Berufliche Magnetfeldbelastung bis 10'000 µT (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 24.04.2010, 22:28 (vor 5148 Tagen)

Hinweise von Schüz u.a. besagen, dass es ab 0,2 µT Dauereinwirkung von 50-Hz-Magnetfeldern möglicherweise zu Kinderleukämie kommen kann. Erlaubt ist bei 50 Hz eine magnetische Flussdichte von 100 µT. Dieser Wer gilt für die Allgemeinbevölkerung, beruflich Exponierte müssen bei 50 Hz 1358 µT aushalten*). Wie Schüz berichtet, sind in deutschen Privathaushalten 0,2 µT Dauerbelastung selten, nur 1,2 % der Haushalte erreichten oder überschritten diesen Wert, in der Mehrzahl lägen die Werte unter 0,05 µT. Einige fanatische Elektrosmog-Gegner schlagen trotz dieser kleinen Werte Alarm und warnen - meist dramatisch - vor Krebs infolge Magnetfeldeinwirkung. So weit, so klar.

Aufgabe der deutschen Berufgenossenschaften ist es, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sowie arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu verhüten. Die Berufgenossenschaften haben daher ein Interesse, Arbeitnehmer wirksam zu schützen und nicht mutwillig bekannten Risiken auszusetzen. Schauen wir uns also einmal gemeinsam an, was die Vereinigung der Metall-Berufgenossenschaft in metallverarbeitenden Betrieben bei Kontrollmessungen für Werte gefunden hat (niedergeschrieben im Dokument BGI839):

Trafohäuser: 270 µT
Antriebe von ortsveränderlichen Bearbeitungsmaschinen: 350 µT
Rohrschweißmaschine: 1000 µT
Rissprüfanlage: 2507 µT
Schmelzofen: 1020 µT
Pfannenofen: 3385 µT
ESU-Anlage: 6500 µT

Alle Angaben oben gelten für 50 Hz und Dauereinwirkung. Die z.T. erhebliche Überschreitung des zulässigen Grenzwerts hatte zur Folge, dass infolge der Messung Maßnahmen zur Begrenzung der Exposition getroffen werden mussten.

Abseits der 50-Hz-Felder gab es einen Rekordhalter bei 770 Hz: Eine "Durchlauferwärmungsanlage" hielt sich nicht an den zulässiger Wert von rd. 88 µT, sondern erzeugte Flussdichten von 10'000 µT und darüber!

Angesichts dieser Erfahrungen der Berufsgenossenschaften mit exorbitant starken Magnetfeldern ist vielleicht die Gelassenheit von echten Experten besser zu verstehen, wenn selbsternannte Experten von Krebsgefahr reden und auf 20 µT verweisen, die ein Staubsauger in ca. 30 cm Entfernung vom Motor während des Saugens über ein paar Minuten hinweg erzeugt.

*) Expositionsbereich 1: Kontrollierte Bereiche, die nur zum Durchführen von Arbeiten betreten werden. Mittler Aufenthaltsdauer ist 8 Stunden an 5 Tagen pro Woche und 50 Wochen pro Jahr. Siehe auch Seite Arbeitsschutz beim BfS.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Magnetfeld, Arbeitsschutz, berufliche Exposition, µT, Flussdichte, Berufsgenossenschaften

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