Selbstdarsteller: Aufstieg und Fall des Dr. M. (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 08.01.2018, 19:32 (vor 2318 Tagen)

In der Anti-Mobilfunk-Szene sind Selbstdarsteller und -darstellerinnen reichlich zu finden. Namen kann ich mir ersparen, die Pappenheimer sind alle hinlänglich bekannt. Doch was sind Selbstdarsteller eigentlich? Dazu ein Auszug aus Academic:

Als Selbstdarsteller gelten vor allem Menschen, die aufgrund ihrer besonderen Persönlichkeit einseitig auf Imagegewinn aus sind, und solche, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit den eigenen geschäftlichen oder politischen Vorteil im Auge haben und alles daran setzen, diesen Vorteil durch Herausstreichen ihrer Fähigkeiten und ihres Status zu erringen. Um nicht sogleich als Selbstdarsteller identifiziert zu werden, legen solche Menschen häufig besonderes Geschick bei der Verschleierung ihrer wirklichen Absichten an den Tag und stellen sich nicht selten mit großem Engagement zeitweilig in den Dienst der gemeinsamen Sache. Das macht sie zu schillernden Figuren, die unentbehrlich scheinen und doch den Unmut der Gruppe oder der Öffentlichkeit erregen.

Einige der Selbstdarsteller der Anti-Mobilfunk-Szene sind so spröde und langweilig, dass zuweilen nicht klar ist, wer am Ende eines Auftritts mehr aufatmet: Der Referent oder sein Publikum. Wie gekonnt hingegen gute Selbstdarsteller ihre Umgebung täuschen können, zeigt der Fall des Dr. M. an der Universität Göttingen, über den "Zeit Campus" am 5. Januar berichtete (Auszug):

Im Raum 011 des Zentralen Hörsaalgebäudes der Uni Göttingen geht es um Platon, Kant, Marx, die großen Denker. Ein wenig wirkt Dr. Christian M., 33, selbst wie einer: die ergrauenden Schläfen, die Brille, die feine Kleidung. M., hoch und hager, schreitet souverän um sein Pult und spricht wie gedruckt. Ein charismatischer Dozent, sagt ein Student, der damals dabei war. M. habe seine Veranstaltungen regelrecht zelebriert. Ein Dozent mit Hang zur Exzentrik sei er gewesen, adrett mit Stoffhose und Hemd unter dem Pullover, die Kragenfarbe auf die Socken abgestimmt. Keine Spur von Unsicherheit. Dabei hatte M. Angst vor der Vorlesung, sagen seine früheren Kollegen. Kein Wunder: Denn der charismatische Dr. M. hätte niemals Dozent sein dürfen. Seine ganze akademische Karriere bestand aus Betrug und Täuschung.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Zerrbild, Täuschung, Blendwerk, Trick, Selbstdarsteller, Betrug, Verschleierung


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