Aus dem Leben eines Skeptikers: Heilpraktiker ./. IZgMF (Allgemein)
Am 1. Juni traf eine grußlose E-Mail folgenden Inhalts bei uns ein:
Panasonic macht Werbung für Handys auf Ihrer Seite. Hallo?
Absender ist ein Heilpraktiker in Köln.
Wir antworteten am Vormittag des 2. Juni:
Warum nicht, Herr XXXXXX?
Was beworben wird entscheidet Google, nicht wir.
Jetzt ging es Zug um Zug. Mittags schrieb der Heilpraktiker zurück:
Ist eine Scheiss-Ausrede. Auf meiner Seite macht Google keine Werbung. Wie wollen Sie glaubwürdig sein?
Worauf wir noch am selben Abend antworteten:
Ist eine Scheiss-Ausrede.
Nein, ein Fakt.
Auf meiner Seite macht Google keine Werbung.
Kunststück, Sie ziehen den Leuten ja mit allerlei alternativmedizinischen Hokuspokus das Geld aus der Tasche. Sie werben für sich. Wir nicht. Wir sind nicht kommerziell am Thema EMF interessiert.
Wie wollen Sie glaubwürdig sein?
Weil wir unabhängig sind, von beiden Seiten: Mobilfunkgegner und Mobilfunkindustrie.
Bereits rund 45 Minuten später lag die Antwort meines Kontrahenten im Posteingang:
Die Sache ist einfach zu Ernst. Ich habe jeden Tag Menschen in der Praxis, die Probleme mit Elektrosmog haben, und Behandler wie ich versuchen, den Leuten zu helfen. Wieso beleidigen Sie mich also? Sie haben keine Ahnung von meiner Arbeit. Die Frage lautet immer noch: "Wie wollen Sie glaubhaft sein, wenn auf Ihrer Seite Werbung für Handys läuft? Für wen arbeiten Sie? Wen wollen Sie verunsichern oder informieren? Was ist die letztendliche Aussage Ihrer Seite". Sie konterkarieren das Thema, während Sie anderen unterstellen, darauf ihr Süppchen zu kochen, was Sie selbst tun. Ich bin einfach unglaublich sauer über so eine Scheisse. Der Verdacht, dass die Menschen über die Strahlung Krebs bekommen, wird immer mehr zur Gewissheit.
Am 3. Juni setzten wir dann folgenden Schlusspunkt:
Die Sache ist einfach zu Ernst.
Für einige Betroffene ja, für die Menschheit nicht.
Ich habe jeden Tag Menschen in der Praxis, die Probleme mit Elektrosmog haben ...
Das glaube ich Ihnen nicht, es sei denn, es sitzen stets die selben Leute vor Ihnen. Es gibt allen Beobachtungen zufolge nur sehr wenige überzeugte EHS.
... und Behandler wie ich versuchen, den Leuten zu helfen.
Wie wollen Sie das denn bewerkstelligen? Sie sind kein Psychodoc. Können Sie nachweislich Erfolge vorweisen?
Wieso beleidigen Sie mich also?
Ach, und was ist mit "Scheiß-Ausrede"? Ich habe Ihnen meine Meinung gesagt, wenn Sie darin eine Beleidigung sehen, tut mir das leid.
Sie haben keine Ahnung von meiner Arbeit.
Nein, habe ich nicht, ich bin Nachrichtentechniker und beschäftige mich mit objektivierbaren Fakten. Und die sagen, wie erst dieser Tage eine neue Metastudie i.A. des Schweizerischen Bafu belegt: Es gibt Menschen, die behaupten Elektrosmog anhand von Symptomen wahrnehmen zu können, es gibt keine Belege, die einen Kausalzusammenung mit Elektrosmog nachweisen.
Die Frage lautet immer noch: "Wie wollen Sie glaubhaft sein, wenn auf Ihrer Seite Werbung für Handys läuft? Für wen arbeiten Sie? Wen wollen Sie verunsichern oder informieren? Was ist die letztendliche Aussage Ihrer Seite". Sie konterkarieren das Thema, während Sie anderen unterstellen, darauf ihr Süppchen zu kochen, was Sie selbst tun. Ich bin einfach unglaublich sauer über so eine Scheisse.
Belegen Sie Ihre Vorwürfe mit einem einzigen Fakt, statt mit Munkeln & Raunen, und ich nehme Sie ernst.
Der Verdacht, dass die Menschen über die Strahlung Krebs bekommen, wird immer mehr zur Gewissheit.
Belegen Sie diese Behauptung mit einem einzigen Fakt, statt mit Munkeln & Raunen, und ich nehme Sie ernst. Oder meinen Sie tatsächlich ionisierende "Strahlung", dann hätten Sie sogar recht, nur, wir reden von nichtionisierender Strahlung und das sind Funkfelder.
Wenn Sie Druck ablassen möchten, Herr XXXXX, lade ich Sie ein, dies im Forum des IZgMF zu tun. Das ist für uns beide effizienter als fruchtlose E-Mail-Debatten. Beachten Sie aber bitte die Forumregeln. Denn mit unbelegten Behauptungen kommen Sie dort nicht weit. Andererseits wäre die Sichtweise eines "Behandlers" möglicherweise eine Bereicherung in der Debatte. Also, wenn Sie sich das zutrauen, gerne ...
Auf diese Mail traf keine Antwort mehr ein. Ich werte diese Konfrontation als typische Beispiel einer Auseinandersetzung mit einem Mobilfunkgegner aus Überzeugung. Der Mann versuchte, mich mit seiner empirisch gewachsenen Überzeugung zu überrennen, nicht schlimm, aber auch nur etwas, was an Stammtischen in Wirtshäusern weltweit praktiziert wird. Belastbare Fakten hat der Heiler keine und er ist auch nicht daran interessiert, seinen Standpunkt auf Belastbarkeit prüfen zu lassen. Er darf diese Prüfung nicht zulassen, sie würde einem Teil seines Geschäftsmodells die Grundlage entziehen. Ohne Überzeugung aber heilt es sich schlecht.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –