Fleckvieh: Blutschwitzen bringt Kälber um (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 16.04.2010, 23:04 (vor 5145 Tagen)

Hier mal ein Beispiel dafür, dass Industrie (hier die viel gescholtene Pharmaindustrie), Politik und Wissenschaft durchaus auch finanziell zur Lösung eines Problems zusammenarbeiten können - ohne dass Korruptionsvorwürfe zu hören sind. Es geht um eine geheimnisvolle Tierkrankheit, die seit 2007 in Europa ungefähr 2000 Kälber getötet hat, 1600 davon allein in Deutschland. Glücklicherweise tritt das sogenannte "Blutschwitzen" erst seit 2007 auf, nicht auszudenken, gäbe es diese Krankheit schon seit 1993, dann stünde mit Sicherheit der Mobilfunk am Pranger.

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Seit 2007 wird bei Kälbern das sogenannte „Blutschwitzen“ beobachtet, ein Krankheitsbild, das meist tödlich verläuft und mit einer ungewöhnlichen Blutungsneigung verbunden ist.

Das Erkrankungsbild tritt inzwischen in vielen Regionen Deutschlands sowie in Belgien, den Niederlanden, England und Schottland auf. Im Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. (TGD) in Poing wurden bis Dezember 2009 über 300 betroffene Kälber untersucht.

Die Kälber erkranken im ersten Lebensmonat. Es handelt sich in der Regel um Einzeltiererkrankungen, wobei Tiere verschiedener Rassen und beiderlei Geschlechts betroffen sind. Charakteristisch sind massive Blutungen in vielen Organen und Geweben; vornehmlich sind die Blutungen aber in Haut, Unterhaut und im Magen-Darm-Trakt zu finden. Weiterhin gehört ein hochgradiger Verlust des blutbildenden Gewebes im Knochenmark zum Erkrankungsbild. Diesem Befund entsprechen typische Blutbildveränderungen (aplastische Anämie mit ausgeprägter Thrombozytopenie). Häufig können zusätzliche, entzündliche Veränderungen wie zum Beispiel Lungenentzündungen (Pneumonien) beobachtet werden. Aufgrund der Blutungen und der Veränderungen in Blutbild und Knochenmark wird die Erkrankung auch „Hämorrhagisches Diathese-Syndrom“ (HDS) oder „Bovine Neonatale Panzytopenie“ (BNP) genannt.

Abstammungsanalysen ergaben bisher keinen Hinweis auf eine Erbkrankheit. Toxine, Infektionen mit Bakterien oder mit dem Virus der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD) sowie der Blauzungenkrankheit (BTV) wurden als Ursache bereits ausgeschlossen. Einer Meldung vom 14. April zufolge könnte jedoch die Impfung gegen die Virus-Infektion BVD eine von vielen möglichen Ursachen sein. Wissenschaftliche Erkenntnisse dazu lägen aber nicht vor.

In Absprache mit dem zuständigen Paul-Ehrlich-Institut (Bundesinstitut für Impfstoffe) habe Pfizer den Verkauf seines Rinder-Impfstoffs PregSure gegen die Bovine Virusdiarrhöe (BVD) am 7.4.2010 vorerst ausgesetzt, um die genauen Ursachen der Blutungen aufzuklären. Von europaweit 2000 Fällen seien 1600 in Deutschland aufgetreten. Das mysteriöse, vor drei Jahren erstmals aufgetretene Blutschwitzen sei nach Stand des Wissens keine Bedrohung für den Menschen.

Der Impfstoff PregSure ist seit 2004 in Deutschland auf dem Markt, europaweit seit 2005; über 13 Mio. Dosen wurden bisher verkauft. BVD-Impfungen können eine von vielen möglichen Ursachen für die Entstehung von BNP sein, die derzeit untersucht werden, heißt es in der Pressemitteilung. In Deutschland unterstützt Pfizer derzeit eine epidemiologische Studie, um die gemeinsamen Risikofaktoren der dokumentierten BNP-Fälle zu identifizieren.

Quellen: http://www.mpr-bayern.de/3.1/mpr.de/index.php?StoryID=3227
http://www.rinderzucht-fleckvieh.de/?redid=334254

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Rinder, Erbkrankheit, Korruptionsverdacht


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