Es war einmal eine Rinderstudie ... (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 17.03.2014, 00:08 (vor 3699 Tagen) @ H. Lamarr

Mit vielen Beispielen untermauerte Buchner seine Behauptungen, erzählte etwa von einem Fall in Oberbayern, bei dem ein Amtstierarzt erkrankte Tiere untersuchte, ein Uniprofessor hatte eine wissenschaftliche Arbeit dazu vorbereitet. Deren Veröffentlichung aber habe die Bayerische Staatsregierung verboten. Mit der Begründung, dass die vom Amtstierarzt erhobenen Daten dem bayerischen Staat gehören. „Und der rückt sie nicht heraus“, so Buchner.

Das hat mir jetzt keine Ruhe gelassen, wovon Dr. Buchner da redet. Es kann sich mMn nur um die berühmt-berüchtigte bayerische Rinderstudie handeln. Wobei die Darstellung entweder von Buchner oder der Journalistin des DK ziemlich verzerrt wurde.

Die Story von Buchner passt wunderschön zu den Versuchen der Mobilfunkgegner, dem Staat a) die Deutungshoheit über wissenschaftliche Ergebnisse streitig zu machen und b) Vertuschungsversuche zu unterstellen.

Im Fall der angeblich so "gefährlichen" Rinderstudie hat Klaus Buchner jedoch etwas übersehen. Das bekannt mobilfunkkritisch eingestellte Umweltinstitut München hat eigenen Aussagen zufolge die augenscheinlich doch veröffentlichte Rinderstudie geprüft und für Tinnef befunden. Das Umweltinstitut widerlegt damit unabsichtlich Buchner, der Tadel galt jedoch dem bayerischen Umweltministerium, das seinerzeit die Studie in Auftrag gab. Und, zugegeben, das Thema "Rinderstudie" ist noch heute im Rückblick ein kommunikationstechnischer Atomunfall, der nur mit großer Mühe und lückenhaft rekapituliert werden kann.

Details zur bayerischen Rinderstudie bei Elektrosmoginfo.

Auch ist der verbal kritisch auftretende Studienteilnehmer Dr. C. Wenzel in seiner Publikation viel vorsichtiger. In der Zusammenfassung heißt es abschließend nur lasch: "Die Befunde geben insgesamt Hinweise auf einen biologischen Effekt, dem Gesundheitsstörungen und Leistungseinbußen folgen könnten."

Nein, das ist beim besten Willen kein Grund, eine Studie unter "Verschluss" zu halten, wie es Buchner darzustellen versucht.

2010 wurde vom bayerischen Landtag eine Wiederholung der Rinderstudie abgelehnt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
ödp, Rinder, Buchner, Populismus, Anomalien, Rinderstudie, Aktivität


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