Handyverbot in Flugzeugen - ungewöhnliche Begründung (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 12.12.2010, 23:34 (vor 4926 Tagen)

Jeder kennt von früher die Vorsichtsmaßnahme, im Flieger das Handy nicht einzuschalten, um die empfindliche Bordelektronik nicht in Verlegenheit zu bringen. Auf einer Kommentarplattform von BMJ habe ich jetzt eine ganz andere Erklärung gefunden, die ebnfalls einleuchtet:

Cell Phone Interference
Several years ago an article published in IEEE Spectrum (an electronic engineering magazine published by IEEE, Institute of Electrical & Electronics Engineers) by a former engineer from FAA (Federal Aviation Agency) responsible for the control of electromagnetic interference in aircraft revealed some interesting facts. He stated that the reason for banning cell phones is NOT because of interferences to navigation equipment. It is because of the altitude of the phones that causes multiple cell sites on the ground to response (usually there should be only one or two cell sites involved for ground based cell phones). The cell phone service providers are strongly against having thousands of phone calls being made in the air and cause havoc for their ground based systems.

Interessant finde ich bei den Kommentaren dort, dass nach den "Competing interests" des Kommentators gefragt wird, also nach Interessenkonflikten. So etwas wäre grundsätzlich auch für Foren anwendbar, dass zum Beispiel bei der Registration gefragt wird, ob es derartige Konflikte gibt. In den Mobilfunkforen würden dann gefühlt 95 % aller Postings in ganz anderem Licht zu sehen sein :wink:.

Auslöser für den Ausflug zu BMJ war dieser Beitrag über Medizinmythen mit folgendem Abschnitt:

2. Handys müssen in Krankenhäusern verboten sein
Angeblich stören die Mobiltelefone durch ihren Elektrosmog empfindliche medizinische Geräte oder die Herzschrittmacher von Patienten. Nach einer Untersuchung der US-Mediziner Aaron Carrol und Rachel Vreeman von der Universität Indiana gibt es keine seriös dokumentierten Fälle von Schäden durch Handys in Krankenhäusern. Vielmehr könnten Handys dazu dienen, die Reaktionszeiten des Personals zu verkürzen und Fehler zu vermeiden.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Mythen, Handyverbot, Herzschrittmacher

Handyverbot in Flugzeugen - ungewöhnliche Begründung

Kuddel, Montag, 13.12.2010, 00:27 (vor 4926 Tagen) @ H. Lamarr

...He stated that the reason for banning cell phones is NOT because of interferences to navigation equipment. It is because of the altitude of the phones that causes multiple cell sites on the ground to response (usually there should be only one or two cell sites involved for ground based cell phones).

Das kann mMn höchstens einer von mehreren Gründen sein, aber nicht der Ausschlaggebende.

Begründung:
Das Flugpersonal bittet seit Jahren während der Start und Landephase nicht nur darum, Mobiltelefone auszuschalten, sondern auch CD-Spieler, MP3-Player und Notebooks.

Diese Geräte haben allesamt nichts mit Mobilfunkbasisstationen am Hut (Ausnahme vielleicht neuere 3G-Notebooks)

Handyverbot in Flugzeugen - zwei wesentliche Gründe

Raylauncher @, Montag, 13.12.2010, 21:28 (vor 4925 Tagen) @ Kuddel

...He stated that the reason for banning cell phones is NOT because of interferences to navigation equipment. It is because of the altitude of the phones that causes multiple cell sites on the ground to response (usually there should be only one or two cell sites involved for ground based cell phones).

Das kann mMn höchstens einer von mehreren Gründen sein, aber nicht der Ausschlaggebende.

Es ist eine altbekannte Tatsache, dass sehr exponiert betriebene Mobilfunkgeräte zu Problemen im Netz führen, da sie Interferenzen in weiter entfernten Zellen erzeugen können und von diesen empfangen, wenn sie z.B. die gleiche Frequenz nutzen. Unter normalen Umständen sind die betreffenden Zellen z.B. durch topographische Hindernisse entkoppelt, aus großer Höhe jedoch nicht mehr. In den Nutzungsbestimmungen beim alten C-Netz der Telekom war der Betrieb aus Luftfahrzeugen (auch Ultraleichtflieger, Drachen, Ballone etc.) aus diesem Grunde sogar explizit untersagt.

Da aus großer Höhe keine eindeutige Zellzuordnung gegeben ist, ist die Gesprächsqualität allerdings schlecht, von vielen Zellwechseln und von Abbrüchen geprägt. Kurzum, es macht eigentlich wenig Sinn. Wer schon mal versucht hat, aus einem der oberen Stockwerke eines hohen Hochhauses (ohne eingebaute Inhouseversorgung) oder von einem hohen Berg zu telefonieren, kennt den Effekt. Innerhalb von Hochhäusern sind aus diesem Grunde deshalb oft Repeater oder Basisstationen installiert, die für eindeutige Verhältnisse sorgen.

Begründung:
Das Flugpersonal bittet seit Jahren während der Start und Landephase nicht nur darum, Mobiltelefone auszuschalten, sondern auch CD-Spieler, MP3-Player und Notebooks.

Diese Geräte haben allesamt nichts mit Mobilfunkbasisstationen am Hut (Ausnahme vielleicht neuere 3G-Notebooks)

Das Ausschalten elektronischer Geräte während Start und Landung allgemein ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Elektronische Geräte können aufgrund von Fehlfunktionen durchaus Signale im Hochfrequenzbereich erzeugen die zu beträchtlichen Interferenzen mit Funk und Navigation führen können. Diese Gefahr will man in den kritischen Phasen des Fluges minimieren.

Raylauncher

Tags:
Flugverkehr, Interferenzen

Handyverbot in Flugzeugen - ungewöhnliche Begründung

Eva Weber, Freitag, 24.12.2010, 00:48 (vor 4915 Tagen) @ Kuddel

...He stated that the reason for banning cell phones is NOT because of interferences to navigation equipment. It is because of the altitude of the phones that causes multiple cell sites on the ground to response (usually there should be only one or two cell sites involved for ground based cell phones).

Das kann mMn höchstens einer von mehreren Gründen sein, aber nicht der Ausschlaggebende.

Begründung:
Das Flugpersonal bittet seit Jahren während der Start und Landephase nicht nur darum, Mobiltelefone auszuschalten, sondern auch CD-Spieler, MP3-Player und Notebooks.

Diese Geräte haben allesamt nichts mit Mobilfunkbasisstationen am Hut (Ausnahme vielleicht neuere 3G-Notebooks)

Hier handelt es sich ausschließlich um Zitate:

"Demnächst geht das Handy in die Luft" SZ vom 24/25.9.2005
".. Nutzung von Handys im Flugzeug bei Strafe verboten, weil man in der Luftfahrt davon ausgeht, dass der stark strahlende Sendersuchlauf eines eingeschalteten Mobiltelefons die empfindliche Bordelektronik stören und Flugzeuge damit sogar zum Absturz bringen kann. Nachgewiesen werden konnte eine solche gefährliche Störung allerdings nie zweifelsfrei, da sich die Abläufe kaum reproduzieren lassen."

" 'doch jetzt wächst eine Generation heran, die mit dem Handy aufgewachsen ist und einfach gelangweilt wäre, wenn sie ihr Mobilftelefon nicht nutzen kann', erklärt Airbus-Manager von Borstel."

"Rund 250 000 Euro kostet die Umrüstung pro Flugzeug,..."

"Anruf aus den Wolken" SZ vom 6.4.2006
"Die Passagiere wird man auffordern, vor der Landung Ihre Telefone auszuschalten .....gerade beim Landeanflug ist es am heikelsten, wie Forscher der Carnegie Mellon University in Pittsburgh herausfanden: 'Handys können GPS-Geräte untauglich für den Landeanflug machen', heißt es in dem Bericht."

"LBA Luftfahrt-Bundesamt 10.Juli 2006"

Handynutzung
Sehr geehrte Frau Weber,

wir danken Ihnen für ihre Zuschrift an das Luftfahrt-Bundesamt zur Nutzung von Mobiltelefonen im Flugzeug. Allerdings müssen wir ihnen mitteilen, dass das Luftfahrt-Bundesamt ausschließlich die technische Zulassung für die Nutzung von Mobiltelefonen in Flugzeugen begleitet. Es liegt dann in der alleinigen Entscheidung der Airlines, ob sie das von den Luftfahrtbehörden zugelassene technisch Machbare dann auch nutzen.

Momentan ist allerdings geplant, dass in Deutschland die Nutzung von Handys an Bord von Flugzeugen verboten bleibt." Ende Zitate.

Eigene Meinung: Ich erkenne aus dieser Aussage, dass der Schutz der Elektronik durch Störung von Handystrahlung durch das LBA bei entsprechender Ausrüstung des Fliegers gewährleistet ist. (Ob auch bei den üblichen ILS-Landungen/Instrument Landing System, erkennt man nicht.) Die menschliche Elektronik zu schützen ist nicht Sache irgend eines Amtes, denn das 11. Gebot "Zweifle nicht an der Sicherheit der Grenzwerte" ist unantastbar. Zudem ist deren Überschreitung so unwahrscheinlich, dass es m.E. hierfür gar keine Ämter braucht. Das Wichtigste ist, dass es niemandem langweilig ist. Noch einmal extra betont, meine persönliche Meinung!

Eva Weber

Handyverbot in Flugzeugen - ungewöhnliche Begründung

Kuddel, Freitag, 24.12.2010, 15:50 (vor 4915 Tagen) @ Eva Weber
bearbeitet von Kuddel, Freitag, 24.12.2010, 16:19

... Die menschliche Elektronik zu schützen ist nicht Sache irgend eines Amtes, denn das 11. Gebot "Zweifle nicht an der Sicherheit der Grenzwerte" ist unantastbar.

Doch, die Grenzwerte sind antastbar....wenn jemand ein überzeugendes Argument liefern würde, z.B. ein reproduzierbares Experiment oder wenigstens ein plausibles Wirkmodell (statt parawissenschaftlichem Geschwafel).

Die "Menschliche Elektronik" enthält keine Metalle und basiert daher nicht auf Elektronenleitung, sondern auf Ionenleitung.

Da Ionen millionenfach größer und schwerer (="träger") sind als Elektronen, ist "menschliche Elektronik" viel zu langsam und unempfindlich, um Funkwellen von Mobilfunkmasten zu detektieren, welche mit 10000-fach höherer Frequenz bei vergleichsweise kleinen Feldstärken arbeiten.

Mit den "Bauteilen" der "menschlichen Elektronik" kann man keine funktionierenden Funkempfänger realisieren.

Beschwingte Elektronen ./. träge Ionen

H. Lamarr @, München, Freitag, 24.12.2010, 16:25 (vor 4915 Tagen) @ Kuddel

Da Ionen millionenfach größer und schwerer (="träger") sind als Elektronen, ist "menschliche Elektronik" viel zu langsam und unempfindlich, um Funkwellen von Mobilfunkmasten zu detektieren, welche mit 10000-fach höherer Frequenz bei vergleichsweise kleinen Feldstärken arbeiten.

Wem das mit den flinken Elektronen und den trägen Ionen nicht so recht einleuchtet, der kann sich hier mit ein paar Experimenten zur Massenträgheit auseinandersetzen und erfahren, warum einem der Teppich unter den Füßen weggezogen werden kann, ohne dass der Draufstehende davon etwas bemerkt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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