Schweizer Anlagegrenzwerte nicht rein willkürlich festgesetzt (Technik)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 25.08.2020, 11:44 (vor 1359 Tagen) @ H. Lamarr

Der Bundesrat [Regierung der Schweiz; Anm. Postingautor] hat die Anlagegrenzwerte im Unterschied zu den Immissionsgrenzwerten nicht nach medizinischen Kriterien, sondern auf Grund der technischen und betrieblichen Möglichkeiten und im Blick auf die wirtschaftliche Tragbarkeit für die Mobilfunkbetreiber festgesetzt.

Der Aberwitz der Anlagegrenzwerte steckt darin, dass die Bevölkerung der Schweiz durch diesen zusätzlichen Airbag gegen unerkannte Risiken einer Funkimmission nicht beruhigt wurde. Im Gegenteil: In keinem Land der Welt wird erbitterter um Standorte für Mobilfunksendeanlagen gerungen als ausgerechnet in der Schweiz. Dies liegt mMn an einer seit 20 Jahren von organisierten Mobilfunkgegnern systematisch geschürten Risikohysterie, die am Beispiel von Massons behaupteter Überschreitung des Grenzwerts 5,0 V um lächerliche 0,31 V/m (6,2 Prozent) ersichtlich wird. Mobilfunkgegner profitieren davon, dass in der Bevölkerung EMF-Grenzwerte abstrakte Größen ohne persönlichen Erlebnishintergrund sind, das macht es ihnen leicht, irrationale Ängste zu schüren.

Gestern wurde ich auf einer bayerischen Autobahn mehrfach von Autos mit Schweizer Kennzeichen überholt. Das Tempolimit 120 km/h störte die Fahrer wenig, ordentlich auf die Tube zu drücken und einen Strafzettel zu riskieren. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Fahrer, die unbesorgt mit geschätzt 150 km/h an mir vorbeizogen, weil sie glaubten, die Risiken ihrer deutlichen Grenzwertüberschreitung kalkulieren zu können, hysterisch werden, wenn in ihrer Nachbarschaft ein Sendemast den Anlagegrenzwert um ein paar Prozent überschreitet. Denn 5,31 V/m sagen ihnen selbst nichts. Sie können diesen Wert nicht so einordnen wie ihr Tempo auf der Autobahn, sie brauchen dazu die fremde "Hilfe" von Mobilfunkgegnern, über deren Qualifikation und Motivation sie sich jedoch keine Gedanken machen. Mobilfunkgegner nutzen diese Situation aus, um bei jeder Gelegenheit selbst belanglose Grenzwertüberschreitungen oder andere Scheinrisiken zu dramatisieren. Gut 20 Jahre lang durften sie dies weitgehend unbehelligt tun und das Land tief verunsichern, jetzt können sie die Ernte einfahren. Damit die Täuschung funktioniert, inszenieren sich Wortführer der Mobilfunkgegner bevorzugt als "Experten", selbst dann, wenn sie Quereinsteiger sind und ihnen dazu jegliche fachliche Qualifikation fehlt. Gerne werden auch fremde "Autoritäten" vorgeschoben, um Desinformation glaubhaft zu machen.

Sachliche Aufklärungskampagnen allein werden an der Desinformation der Bevölkerung aus meiner Sicht nicht viel ändern, zu tief sitzt bei vielen schon das Misstrauen gegenüber staatlicher Aufklärung. Deutlich mehr Erfolg verspreche ich mir von einer begleitenden systematischen Demaskierung der Wortführer, als das, was sie meiner Erfahrung nach in vielen Fällen sind: Scheinriesen, Scharlatane, Aufschneider, kommerzielle Profiteure, Spinner, Esoteriker und Staatsfeinde. Doch der Angriff auf Personen gilt weithin als unschicklich. Das halte ich für ein Missverständnis, denn unschicklich ist nur der Angriff unter die Gürtellinie, z.B. mit wüsten persönlichen Beleidigungen. Das aber meine ich nicht. Mobilfunkgegner lassen sich auch mit Sachargumenten bestens demaskieren, nur dürfen diese nicht wie bisher ins Blaue abgefeuert, sondern müssen Personen oder Vereinen unmissverständlich zugeordnet werden. Auf diese Weise lässt sich den Wortführern der Mobilfunkgegner die Deutungshoheit über das "Risiko Mobilfunk" mMn wirkungsvoll und mit vertretbarem Aufwand streitig machen.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Risiko, Desinformation, Instant-Experte, Staatsfeinde, Scheinriese, Masson, Anlagegrenzwert, Demaskierung


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum