Hauptautor der "Schrottstudie" ist ein alter Bekannter (Forschung)

Schutti2, Dienstag, 20.07.2021, 17:42 (vor 1029 Tagen) @ H. Lamarr

Hauptautor der "Schrottstudie" ist Harald Walach. Den kennen wir hier

… in der Tat.
Einen kurzen und sehr lesenswerten Artikel, der sich kritisch mit Walachs Maskenstudie auseinandersetzt, findet man hier

Dort heißt es u.a.:
„[…] einzelne Kinder atmen nach den Ergebnissen von Walach et al. auch ohne Maske dreimal mehr Kohlendioxid ein als arbeitsrechtlich zugelassen. Wie bitte?“

Damit könnte man eigentlich schon Schluss machen. Schon mit den CO2- Messungen scheint wohl etwas nicht zu stimmen. Aus falschen Messdaten kann auch die schönste Statistik nur wieder Unsinn destillieren.

Aber doch mal einen Blick hinter die Kulissen.

Der Mess-Spezi unter den Mit-Autoren ist Dr. Helmut Traindl aus Wien.
Herr Walach berichtet:
"Die Messungen führte Dr. Helmut Traind durch, ein Messingenieur aus Wien, für den solche Messungen zum Geschäft gehören."
"Herr Ing. Dr. Traindl ist gerichtlich vereidigter Sachverständiger für Gasmessungen. Er ist es gewohnt, sehr sorgfältig und unangreifbar zu arbeiten."

Einblick in Traindls unangreifbare Arbeitsweise kann man in diesem Video gewinnen.

Das Ganze erinnert mich irgendwie an die Vorführungen von Wunderklebstoff-Verkäufern auf Jahrmärkten. Dem Mann würde ich weder Klebstoff noch einen Gebrauchtwagen abkaufen.

Hier könnte man eigentlich schon wieder Schluss machen…

Aber doch noch ein paar Überlegungen zu den Messungen.
Das verwendete Messgerät der „Incubator-Analyzer G-100“ ist gedacht zum Einsatz in Inkubatoren. Nicht um dessen Mess-Schlauch hinter eine Atemschutz-Maske zu stecken.
Aber warum eigentlich nicht?? Schließlich ist das Messgerät doch sehr genau!!
Der Psychologe Walach schreibt:
„Das Gerät war ein neues Gasmessgerät, das in unserem Messbereich von 0 bis 20 Volumenprozent CO2 sehr genau misst. Der Fehler im Kalibrierbereich (das ist wichtig!) liegt bei 0,1 % des gemessenen Wertes. Misst man also 800 ppm, dann ist der Wert exakt bis auf ±0,8 ppm und misst man, wie wir 13.000 ppm, dann ist dieser Wert exakt bis auf ±13 ppm.“
Wir können das auch gerne noch für 11.500 ppm oder so ausrechnen :-D

Es ist nur so:
Die Rede von 0,1 % Genauigkeit ist schlicht unwahr. Der Hersteller jedenfalls schreibt im Datenblatt: „Typical accuracy: +- 1% of range after calibration“

Genau diese Zahl findet sich auch in Walachs Langfassung seiner Maskenstudie, die man hier
unter dem Namen „Protocol_Carbon Dioxide under Face Masks in Children_1.0.docx“
downloaden kann.
Dort steht:
„Gas measurement apparatus: G100 (manufacturer: Geotech)
CO2: Range: 0 – 20 Vol.%, precision + 1 %“

Beachte: Plus, nicht plusminus.
Überhaupt strotzt die ganze Langfassung der Studie nur so von Schreibfelern.

Aber 1 % oder 0,1 %, das ist hier eigentlich wurscht.

Entscheidend bei der Messung ist m.E. was anderes:
Die Sache mit dem Schlauch und den Zeitkonstanten des Messgerätes.

Die wortreiche Walachsche Nebelbombe zur Verteidigung seiner zwei zurückgezogenen Studien beinhaltet noch mehr Unwahrheiten:

Walach schreibt:
„Manche sagten, man könne mit dieser Anordnung eingeatmete und ausgeatmete Luft gar nicht trennen. Auch das ist falsch. Es stimmt zwar, dass die Messanordnung eine Latenz von ca. 15 Sekunden hat, also immer ca. 15 Sekunden braucht, bis sie sich auf ein neues Gasgemisch einstellt (die eigentliche Latenz ist ca. 1 Sekunde, aber sie wird länger, wenn ein Messschlauch, wie hier, angebracht ist und hängt von dessen Länge ab; diese war so berechnet, dass die Latenz etwa 15 Sekunden betrug). Aber das haben wir natürlich berücksichtigt. Denn wir haben immer nur einen Typ von Luft gemessen, entweder nur die eingeatmete, oder nur die ausgeatmete, oder eben beides kontinuierlich. Dies haben wir erreicht, indem ein Arzt das Kind sehr genau beim Atmen beobachtet hat und dann die Messanordnung einschaltete, z.B. wenn der Einatemzug begann, und ausschaltete, wenn er vorbei war. Auf diese Weise akkumulierten wir über 3 Minuten Daten zum Kohlendioxidgehalt der eingeatmeten Luft (und ebenso der ausgeatmeten und der gemischten Luft). Zwischen den Messphasen haben wir 30 Sekunden Pause gemacht, exakt um diese Latenz zu berücksichtigen. Dass das gut funktioniert hat, zeigt ein Originalprotokoll, das wir in der Langversion abbilden.“

Wer`s glauben mag…
In der Langversion ist jedenfalls keine Rede davon, dass irgendwas im Rhythmus der Atmung ein- oder ausgeschaltet wurde. Stelle ich mir auch merkwürdig vor.
Wie´s der unangreifbare Sachverständige macht, konnten wir ja im Video sehen: Schlauch-Ende hinter die Maske, Pumpe an, und los geht´s.

Überhaupt die Latenz:
Von einer Sekunde Latenz steht nichts im Datenblatt des Herstellers, auch nicht im Benutzer-Handbuch:

WAS dort steht: „T90 = < 20 sec“.
Also bis zu 20 sec braucht es, bis die Anzeige 90 % des Messwerts erreicht hat.
Das ist die Zeitkonstante bei Anstieg der Konzentration.
Die Zeitkonstante bei Abfall der Konzentration ist laut Handbuch (Seite 39) sogar noch größer: Bis zu dreißig Minuten!

Wenn der Zeiger eines Messgerätes schnell auf den Anstieg des zu messenden Wertes reagiert, aber viel langsamer auf einen Rückgang desselben, dann: zeigt das Messgerät bei einem rasch schwankenden Messwert systematisch zu viel an. Wie viel „zu viel“, hängt vom Unterschied der beiden Zeitkonstanten ab. Keine Messung, sondern ein Generator für große Hausnummern.

Siehe der eingangs erwähnte Kommentar des Kinderarztes Renz-Polster:
„[…] einzelne Kinder atmen nach den Ergebnissen von Walach et al. auch ohne Maske dreimal mehr Kohlendioxid ein als arbeitsrechtlich zugelassen. Wie bitte?“
Für den Einsatz in einem Frühchen-Inkubator, mit großem Messvolumen, langsamen Änderungen der CO2-Konzentration, mag so ein Gerät taugen.
Hierfür aber nicht.
Der Hersteller selbst soll sich auch schon in der Art geäußert haben.

Und nochmal zur Latenz:

In der Studien-Langfassung steht weder etwas von einer Sekunde noch von irgendwelchen Schlauchlängen, aus denen sich 15 Sekunden hätten berechnen lassen. Nichts.
Entweder es gibt noch eine „Ultra-Langfassung“ oder Walach saugt sich, wenn´s Ärger gibt, Dinge nachträglich aus dem Finger seiner persönlichen Quanten-Erinnerung.

Tags:
Nebelkerze, Messung, Walach, Querdenker, Psychologe


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