Neuer Anlauf (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 21.09.2008, 21:25 (vor 5739 Tagen) @ Siegfried Zwerenz

Vorab das Thema letzte Tafel im Film und der Eindringtiefe ins Gewebe.

Diese Tafel war gedacht um eines der unsinnigen Standardargumentationen, die mir auf meinen Vorträgen entgegengebracht wurden, zu widerlegen. Es handelt sich nur um eine zusätzliche Auswertung und hat nichts mit den Interferenzen zu tun.

Achso! Einen technischen Laien führen Sie mit so einem Fazit nach einem Lehrgang über Interferenz aber ganz schön an der Nase herum.

Wie Sie selbst schon herausgefunden haben, basiert die Eindringtiefe von Funkwellen auf Aussagen von Herrn Prof. Silny.

Um Himmels Willen nein, die Eindringtiefe basiert allein auf physikalischen Gesetzen, die Jiris Silny nicht gepachtet hat.

Sicherlich wissen Sie auch, dass ich den Auswertungen von Herrn Prof. Silny kritisch gegenüber stehe.

Gegen diese Formulierung ist nichts einzuwenden. Ich finde es gut, dass nicht mehr die Person Silny, sondern seine Aussagen im Mittelpunkt Ihrer Kritik stehen.

Die Funkwellen durchdringen den gesamten Körper. Sie treten an der, dem Funkwellensender zugewandten Seite, in den Körper ein und treten an der anderen Seite wieder aus. Während sie den Körper durchdringen, verlieren sie permanent an Energie.

Nur der guten Ordnung halber: Wenn die auftreffende Funkwelle schon schwach ist, dann durchdringt sie nicht, sondern versiegt auf dem Weg durch den Körper völlig. An der Rückseite dringt dann nichts Messbares mehr aus.

Herr Silny hat nun in seiner Ausführung die Definition für die „Eindringtiefe von Funkwellen“ verwendet. Sie beschreibt die Strecke, die Funkwellen in einem Gewebe zurücklegen müssen, bis noch 37% der Leistung übrig ist. Das heißt die Funkwellen sind dann nicht etwa fort, sondern sie sind einfach nur kleiner geworden.

Diese von Herr Prof. Silny verwendete Definition der Eindringtiefe wird ursprünglich zur Berechnung von Skineffekten in Leitern verwendet.

Wenn sich nun ein Leser bei den Ausführungen von Herrn Prof. Silny nicht technisch auskennt, so kann er die Aussage leicht falsch interpretieren.

Naja, da sind wir dann aber auch wieder bei Ihrer Texttafel oben ;-)

Das führt dann zum Beispiel zu solchen Dokumentationen des IZMF:
Mobilfunk und Gesundheit eine Information für Eltern, Seite 5:
„Durch das elektrisch gut leitende Körpergewebe wird der überwiegende Teil der elektromagnetischen Energie bereits in den Oberflächenschichten absorbiert und dringt kaum bis in tiefliegende Organe oder den Fötus ... ein.“

Wieso, so falsch ist das doch gar nicht?! Bedenklich fände ich dies, wenn eine werdende Mutter in einer 10-W/m²-Strahlendusche stünde. Bei den gängigen Werten im Milli- und Mikrowattbereich (verursacht durch Basisstationen) sehe ich keinerlei Gefährdungspotenzial und soviel ich weiß gibt es auch keine Studien, die bei so schwacher Befeldung Gefahr für Ungeborene sieht.

„Als »völlig unseriös« bezeichnet es Siegfried Zwerenz, dass Werner Wiesbeck von einer Eindringtiefe der Hochfrequenz in den Menschen von drei Millimetern spricht und damit eine gesundheitliche Schädigung ausschließt. Nach Auffassung von Siegfried Zwerenz sind die drei Millimeter »völlig falsch«“

Da Sigfried Zwerenz wohl nicht von Teraherzwellen redet, hat er da zweifellos recht, wobei wieder anzumerken ist, dass eine Diskussion über Eindringtiefe ohne Nennung von Intensitätswerten eher sinnlos ist, denn bei entsprechend schwach auftreffender Funkwelle kann es eben durchaus sein, dass schon nach 3 mm das Körpergewebe das Signal unmessbar klein gedämpft hat.

Fazit: Die Funkwellen vom Mobilfunk durchdringen immer den gesamten Körper. Sie werden nur auf ihren Weg durch das Gewebe etwa 7dB pro 3cm gedämpft.

7 dB bedeutet eine Leistungsdämpfung auf 1/5, also auf 20 % nach den ersten 3 cm, nach den zweiten 3 cm bleiben nur noch 4 % der ursprünglichen Leistungsdichte übrig usw. Da wecken Sie unnötig Ängste, wenn Sie sagen, dass die Funkwellen immer den gesamten Körper durchdringen. Denn wieder ist dies nur dann zutreffend, wenn auf den Körper von außen eine nennenswerte Leistungsflussdichte einwirkt. Nehmen wir mal einen rel. hohen Wert von 1 mW/m² an, dann wirken (bei 7 dB/3 cm) nach 6 cm Gewebe rund 40 µW/m² und nach 12 cm noch 8 µW/m² - sehen Sie denn bei diesen Werten ein Risiko?

Das zweite und aufwendigere Experiment war, ob diese Interferenzen der Funkwellen auch existieren, wenn sie sich vorher durch ein Gewebe ausbreiten müssen.

Verstehe ich nicht so ganz. Die Interferenzen entstehen durch Überlagerung von Wellen an bestimmten Raumpunkten, die Sie mit der Empfangsantenne "finden" können. Mit der fleischumwickelten Empfangsantenne sollte sich der Ort einer Überlagerung nicht ändern, wohl aber der Pegelmesswert, der um die Dämpfung des Fleischpakets geringer ausfallen sollte. Gibt es gute Gründe anzunehmen, dass dies nicht so ist?

Die rücklaufende Funkwelle ist nun am Auswertepunkt mit der Antenne um insgesamt 21dB gedämpft. Die hinlaufende Funkwelle war bis zum Auswertepunkt mit der Antenne um 7dB gedämpft. Das Verhältnis von hinlaufender Welle zu der rücklaufenden Welle an dem Auswertepunkt ist somit etwa 14dB ...

Und das heißt im Klartext?

Das einfache Modell hätte nun vermuten lassen, dass die Hot Spots im Inneren des Gewebes nicht existiert hätten.

Sehe ich, wie oben beschrieben, anders. Aus meiner Sicht ist es keine Überraschung, dass die Hotspots auch mit der fleischumwickelten Antenne zu messen sind, ist doch nur ein zusätzlicher Dämpfungsfaktor zur Luftstrecke.

Das Experiment hat gezeigt, dass die Hot Spots auch innerhalb des Gewebekäfigs mit vergleichbarer Dynamik vorhanden sind.

Klar, an der Dynamik der Interferenzen darf sich mit oder ohne Fleischmantel nichts ändern. Mit Fleischmantel findet die Dynamik lediglich auf niedrigerem Pegelniveau statt als beim Versuch ohne Fleischmantel.

Also, Herr Zwerenz, ich vermag die Bedeutung Ihres Experiments, so wie Sie sie sehen, nicht nachvollziehen, zumal mir noch immer nicht klar geworden ist, worauf Sie eigentlich hinauswollen. Andererseits bin ich beeindruckt, mit welcher Geduld und wie entspannt Sie hier zu Werke gehen, wobei ich noch immer glaube, dass ich es nicht mit Ihnen allein zu tun habe, sondern mit einer "Gruppe". Aber das ist für mich kein Hinderungsgrund, weiter zu diskutieren. Nur bitte nicht mehr in dem unübersichtlichen Hauptstrang, den sowieso nur noch die unmittelbar Beteiligten blicken, Zaungäste dürften entnervt abwinken.

Deshalb noch einmal der Vorschlag: Um prägnantere zielgerichtetere Diskussionen zu bekommen, die sich per "Suche" auch wiederfinden lassen, bitte keine "Rundumschlag"-Stränge in die Welt setzen, an deren Beginn gleich ein ganzer Fragenkatalog steht. Für alle Beteiligten besser sind Diskussionen mit je einem Strang pro Thema (z.B. separater Strang allein für Eindringtiefe von Funkwellen). Da fällt es dann auch viel eher auf, wenn eine noch fällige Antwort ausbleibt.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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