EU Umweltagentur warnt vor Handystrahlung - Hintergrund (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 02.01.2011, 16:28 (vor 4872 Tagen) @ Mamaris

EU Umweltagentur warnt vor Handystrahlung--erhöhtes Krebsrisiko
Mich wundert es ...

Machen Sie sich nichts draus: "Sich wundern" ist in der Mobilfunkdebatte das Normalste von der Welt, denn diese Debatte ist eine höchst wundersame, mit Geheimgängen, verborgenen Falltüren und Stolperdrähten ist sie geradezu gespickt. Mal eben schnell Reinschnuppern ist ungefähr so wirksam wie 5 Minuten "Tatort" gucken und dann den Täter richtig benennen wollen.

Wenn so eine Agentur wie die "EU-Umweltagentur" warnt, dann sollte da doch etwas dran sein - möchte man meinen. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Im Grunde warnt gar nicht die EU-Umweltagentur, denn dazu fehlt ihr nach eigenem Bekunden die Kompetenz. Sich mit der großen und wichtigen EU-Umweltagentur schmücken zu wollen ist in Sachen EMF daher eher fragwürdig. Wie aber kommt es, dass die Agentur 2007 dennoch gewarnt hat? Dies passierte, weil sich die Agentur den Standpunkt des BioInitiative-Reports zueigen machte, der ebenfalls 2007 erschien. Dieser Report wiederum wurde von einer Gruppe mobilfunkkritischer Wissenschaftler zusammengestellt, die von einer US-amerikanischen Baubiologin organisiert wurden. Unterm Strich fordert dieser Report exakt dasselbe, was bereits 2000 auf der berühmten Salzburger Konferenz gefordert wurde, auf der die Baubiologin übrigens ebenfalls schon vertreten war und das sagenhafte Salzburger Milliwatt (maximal zulässige Immission 1 mW/m²) mit verabschiedet hat. Dies Milliwatt ist von der BioInitiative lediglich neu aufgegriffen und frisch verpackt worden. Dies kritisieren auch einige kompetente Bewertungsgremien, die von dem BioInitiative-Report insgesamt nicht sehr viel halten, weil er lediglich den damals bekannten Status Quo dokumentiert und nichts Neues bringt. Für Die EU-Umweltagentur spielt das Thema Mobilfunk inzwischen keine tragende Rolle mehr. Die Broschüre „Signale“ wird von der Umweltagentur jedes Jahr zu Jahresbeginn veröffentlicht und enthält aktuelle Beiträge zu Themen, die im Laufe des Jahres sowohl für die Diskussion umweltpolitischer Fragen als auch für die breitere Öffentlichkeit von Interesse sein dürften. Für 2010 werden Sie dort zum Stichwort "Mobilfunk" oder "Sendemast" nichts finden, 2009 war es ebenfalls schon so, im September 2009 hatte Jacqueline McGlade allerdings anlässlich der sogenannten "Washington-Konferenz" von Mobilfunkgegnern noch einmal einen Auftritt, bei dem sie ihre Ausführungen aus dem Jahr 2007 abermals vortrug. Sendemasten sind für McGlade und die Agentur kein Thema, ihnen geht es um Vorsorge gegen mögliche Risiken des Handy-Gebrauchs. Das stört Sendemastengegner freilich nicht, sich ebenfalls lautstark auf die "Warnung" der EU-Umweltagentur zu berufen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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