DECT-Telefone und Handys erzeugen Krebs? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 13.08.2010, 14:31 (vor 5050 Tagen)

[Thread abgetrennt hier]

"Ich sprach fast jeden Tag rund fünf Stunden am Handy", erklärte Marcolini gegenüber italienischen Medien.

Da muß er aber eine Menge Ersatz-Akkus dabei gehabt haben...
Und erst die Rechnung...insbesondere bei dem Gebühren-Niveau vor 10 Jahren, bzw 20 Jahren.

Neues vom Desinformantenstadel: DECT erzeugt Krebs

Die schon relativ alte Geschichte des Italieners Marcolini wird gegenwärtig wieder neu verwurstet und die Behauptung aufgestellt, DECT-Telefone und Handys erzeugten Krebs. Was DECT anbelangt so ist diese Behauptung aller Voraussicht nach schlicht erlogen. Das will ich gerne begründen, zuvor aber noch schnell zurück zum Ausgangsthread, in dem sich "Kuddel" wunderte, wie Marcoline schon Anfang der 90er-Jahre täglich fünf Stunden am Mobiltelfon hängen konnte.

Für die unglaubwürdigen fünf Stunden nennt das Urteil eine plausible Erklärung:

... hält der Sachverständige vor allem fest, dass der Beschwerdeführer in den ersten drei Jahren seiner Tätigkeit bei San Giacomo SpA (für belegte 5-6 Stunden täglich) ein Schnurlostelefon benützte, ab 1993/94 bis September 2003 kam zum Schnurlostelefon das Mobiltelefon dazu.

Womit das eine geklärt ist, das andere aber nicht: In der deutschen Übersetzung des Urteils (PDF) aus Italien ist stets von "Schnurlostelefon" und "Mobiltelefon" die Rede. Ich spreche zwar kein italienisch, beim Vergleich der entsprechenden Passagen mit dem Original sind mir dennoch Abweichungen aufgefallen, die möglicherweise im deutschen sinnverfälschend sind, zumal völlig unklar ist, wer das Urteil übersetzt hat, ein autorisierter Übersetzer oder ein italienisch sprechender Sendemastengegner. Eine unabhängige Prüfung der neun Textpassagen, in denen der Begriff "schnurlos" auftaucht, wäre daher wünschenswert.

Worauf ich eigentlich hinaus will: Von DECT ist nirgendwo die Rede, weder im deutschen Text noch im italienischen. Marcolini könnte also auch ein damals noch weit verbreitetes analoges Schnurlostelefon verwendet haben (CT1+, CT2), die allerdings wegen der fehlenden Pulsung auch von eingefleischten Mobilfunkgegnern als vergleichsweise harmlos eingestuft wurden. Wie gesagt, dies muss nicht der Fall gewesen sein, es ist aber nicht unwahrscheinlich, zumal DECT erst 1992 herauskam, Marcolini es 1990, als er bei San Giacomo SpA anfing, also noch gar nicht haben konnte.

Derartige Überlegungen sind der Website "Gesundheitliche Aufklärung" leider fremd, stattdessen desinformiert sie lieber mit der Titelzeile DECT-Telefone und Handys erzeugen Krebs *. Wie gesagt, in den Originaldokumenten ist von DECT nicht ein einziges mal die Rede und wer aus "Schnurlostelefon" einfach "DECT" macht, der weiß nicht so recht wovon er redet oder er führt gezielt etwas im Schilde. Ob "gerissen" tatsächlich eine Alternative zu "doof" ist, also ich weiß nicht ...

Gehen wir der Sache auf den Grund und schauen uns an, wer der Verfasser des Artikels bei "Gesundheitliche Aufklärung" ist. Es ist ein Pseudonym namens Edgar, das sich auf den szenebekannten Mediziner Dr. Joachim Mutter als Informant beruft. Wer mehr über die Aktivitäten, Gutachten und Vorträge von Dr. med. Mutter wissen möchte, findet hier im Forum reichlich weiterführendes Material.

[Hinweis Moderator 04.10.2011: * Aus dem Impressum der Webseite geht hervor,
"Gesundheitlicheaufklaerung.de ist eine private Website. Die Informationen auf diesem Blog sind eine subjektive Sicht der Dinge, geprägt durch eigene Gedanken, eigene Erfahrungen und eigene Schlussfolgerungen. Wir (Blogbetreiber und Autoren, sowie Gast-Autoren) erheben somit keinen Anspruch auf Objektivität und damit auch keinen Anspruch auf die alleingültige Wahrheit. Unsere Wahrheit (d.h. persönliche Erfahrungen und Erkenntnisse) muss nicht für andere Menschen gültig sein."]

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
CT1, Desinformation, Mutter, Moral, Unglaubwürdig

DECT-Telefone und Handys erzeugen Krebs?

Kuddel, Freitag, 13.08.2010, 21:28 (vor 5049 Tagen) @ H. Lamarr

..Wie gesagt, dies muss nicht der Fall gewesen sein, es ist aber nicht unwahrscheinlich, zumal DECT erst 1992 herauskam, Marcolini es 1990, als er bei San Giacomo SpA anfing, also noch gar nicht haben konnte.

Die ersten DECT Geräte sind nicht vor 1993 auf den Markt gekommen:

Auszug aus dem Buch "Mobile Satellite Communication Networks" (Ray.E.Sheriff, 2001 Wiley Interscience)
[image]

Herr Marcolini wird zumindest bis dahin mit hoher Wahrscheinlichkeit in Analogtechnik, z.B. nach dem "CT1"-Standard telefoniert haben.

DECT-Telefone und Handys erzeugen Krebs?

H. Lamarr @, München, Freitag, 13.08.2010, 22:07 (vor 5049 Tagen) @ Kuddel

Die ersten DECT Geräte sind nicht vor 1993 auf den Markt gekommen:

Dazu gibt es widersprüchliche Fundstellen im Netz, etwa diese:

Im Juni 1991 gingen die wichtigsten Teile des Standards in die Phase der öffentlichen Kommentierung und bereits 1992 gab es die ersten DECT-Geräte im Handel.

Ändert aber sowieso nicht viel an der plausiblen Feststellung, dass Marcolini seine Dauertelefonat zumindest anfangs nicht mit einem DECT geführt haben kann. Die ersten Modelle waren zudem schweineteuer, ich meine mich zu erinnern, dass meine Gigaset 1054i so um 1996 herum mit knapp 800 DM zu Buche geschlagen hätte, hätte damals nicht schon irgendein Koppelgeschäft (bei mir telefonieren Sie günstiger) den Preis halbiert.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

DECT-Telefone und Handys erzeugen Krebs?

Doris @, Freitag, 13.08.2010, 22:31 (vor 5049 Tagen) @ H. Lamarr

Marcolini könnte also auch ein damals noch weit verbreitetes analoges Schnurlostelefon verwendet haben (CT1+, CT2), die allerdings wegen der fehlenden Pulsung auch von eingefleischten Mobilfunkgegnern als vergleichsweise harmlos eingestuft wurden.

Was heißt "auch von eingefleischten Mobilfunkgegnern..."?
Scheidet die analoge Funktechnik bei der Bewertung evtl. Risiken durch EMF offiziell aus, oder geht das nur auf die Aussagen der Mobilfunkkritiker zurück?

War den Mobilfunkkritiker bei der Lobhudelei auf die analoge Technik nicht hauptsächlich die fehlende Dauerstrahlung wichtig? Um die Mobilteile haben sich in früheren Zeiten die Mobilfunkkritiker doch nie gekümmert, sondern nur um die dauerstrahlende Basisstationen.

Die Sendeleistung der Mobilteile sowohl bei der analogen Technik als auch bei der DECT-Technik lag/liegt bei 10 mW. Und ich meine nur dies ist ausschlaggebend bei der Bewertung eines evtl. Gehirntumorrisikos.

Und die Mobilteile der CT1+ Telefone arbeiteten im Frequenzbereich 885 - 887 MHz und haben deshalb eine höhere Eindringtiefe in den Kopf als die DECT-Telefone, die im Frequenzbereich 1800 - 1900 MHz senden.

DECT-Telefone und Handys erzeugen Krebs?

Kuddel, Samstag, 14.08.2010, 10:20 (vor 5049 Tagen) @ Doris

Die Sendeleistung der Mobilteile sowohl bei der analogen Technik als auch bei der DECT-Technik lag/liegt bei 10 mW. Und ich meine nur dies ist ausschlaggebend bei der Bewertung eines evtl. Gehirntumorrisikos.

Kleine Anmerkung: Die Mobilfunknetze waren in der Anfangszeit noch schlecht ausgebaut und die Mobiltelefone haben seinerzeit häufig mit voller Leistung gesendet. Und die lag beim ca 10..20-fachen eines Schnurlostelefons.

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum