Deutungsversuch: wuff! (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 14.08.2012, 12:50 (vor 4294 Tagen) @ H. Lamarr

Immer dann, wenn eine Krankenkasse erneut einen Anstieg der Krankschreibungen wegen psychischer Probleme meldet, wird der laienhaft vermutete Zusammenhang mit EMF hervorgekramt und ohne Sachverstand diskutiert.

Unser verstoßener Ex-Teilnehmer "wuff" hat das Stöckchen brav aportiert.

Nur mit seiner Interpretation hapert es ziemlich. Denn unser "wuff" glaubt zu erkennen, dass fälschlich als psychiatrisch Erkrankte diagnostizierte Elektrosensible "... wohl ebenfalls zur Zunahme der 'psychischen Störungen'" beitragen.

So ganz glaubt er freilich selbst nicht an seinen krampfhaft konstruierten Zusammenhang, sonst hätte er ohne die Einschränkung "wohl" formuliert. Der Denkfehler des "wuff" liegt auf der Hand: Die psychischen Störungen nehmen seit 1976 weitgehend linear und konstant zu, ein wie immer auch gearteter Einfluss des 1992 in Deutschland eingeführten cellularen Mobilfunks (GSM) ist in keiner Weise erkennbar, insbesondere nicht in der starken Wachstumsphase um das Jahr 2000 herum. Wenn, dann hätte sich zu dieser Zeit (oder mit Versatz) ein deutlicher Knick in der Kuve zeigen müssen, sollte es einen Zusammenhang mit Funkimmission geben.

Unser "wuff" will den Leuten also a) mal wieder einen seiner plüschigen Teddybären aufbinden oder aber b) es gibt trotz langer Einwirkphase von inzwischen 20 Jahren und einem eklatanten GSM-Wachstum von 0 % auf 100 % nur so wenige Elektrosensible, dass diese sich in der Statistik nicht niederschlagen. Dagegen sprechen allerdings die hinlänglich bekannten Behauptungen überzeugter Mobilfunkgegner, es gäbe Millionen Betroffene und es würden immerzu mehr. Unvergessen ist die kuriose "wissenschaftliche" Prognose von Oberfeld/Hallberg aus dem Jahr 2006, die für 2017 vorhersagten, 50 Prozent der Weltbevölkerung (das wären rund 3,5 Mrd.) würden sich für "elektrosensibel" halten. Noch haben wir zwar erst 2012, wenn diese Zahlen sich aber nicht bald elefantös ändern, werden die Dottores Oberfeld und Hallberg einiges an Spott aushalten müssen, noch mehr als sonst.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Glauben, Glaubensfrage, Deutungspfusch


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