Ärztefortbildung: Gemischtes Doppel (Allgemein)

H. Lamarr , München, Sonntag, 15.06.2008, 01:20 (vor 5797 Tagen)

Ärzte werden jetzt nicht mehr nur von Pharmareferenten umworben, auch das IZMF und dessen Gegenspieler, die Mobilfunkkritiker, haben ein Auge auf die Weißkittel geworfen. Denn Ärzte sind angesehene Multiplikatoren, sie auf seiner Seite zu haben ist erstrebenswert. Nachdem schon seit Jahren das IZMF Ärzte mit Fortbildungsveranstaltungen über den Stand der Mobilfunkdebatte informiert, tun dies seit kurzem jetzt auch die Kritiker. Ziel der Kritiker ist es, Gegenveranstaltungen zu den IZMF-Veranstaltungen anzubieten. Da wird gewissermaßen ätzende Säure mit ätzender Lauge so kompensiert, dass das Resultat harmlos ist, harmlos im Sinne von, keiner weiß mehr so recht, woran er eigentlich ist. Ob diese Strategie sinnvoll und zielführend ist mag ich jetzt nicht beurteilen, sie führt jedenfalls zu kuriosen Situationen.

So tritt am 8. Juli 2008 in Friedrichshafen Dr. med. Gerd Oberfeld auf und referiert dort vor Ärzten über, wer hätte anderes erwartet, Mobilfunk und Gesundheit. Oberfeld ist der wohl engagierteste Mobilfunkkritiker Österreichs. Veranstalter ist die Ärzteschaft des Bodenseekreises.

Nur einen Tag später, am 9. Juli 2008, tritt ebenfalls vor Ärzten in Friedrichshafen Dr. med. Caroline Herr vom Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit auf (zuvor: Uni Gießen). Auch sie spricht über Mobilfunk und Gesundheit, genauer über: Aktuelles aus der Wissenschaft und Praxis. Veranstalter ist diesmal jedoch das IZMF.

Meine Meinung: Die serielle Abarbeitung der Bodensee-Ärzte durch Oberfeld und Herr dürfte die Zeitbudgets der Umworbenen arg strapazieren, wer tut es sich schon an, zwei separate Veranstaltungen zu besuchen, um sich ergebnisoffen von beiden Seiten informieren zu lassen. Da Oberfeld als erster auftritt, dürfte er den Rahm abschöpfen, obwohl es bei ihm nur drei Fortbildungspunkte gibt, bei Herr dagegen vier. Besser wäre der parallele Auftritt der gegensätzlichen Referenten auf einer gemeinsamen Veranstaltung. Dies wäre zeitlich effektiver, vor allem aber könnten die Referenten in einer offenen Diskussion zeitnah auf die Argumentation des Kontrahenten erwidern und so eine erheblich tiefgreifendere Information bieten als bei den eher widerspruchsfreien seriellen Auftritten.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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