Gewaltattacke an Schule per Handy aufgezeichnet (Allgemein)

KlaKla, Montag, 19.12.2005, 13:02 (vor 6675 Tagen)
bearbeitet von KlaKla, Montag, 19.12.2005, 14:13

Gewaltattacke an Schulen: Busemann lehnt Handy-Verbot ab
Nach den gefilmten Gewaltattacken von Jugendlichen auf ihre Mitschüler hat sich der niedersächsische Kultusminister Bernd Busemann gegen ein Handy-Verbot an Schulen ausgesprochen. "Damit würde das Problem nicht gelöst", sagte Busemann. Sinnvoller sei es, solche Taten im Unterricht zu behandeln und klarzumachen, "dass auch derjenige, der eine Keilerei in Absprache mit dem Täter filmt, sich strafbar macht". Busemann hatte die Attacken in Munster und Bockenem im Kreis Hildesheim verurteilt. Dort hatten Schüler in der vergangenen Woche andere Jugendliche verprügelt und die Taten mit ihren foto- und videotauglichen Handys aufgenommen. Das mit Hilfe zweier Erlasse der Landesregierung ausgegebene Prinzip "Hinsehen statt Wegschauen" in Schulen habe jedoch gegriffen. Nichts bleibe unbemerkt, so der Minister.

Eltern verstärkt in die Pflicht nehmen
Das aus Großbritannien stammende "happy slapping" - was so viel heißt wie "fröhliches Schlagen" - sei nicht auf das Schulgelände beschränkt, betonte Busemann. Deshalb nütze es nichts, Handys mit Digitalkameras aus dem Klassenzimmer zu verbannen. Der Minister nahm vor allem die Eltern in die Pflicht. Diese müssten noch mehr tun, forderte er. "Schule hat sehr oft mit Problemen zu tun, die eigentlich im Elternhaus angelegt sind."

KlaKla: Herr Busemann nimmt seine Verantwortung nicht wahr und verschiebt das Problem an die Eltern. Nach wie vor ist es so, das Aufzeichnungen per Handy gegen den Willen dritter Person gemacht werden können. Das Handy ermöglicht die Aufzeichnungen vom Unterrichtsgeschehen. Das kann nicht im Interesse von Lehrer sein. Die Schüler machen sich einen Spaß und zeigen dies herum. Diese Aufzeichnung im Internet herumzuschicken ist technisch kein Problem. Ich würde dies Rufmord nennen. Da man sich aber Gewaltprävention von der Industrie (Vodafone) sponsorn läst, ist eine Handhabe zum Handyverbot schwer durchführbar. Das ist der Preis, den man zahlen müss wenn Gewaltprävention von der Industrie (Vodafone) bezahlt wird. :angry:
http://www.mk.niedersachsen.de/master.jsp?C=14014034&I=579&L=20
Der Lobbyismus lässt grüßen.

Angriff in Munster "nur aus Spaß"
Die Filmaufnahmen der Gewaltattacke gegen einen 15-Jährigen an einer Hauptschule in Munster beschäftigen weiter Polizei, Rektor und Elternvertreter. Drei 15- und 16-Jährige hatten gefilmt, wie sie mehrfach auf den 15 Jahre alten Mitschüler eintraten. Der Angriff habe sich bereits am 9. Dezember auf dem Flur der Hauptschule ereignet, sagte ein Polizeisprecher. Ein Lehrer habe eingegriffen und die Digitalkamera an sich genommen. Das Opfer habe bei dem Angriff Prellungen an Rücken und Beinen davongetragen. Die mutmaßlichen Täter sollen ihre Tritte im Schulflur mit den Worten gerechtfertigt haben: "Eigentlich war's ja nur Spaß."

Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung

Der 15-Jährige gab an, die Angreifer hätten die Aufnahme ins Internet stellen wollen. Die Polizei ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und prüft nun, ob sie die Aufnahmen als Beweismittel heranziehen kann. Ob und was die Jungen bei ihrer Vernehmung ausgesagt haben, ist nicht bekannt. An der Schule seien Prügeleien nicht übermäßig an der Tagesordnung, sagte der Sprecher. Die drei Jugendlichen seien den Beamten aber bekannt.

"Ein äußerst böser Fall"
"Ich bin erschüttert", sagte der Stadtelternratsvorsitzende Jörg Pankla. "Bisher waren wir der Meinung, es wurde genug für die Präventionsarbeit gemacht. Jetzt müssen wir neu darüber nachdenken, ob es wirklich reicht", meinte Pankla. Der Rektor der Schule, Hans-Jürgen Behnke, kündigte disziplinarische Maßnahmen gegen die drei Neuntklässler an. Darüber werde die Klassenkonferenz vermutlich noch vor Weihnachten entscheiden. Bis dahin seien die Jungen vom Unterricht ausgeschlossen. "Wir haben hier einen äußerst bösen Vorfall", sagte Behnke. Der Rektor teilte weiter mit, dass die Schule behutsam abwägen müsse, was geschehen soll. Bei einem höchstmöglichen Ausschluss von drei Monaten wäre ein Schulabschluss im Sommer 2006 unmöglich. "Einerseits müssen wir ein deutliches Zeichen setzen und sprechen uns dabei mit der Staatsanwaltschaft ab, andererseits gilt es, die Jungen wieder zu integrieren", sagte Behnke.

Ähnliches Ereignis in Bockenem

Erst vor kurzem hatte ein ähnlicher Fall an einer Hauptschule in Bockenem bei Hildesheim für Schlagzeilen gesorgt. Laut Polizei hatte einer der mutmaßlichen Täter Gewaltfilme auf seinem Foto-Handy gespeichert, die als Vorbild für eigene Aufnahmen dienen sollten. Drei Schüler sollen vor laufender Kamera misshandelt worden sein. Nach Bekanntwerden des Falles meldeten sich mehrere weitere Opfer bei der Polizei. Inzwischen seien neun Schüler als Täter ermittelt worden, so der Polizeichef von Bad Salzdetfurth, Heinfried Müller. Die Polizei im Kreis Hildesheim wolle als Reaktion auf die Übergriffe die Gewaltprävention verstärken. Bei einer Konferenz mit Schulleitern Anfang Januar sollen konkrete Aktionen besprochen werden, sagte Müller.

Erneute Debatte über Gewalt an Schulen
Der Kriminologe Christian Pfeiffer bezeichnete die gefilmten Attacken als "gelebte Macho-Kultur". Die 15- und 16-jährigen männlichen Hauptschüler seien "Krisengruppe Nummer eins in Deutschland". Sie seien stark durch gewalttätige Computerspiele und Fernsehen geprägt. Katharina Abelmann-Vollmer vom Deutschen Kinderschutzbund sagte, Computerspiele und Fernsehshows förderten die Gewaltbereitschaft. Bei Jugendlichen sei die Hemmschwelle zu Gewaltattacken gesunken, so die Fachreferentin.
Der Sozialpsychologe Rolf Pohl warnte indes vor überzogenen Reaktionen. Die Öffentlichkeit reagiere inzwischen einfach sensibler auf derartige Erscheinungen. Die Fälle würden gleichwohl ernst genommen werden, es gebe aber noch keine verlässlichen Fallzahlen.

Stand: 17.12.2005 14:46
Quelle: http://www1.ndr.de/ndr_pages_std/0,2570,OID2102332_REF_SIX9,00.html

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Meine Meinungsäußerung


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