, sobald der Verein ein Gewerbe kaufmännischer Natur betreibt, oder wenn der Verein zum Beispiel gegenüber einer anderen Gesellschaft (Dachverband, Partnerorganisation etc.) belegen muss, dass der Verein überhaupt existiert. Die Eintragung ins Handelsregister ist auch notwendig, wenn er revisionspflichtig ist. Frequencia kann damit ein eingetragener Verein sein (unwahrscheinlich), ein nicht-eingetragener Verein oder gar kein Verein (wahrscheinlich). Unter diesen Umständen halte ich die Fördermitgliedschaft, die Beiträge ab 60 CHF Mindestbetrag (ob pro Monat oder Jahr wird nicht gesagt) und Spenden bis 1000 CHF vorschlägt, für grenzwertig. Auch deshalb, weil Frequencia auf seiner Website nur nebulös über die Verwendung der Geldmittel Auskunft gibt:

Als unabhängige Organisation finanziert sich frequencia ausschliesslich aus Spenden von Privatpersonen und Stiftungszuwendungen. Die Mittel werden dort eingesetzt, wo es am dringendsten nötig ist.

Was, wenn es dem (Co-)Präsidenten am dringendsten nötig erscheint, für Fahrten zu Lokalkomitees die Anschaffung einer Nobelkarosse mit den Einnahmen zu finanzieren? :-)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Astrologe, Spenden, Ko-Ini, Dinger, Schibler-Ulmann, Frequencia, Bechaalany, Safer-Phone-Initiative


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