Ein Blick auf die Expositionswerte kann nie schaden (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 13.12.2015, 16:26 (vor 3075 Tagen) @ H. Lamarr

Wer die wichtigsten Fachbegriffe biologischer Mobilfunkstudien kennt, kann »Papers« für seine eigene Meinungsbildung besser einordnen. Das IZgMF ist an solchen Premium-Teilnehmern der Mobilfunkdebatte interessiert: Denn wer Grundwissen hat, muss nicht mehr unbesehen alles glauben, was andere behaupten.

Organisierte Mobilfunkgegner wie der Diagnose-Funker Peter Hensinger sehen sich trotz fehlender fachlicher Qualifikation dazu berufen, über den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand in EMF-Sachfragen Auskunft zu geben. Üblicherweise erledigen diese Aufgabe nicht Mitglieder irgendwelcher Anti-Mobilfunk-Vereine, sondern ausgewiesene Experten unterschiedlicher Fachrichtungen, die sich zu Bewertungskommissionen zusammen geschlossen haben.

Frühpensionär Hensinger sagt über sich: Peter Hensinger studierte Germanistik, Linguistik und Pädagogik, erlernte anschließend den Beruf des Druckers und übte ihn aus. Er wechselte in die Psychiatrie und war dort 20 Jahre als Gruppenleiter tätig.

Na und, könnte man meinen, hat er sich eben als Autodidakt weiter gebildet, damit er bei dem Verein Diagnose-Funk das Ressort "Wissenschaft" ausfüllen kann.

Mag sein, doch wenn dieser wohlwollende Gedanke Realität wäre, dürfte Herr Hensinger hier im Forum keine Spuren hinterlassen haben. Hat er aber reichlich. Wobei ich im Zusammenhang mit dilettantischen Studienbewertungen durch Laien auf dieses Posting hinaus will. Es macht plakativ deutlich, dass Herr Hensinger zwar ein guter Sammler sein mag, er jedoch nicht imstande ist, im übertragenen Sinn zwischen Gift- und Speisepilzen zu unterscheiden. Er braucht dafür einen Fachmann. Der Fachmann aber braucht Herrn Hensinger nicht.

Warum erzähle ich das alles?

Auch ich bin nicht qualifiziert, mich öffentlich als EMF-Weiser auszugeben, der z.B. den Abgeordneten des Südtiroler Landtags vollumfänglich Auskunft über den Stand der Forschung geben könnte. Im Gegensatz zu Herrn Hensinger habe ich aber ein bisschen Ahnung von Dosimetrie, Expositonswerten und Grenzwerten. Viel muss man dazu nicht wissen, wer hier regelmäßig mit liest, kann leicht auf gleichem Stand sein.

Wenn Mobilfunkgegner mit Alarmstudien wedeln, gilt mein erster Blick immer der Exposition. Wurde deutlich über Grenzwert befeldet lege ich die Studie wegen Belanglosigkeit weg. Wurde unter Grenzwert befeldet geht der nächste Blick auf die Dosimetrie des Versuchsaufbaus. Als Nachrichtentechniker finde ich dort immer wieder fragwürdige bis falsche Angaben. Da aber eine korrekte Dosimetrie eine wesentliche Voraussetzung für eine korrekte Studie ist, kann ich auch als Techniker indirekt biologische Studien bewerten. Das reicht für den Hausgebrauch, fürs IZgMF-Forum und für die Disqualifikation des Herrn Hensinger, Landtage haben Besseres verdient, nämlich "richtige" Experten bis hin zu seriösen Wissenschaftlern.

Dummerweise wählen Landtage Experten jedoch nicht nach Qualifikation aus, sondern jede Fraktion ist berechtigt, irgendwelche Leute zu benennen. So rutschen unter ungünstigen Umständen - und die sind mEn in der Mobilfunkdebatte immer gegeben - unkontrolliert selbsternannte Experten, Scharlatane, Dummschwätzer, Wissenschaftler. Lobbyisten und echte Experten in buntem Mix in die Anhörungen.

Bei der letzten Mobilfunk-Anhörung im Münchener Landtag gab es am 5. Juli 2012 einen solchen Mix. Selbst der dümmste Anti-Mobilfunk-Experte durfte dort seine Sicht der Dinge zum Vortrag bringen. Hinterher fragte ich die Vertreterin des Bundesamtes für Strahlenschutz wütend, warum sie dem gequirlten Mist dieses Referenten nicht auf der Stelle machtvoll widersprochen habe, sogar ich hätte dies aus dem Stand heraus gekonnt. Die entwaffnende Antwort war (sinngemäß): Wir wurden vor der Anhörung gebeten, freundlich miteinander umzugehen.

Schauderhaft: Bussi-Bussi statt Kontroverse. So wird der Gestank der unseligen Mobilfunkdebatte noch unnötig lang eine Dunstglocke über der Gesellschaft bilden.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Exposition, Referenten, Inkompetenz, Ressort, Studienbewertung, Kontroverse, über Grenzwert


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