Widerstand gegen Tetra: (r)ein Bayerisches Problem (Allgemein)
Die dem Institut für Baubiologie + Ökologie (IBN), Neubeuern, angeschlossene sogenannte Bürgerinitiative "Funkbewusstsein" hat auf ihrer Website eine wunderschön gemachte Karte des bundesrepublikanischen Widerstands gegen Tetra-Funk. Die Deutschlandkarte zeigt für jedes Bundesland an, wieviele und welche Gemeinden sich im Tetra-Widerstand befinden. Quelle der Daten ist, wen wundert's, der Verein Diagnose-Funk. Insofern ist eine Verbindlichkeit der Angaben nicht gewährleistet und es ist davon auszugehen, dass die Angaben eher optimistisch sind, also beispielsweise eine Gemeinde weiter als Widerstandsnest geführt wird, auch wenn dies nicht mehr zutrifft. Angaben zur Pflege des Datenbestands (Aktualisierungsintervall) gibt es keine.
Doch anscheinend hat Diagnose-Funk entweder a) noch viel vor, oder b) das Interesse in der Bevölkerung überschätzt. Denn beim Durchklicken durch die einzelnen Bundesländer wird schnell klar: Im Norden, Osten und Westen tut sich entweder gar nichts gegen Tetra-Funk oder wenn, dann nur wenig. Nicht einmal Baden-Württemberg, sonst in der Elektrosmog-Debatte stets weit vorne, mag so recht mitziehen. Allein in Bayern sind die Zahlen hoch. Die folgende Auflistung nennt die gemäß Karte pro Bundesland im Widerstand gegen Tetra-Funk stehenden Gemeinden, geordnet nach Anzahl der Gemeinden, Stand: 18.12.2011.
Berlin - 0
Hamburg - 0
Mecklenburg-Vorpommern - 0
Rheinland-Pfalz - 0
Saarland - 0
Thüringen - 0
Bremen - 1
Sachsen - 1
Sachsen-Anhalt - 1
Niedersachsen - 2
Hessen - 3
Nordrhein-Westfalen - 3
Schleswig-Holstein - 4
Brandenburg - 6
Baden-Württemberg - 14
Bayern - 131
Wie unschwer zu erkennen ist, ist der Widerstand gegen Tetra ein nahezu ausschließlich in Bayern anzutreffendes Problem, von einem deutschlandweiten Aufstand gegen Tetra kann keine Rede sein. Was aber unterscheidet Bayern in Sachen Tetra-Protest vom Rest der Republik? Aus meiner Sicht sind in Bayern die Tetra-Gegner besser organisiert als anderswo, und sie bekommen bei ihrer Inszenierung von "Bürgerprotest" Unterstützung, nicht so sehr aus der Bevölkerung, sondern von Interessenverbänden, die es gerne sehen, wenn die Angst gegenüber Elektrosmog von Bürgerinitiativen auf dieselbe Weise öffentlich gemacht wird, wie dies beim Mobilfunk seit rund 20 Jahren der Fall ist. Denn die Angst ist die unverzichtbar tragende Säule im Geschäftsmodell dieser Interessenverbände. Vereinfacht gesagt: Wozu sollte das IBN noch Baubiologen "ausbilden", wenn der Teil-Markt für Elektrosmog-Messungen und Schirmung so zusammengeschmolzen ist, dass sich die Mühe nicht mehr lohnt? Wenn es mit den Ertragsaussichten für die Absolventen schlecht aussieht, dann sieht es auch fürs IBN nicht gut aus. Das Interesse von Berufsumsteigern, sich dort zum Baubiologen umschulen zu lassen, es würde zurück gehen.
Eine Stichprobe im Bayerischen "Valley", das in der Karte als Widerstandsnest geführt wird, verlief allerdings wenig beeindruckend. Richtig ist, dass die Gemeinde Valley die Zustimmung zur geplanten Aufstellung des im „Suchkreis Weyarn" vorgesehenen 45 Meter hohen Sendemasten für den Behörden-Funk TETRA mit 14:0 Stimmen verweigert hat. Dies geschah jedoch nicht mit einer breiten Bevölkerungsmehrheit im Rücken, sondern auf Antrag der beiden (2!) Gemeinderatsmitglieder Lorenz Hilgenrainer und Dr. Jürgen Schlichting. Schlichting ist amtierender Vorsitzender des 1996 gegründeten Vereins "Sender Freies Oberland", der gegen den 2003 stillgelegten US-Großsender auf dem Gemeindegebiet gekämpft hatte, und sich danach nicht auflöste. Über die alten Aktionen ist auf der Website des Vereins auch noch einiges nachzulesen. Über das Engagement des Vereinsvorstands gegen Tetra wird dort jedoch keine Silbe verloren, ich meine, das sagt schon was aus.
[Hinweis Moderator – 12.02.2014
Vorsicht mit Links, die auf die Webseiten Funkbewusstsein gehen.
Die Seite ist womöglich infiziert mit Trojaner. Weitere Detail sind hier nachzulesen.]
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –