Widersprüchlichkeit - sicheres Alarmsignal für MF-Lobbyismus (Allgemein)

Capricorn, Montag, 11.07.2011, 15:09 (vor 4691 Tagen) @ H. Lamarr

Was haben etablierte Mobilfunkgegner mit der Autoindustrie gemeinsam? Sie produzieren Widersprüchliches, weil der Drang zur Wahrung der eigenen Interessen unbändig ist.

Ihre folgende "Argumentation" ist aber von der Auto(fahrer)lobby übernommen:

Es war zum größten Teil die Widersprüchlichkeit in der Argumentation, die das IZgMF vor etwa fünf Jahren vom Mainstream der etablierten Mobilfunkgegner absprengte. Sie, die Gegner, predigen, jeder Mast müsse bekämpft werden, doch sinkt für Anwohner von Sendemasten und auch für Handynutzer die Funkfeldimmission, je mehr Sendemasten das Netz verdichten.

Ganz ähnlich wie Sie hier "argumentiert" die Auto(fahrer)lobby, durch den Bau zusätzlicher Strassen könne man Staus verhindern (was weniger Abgase gäbe). Die Wahrheit sieht aber andersrum aus: Neue Strassen ziehen neuen Verkehr an! Und dann sind mehr Staus an anderen Stellen ("Nadelöhren") vorprogrammiert, woraufhin die Autofahrerlobby nach weiteren Strassen dort ruft, "um Staus zu verhindern"! Stattdessen: Mehr Strassen => mehr Verkehr => mehr Staus => mehr Strassen => ...

So ist das auch beim Mobilfunk. Schlimmer noch: Der immer weitere Kapazitätsausbau ist dort sogar von den Konzernen vorgegeben, schliesslich sollen die Profite ja weiter steigen! Dafür werden immer weitere (unnötige/unsinnige) "Anwendungen" erfunden -- die nutzlosesten "Infos" sollen per App bezogen werden, von der Glotze und dem Radio über die Barcode-Preise im Supermarkt bis hin zu Naturpark-"Infos". Dabei würde zum Quatschen und SMS-eln doch GSM genügen, aber die Industrie will UMTS aufdrücken, schon weil dort die Mast-Abstände kleiner sind für die genauere Ortung.

Sie bekämpfen Sendemasten bis aufs Messer, lassen körpernahe Funktechnik - von ein paar Alibikritiken abgesehen - aber unbehelligt.

Erstens trifft das nicht für alle MF-Gegner zu. Ich bin gegen Handys und Masten, und verwende kein Handy.

Zweitens ist der Unterschied, dass der körpernahen Funktechnik direkt nur die Handyoten ausgesetzt sind, aber den Sendemasten sind auch Nicht-Handyoten rund um die Uhr ausgesetzt! Analog sind ja auch die Tabakschutzgesetze für die Nichtraucher (Passivraucher) gemacht, nicht für die Raucher!

Die Widersprüche in der Argumentation der etablierten Mobilfunkgegner sind schlagartig erklärbar wenn man sich von der Annahme verabschiedet, diesen Leuten gehe es ganz selbstlos allein um das Wohl der Bevölkerung. Dieses Motiv mag bei einigen Mitläufern zutreffen, bei anderen steht mMn dagegen eindeutig Profit im Vordergrund. Je nach Fall finanzieller oder gesellschaftlicher Profit. Derart neu formatiert und von Illusionen befreit fallen einem dann plötzlich Umstände auf, die zuvor glatt übersehen wurden. Etwa die Baubiologen, die tagsüber mit Elektrosmog-Messungen und Schirmmaßnahmen ihr Geld verdienen, und abends als Initiatoren von Bürgerinitiativen mit neuen Gruselgeschichten die Angst vor Elektrosmog am Leben erhalten - für die Kunden von morgen.

Dies könnte man auch damit erklären, dass die Baubiologen eben so überzeugt sind von ihrer Sache, dass sie sich dafür sowohl privat als auch geschäftlich einsetzen. Ein überzeugter Umweltschützer sucht sich ja auch nicht einen Job als Autoverkäufer, sondern möglichst einen Beruf/Branche der/die der Umwelt nützt. Möchten Sie ihn dazu zwingen, einen nicht umweltnützlichen Job zu machen, bloss um Ihrer Unterstellung der "Geldmacherei" zu entgehen? Und wie steht's eigentlich mit der viel grösseren Geldmacherei der Mobilfunkindustrie?

Im Spiegel Heft 21/2011 gab es dazu einen erhellenden Artikel mit dem Titel Vorfahrt für Dicke. Dort geht es um ein geplantes Öko-Siegel für Autos. Hört sich ebenso gut an wie etwa "Schutzorganisation für Elektrosmog-Betroffene". Das Öko-Siegel soll Autos, die wenig Sprit schlucken, gegenüber solchen positiv kenntlich machen, die mehr verbrauchen. In fast allen europäischen Ländern gilt diese simple Logik. In Deutschland aber soll sie nicht gelten. Die Deutschen wollen das Fahrzeuggewicht in die Bewertung mit einfließen lassen. Wobei "die Deutschen" die Lobbyisten der deutschen Autoproduzenten sind.

Sollte das Öko-Siegel tatsächlich kommen, in einer Novelle zur "PKW-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung" wurde es im Kabinett bereits verabschiedet, ist es, so der "Spiegel", die wunderlichste Öko-Klassifizierung der Industriegeschichte. Denn schwere Geländewagen werden dann bessere Noten bekommen als Kleinstautos. "Auto Bild" soll das an einem ganz besonderen Fahrzeug einmal durch gerechnet haben: Das Gefährt schluckt üppige 200 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Aber es bringt 62 Tonnen Fahrzeugmasse auf die Waage und schneidet so beim geplanten Öko-Siegel besser ab als ein Renault Clio. Das spritfressende Wägelchen dürfte daher amtlicherseits als Ökoschlitten bezeichnet werden, besser bekannt ist es allerdings unter dem Begriff "Leopard 2", der Militärpanzer.

Ich meine, die Widerspüchlichkeit des geplanten Auto-Öko-Siegels ist im kleineren Maßstab auch bei den etablierten Mobilfunkgegnern anzutreffen. In beiden Fällen bringt erst der Blick hinter die Kulissen die Drahtzieher und die wahren Interessen ans Licht.

Auch da bietet sich eher die Analogie zur Mobilfunkindustrie an -- Stichwort Grenzwerte- und SAR-Festlegungen zu deren Diensten, statt im Interesse der Gesundheit.


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