MF-Antenne über St.Bartholomä/Königssee (Allgemein)

RH, Sonntag, 15.02.2004, 13:48 (vor 7400 Tagen)

Süddeutsche Zeitung vom 12.02.2004, 'Bayern'

Störfunk über St. Bartholomä
Bau einer neuen Antenne löst Proteste und Petition aus


Schönau – Schloss und Wallfahrtskirche St. Bartholomä am smaragdgrünen Königssee vor dem schneeüberpuderten Watzmann unter strahlend blauem Himmel gehören zu den Bilderbuch-Motiven Bayerns. Fast neunhundert Jahre lang ging alles gut, war der Ort, bevor die Touristen kamen, einer der Lieblingsaufenthalte bayerischer Könige. Doch jetzt scheint für die Kalender-Idylle Gefahr im Verzug zu sein. Zwei Mobilfunkbetreiber, darunter Vodafone, wollen auf dem Jagdschloss der Wittelsbacher, das heute als Gaststätte dient, Funkmasten errichten. Überhaupt kein Verständnis hat dafür Sven Hosse aus Bischofswiesen. "Ich bin dagegen", sagt der Diplom-Pädagoge, "dass der Freistaat Millionen in denkmalgeschützte Gebäude investiert, damit sie wieder schön aussehen, und dann mit Mobilfunkmasten zupflastert." Die Funkwellen würden zudem auf die Gesundheit abstrahlen, befürchtet Handy-Nutzer Hosse. Er hat einen Protestbrief an den Herrn aller bayerischen Schlösser und Parks, Finanzminister Kurt Faltlhauser, geschrieben. Hosse will auch eine Petition an den Landtag richten, damit die Abgeordneten sich "Gedanken machen, wie man mit öffentlichen Gebäuden umgeht". Der Freistaat steht dem Mobilfunk aufgeschlossen gegenüber, Anträge sind wohlwollend zu prüfen, verlautet aus der Schlösser- und Seenverwaltung. Es gibt schon drei Präzedenzfälle: Antennen befinden sich auf dem Verwaltungsgebäude im Englischen Garten in München, auf einem Haus neben der Bavaria an der Theresienwiese und - auf dem Jagdschloss in St. Bartholomä. Dort stehen sie rund 1,40 Meter über das Dach hinaus, bestätigt Hosse. Masten unter zehn Meter Höhe sind genehmigungsfrei. "Wir setzen die Antennen nicht einfach drauf, sondern halten uns an die denkmalschutzrechtlichen Bestimmungen", sagt Ernst Anders, Sprecher der Vodafone-Niederlassung Süd. Die neue Antenne werde auch nicht höher als die bereits vorhandenen. Wie bei anderen historischen Ensembles werde die Anlage den baulichen Gegebenheiten angepasst.

Manfred Hummel

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