Hohe EMF-Immissionen vor rund. 10 Jahren (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 03.12.2010, 19:52 (vor 4916 Tagen) @ H. Lamarr

Der Salzburger Vorsorgewert von 1 mW/m² ist auf gemeinsamen Beschluss einer ganzen Schar mobilfunkkritischer Wissenschaftler (so um die 20) im Jahr 2000 entstanden. Ursprünglich hatte man sich auf 100 mW/m² als ungefährlich geeinigt und dann noch einmal den Faktor 100 "zur Sicherheit" aufgeschlagen. Dies ist einigermaßen komplett und nachvollziehbar dokumentiert.

Auf der Website des IZMF habe ich folgenden Text gefunden, der sich auf Messungen in Salzburg Ende 2001 bezieht:

Im Ergebnis der Messungen heißt es im Abschlussbericht der BAKOM, an 8 der 13 Sendestandorte werde der Salzburger Vorsorgewert von 1 mW/m² bis zu einem Faktor 40 überschritten. Die Analysen zeigten, dass bei modernen GSM-Netzen auf städtischem Gebiet die bei den Anwohnern von Sendeanlagen auftretenden Immissionen durchschnittlich zwischen 10 und 200 mW/m² lägen.

Im ersten Moment dachte ich, dort seinen Mikrowatt mit Milliwatt verwechselt worden. Das aber ist nicht der Fall. In der Rückschau sind die genannten Durchschnittswerte mMn exorbitant hoch. Wie kommt das? Eine plausible Erklärung wäre, dass vor rund zehn Jahren die Sendernetze nicht so dicht waren wie heute und damals die Sender deutlich größere Funkzellen versorgten (weniger Teilnehmer, weniger Gespräche). Heute sind die Funkzellen kleiner und deshalb sollte eine relativ starke Immissionen von 200 mW/m² in aller Regel nicht mehr messbar sein. Ich habe die Werte aus den diversen Messkampagnen jetzt nicht zur Hand, meine aber, dass in jüngerer Zeit auch 10 mW/m² bei Anwohnern von Sendeanlagen nicht mehr erreicht wurden.

Die (automatisch) schwächere Immission durch kleinere Funkzellen ist ein Aspekt, der mMn in der Mobilfunkdebatte viel zu kurz kommt und in keiner Weise gewürdigt wird. Soviel ich weiß gibt es auch keine gezielten Messungen, die über viele Jahre hinweg am selben Ort die Entwicklung der Immission als Funktion der Netzverdichtung zeigen. Das aber wäre doch mal interessant, denn es gibt ja auch gegenläufige Meldungen, die von einem Anstieg der Immissionen berichten. Wahrscheinlich ist beides richtig, die Netzverdichtung reduziert die Funkfelder, die höhere Gebrauchsdichte macht dies aber wieder wett.

Was auf der Website des IZMF fehlt ist das Finale: Im Jahr 2005 wurde der "echte" Salzburger Vorsorgewert von der Stadt aufgegeben. Grund war die Einführung von UMTS.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Netzverdichtung, Salzburger Vorsorgewert, Funkzelle


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