Das Thema Mobilfunk hat einen Keil in die Gemeinde getrieben (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 12.03.2014, 11:50 (vor 3720 Tagen)

In die bayerischen Gemeinde Neumarkt-St. Veit hat der Mobilfunk einen Keil getrieben, schreibt OVB online (erfordert Registrieren) und zitiert Bürgermeister Hausperger:

Der Mobilfunkstandort konnte zwar nicht verhindert werden, letzten Endes, weil er im Außenbereich privilegiert ist und weil auch unser eigenes Gutachten den Standort als verträglich eingestuft hat. Wir haben aber dennoch viel erreicht.

Mit dem jetzigen Planungsstand können wir in der Zukunft Einfluss nehmen, falls erneut eine Standortanfrage an uns herangetragen wird.

Kommentar: Nein, aus meiner Sicht hat man in Neumarkt-St. Veit nichts Gutes erreicht, sondern sich opportun um die Konfrontation mit aufgehetzten Bürgern herum gedrückt und ein falsches Signal gesetzt.

Von Mobilfunkmasten geht keine Gefahr aus, auch wenn organisierte Mobilfunkgegner aus wahrscheinlich kommerzieller Motivation heraus dieses Gerücht mit viel Fleiß am Leben halten. Es besteht daher keinerlei Notwendigkeit, funktechnisch optimale Standorte aus Angst um die eigene Gesundheit abzulehnen, zumal weit entfernte Masten Handy-Nutzer mehr "belasten" als nahe Masten. Wenn nun ohne jede Not kommunales TamTam um einen Funkmasten gemacht wird, verankert das im Bewusstsein der Bevölkerung den falschen Eindruck, von Funkmasten gehe eine Gefahr aus. Bemerkenswert: Unter den Teilnehmern des TamTams ist in aller Regel kein einziger wirklicher Experte, der neutral und kompetent über EMF Bescheid weiß.

Tatsächlich ist die Gefahr "Funkmast" freilich nicht zu leugnen, sie ist real vorhanden jedoch ungefähr genauso groß wie die, während des Gangs zum Zigarettenautomaten von einem Meteoriten getroffen zu werden. Also verdammt nahe an Null, jedoch nicht exakt Null. Jede Autofahrt birgt mehr Risiken als ein Funkmast. Wegen diesem hypothetischen Elektrosmog-Risiko Maßnahmen zu ergreifen, die eine weit über die Gemeindegrenzen hinausreichende schädliche Signalwirkung haben, halte ich für gründlich verfehlt.

Denn es wiederholt sich auf kommunaler Ebene das dissoziale Verhalten, das häufig bei Mobilfunkgegnern individuell beobachtet werden kann: Jeder will mobil telefonieren, vor der eigenen Haustüre jedoch möchte keiner einen Mast stehen haben. Anderswo dagegen gerne. Auf kommunaler Ebene passiert das gleiche: Kommunalpolitiker geben dem Druck aufgebrachter Bürger nicht selten nach und beschließen "Vorsorgekonzepte", die objektiv gesehen so nützlich sind wie Eulen nach Athen zu tragen, ganz zu schweigen vom finanziellen Schaden solcher unnötigen Konzepte und der schädlichen Signalwirkung aufs ganze Land. Was dem einzelnen Mobilfunkgegner die Verbannung eines Masten aus seinem heimischen Sichtfeld ist, das ist der Kommune die Verbannung von Masten an den Rand des Gemeindegebiets - egal ob dort Häuser einer Nachbargemeinde stehen. In beiden Fällen ist das sozial rückschrittliche Sankt-Florian-Prinzip der Vater des Gedanken.

Die Welt ist schlecht.
Jeder denkt nur an sich.
Nur ich, ich denk' an mich.

Hintergrund
Mobilfunk: Rat einigt sich auf Konzentrationsfläche (erfordert Registrieren)

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Sankt-Florian-Prinzip, OVB-online


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