Norbert Leitgeb: (k)ein Verharmloser? (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 21.04.2008, 13:27 (vor 5881 Tagen)

Die folgende (kursiv gesetzte) Textpassage habe ich bei Mikrowellensmog gefunden:

"Ein Handy strahlt viel weniger als der Mensch."

Sagte Prof. Dr. Norbert Leitgeb von der Universität Graz (Österreich) auf einem Presseseminar der Forschungsgemeinschaft Funk in Bonn vor 30 Journalisten (9. Dezember 1996)

Kommentar der Fachzeitschrift 'Strahlentelex' (Heft 240/241): "Leitgeb's Vortrag begann mit physikalisch fragwürdigen Analogien, um bei den Journalisten den Eindruck der Harmlosigkeit von HF-Strahlung zu hinterlassen. Unwissenschaftlich und politisch brisant wurde es, als er die Strahlung eines Handys mit der körpereigenen Strahlung verglich. Der Körper selbst produziere große Mengen HF-Strahlung, etwa 100 W, und damit mehr als ein Handy. Erst auf mehrfache Nachfrage aufgebrachter Wissenschaftler musste Leitgeb zugeben, dass sich seine Aussagen auf nichts anderes als reine Wärmestrahlung bezogen, die jeder Mensch, jede Glühbirne, aber auch jede Tischplatte und das Straßenpflaster abgeben." Der Verharmlosungsversuch ist gründlich schief gegangen (aus: " Zitate speziell zum Thema Handys und DECT", Seite 23, Baubiologie Maes). Nach Warnke (Reizthema Mobil- und Kommunikationsfunk aus gesundheitlicher Sicht) strahlt der Bereich 1-1000 GHz innerhalb des menschlichen Körpers mit etwa 100 nW/m², d.h. mit weit niedrigeren Leistungsflussdichten als die Sonnenstrahlung in diesem Bereich. Die Leistung unserer inneren elektromagnetischen Schwingungen dagegen, die wir mit Wärme bezeichnen (um 3-10 µm Wellenlänge) entspricht mit ca. 100 W einer Glühbirne.

Ich kapiere nicht, wo hier eine Verharmlosung sein soll. Und die Begründung für die vermeintliche Verharmlosung kapiere ich erst recht nicht. Das liegt an der schwammigen Ausdrucksweise des Schreibers, der z.B. behauptet, Bereich (Frequenzbereiche) würden strahlen. Frequenzbereiche aber strahlen nie. Doch was strahlt jetzt wirklich tief in uns allen innen drin, woher kommen unsere "inneren elektromagnetischen Schwingungen" und was hat dies alles mit Verharmlosung zu tun? Vielleicht liege ich ja neben der Spur und muss aufgeklärt werden, bis dahin betrachte ich die obigen Verdächtigungen jedoch als gequirlten Schmarrn, auch wenn er angeblich von der "Fachzeitschrift" Strahlentelex kommt.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Maes, Strahlentelex, Leitgeb, Autodidakt, Experte, Verharmlosung

Norbert Leitgeb: (k)ein Verharmloser?

Kuddel, Montag, 21.04.2008, 21:36 (vor 5881 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Kuddel, Montag, 21.04.2008, 22:05

"Ein Handy strahlt viel weniger als der Mensch."

Es handelt sich vermutlich um ein Gedächtnisproll eines Teilnehmers.

Die erste Frage wäre, ob dieses Zitat authentisch ist, oder eine tendenziöse Interpretation des Gesagten.
Weiter wäre der Kontext des Zitats mit zu berücksichtigen.

Aus Sicht der Energiebilanz ist nichts Falsches daran.
Es liegen allerdings 5 Zehnerpotenzen zwischen Infrarot- und Handyfrequenz.

Der Kommentator bezieht sich auf Warnke, welcher sich vermutlich auf das thermische Widerstandrauschen bezieht.

Jeder elektrische Widerstand erzeugt bei Temperaturen über dem absoluten Nullpunkt durch die Elektronenbewegung an seinen Anschlüssen eine thermische Rauschleistung von P = kTB
k=Boltzmannkonstante
T=Temperatur in Kelvin
B=Bandbreite

Das ist das Rauschen, welches Sie z.B. an einem Radio hören, wenn kein Empfanggsignal anliegt, nur Millionenfach verstärkt. Ebenso kennt man es vom Fernseher (analoger Empfang) als Bildrauschen bzw grieseliges Bild.

Tags:
Infrarot

Norbert Leitgeb: (k)ein Verharmloser?

AnKa, Montag, 21.04.2008, 22:13 (vor 5881 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar der Fachzeitschrift 'Strahlentelex' (Heft 240/241): "Leitgeb's Vortrag begann mit physikalisch fragwürdigen Analogien, um bei den Journalisten den Eindruck der Harmlosigkeit von HF-Strahlung zu hinterlassen. Unwissenschaftlich und politisch brisant wurde es, als er die Strahlung eines Handys mit der körpereigenen Strahlung verglich.

Ich verstehe erst einmal nicht, worin die "Brisanz" dieses Vergleichs bestehen soll. Dazu verstehe ich erst recht nicht, warum diese "Brisanz", die in Wirklichkeit eine anschauliche physikalische Btrachtung ist, auch noch "politisch" brisant sein soll.

Einem harten Mobilfunkgegner ist wohl die ganze Physik selbst so etwas Ähnliches wie falsche Politik, die abgeschafft gehört. Lieber spinnen sich diese Leute irgendetwas über "Grenzwissenschaften" zusammen, als einfache Tatsachen zur Kenntnis zu nehmen.

Lustig finde ich auch die Erinnerung daran, daß es ja gerade mobilfunkkritische Heißsporne gewesen sind, die eifrig die Behauptung vom eierkochenden Handy in die Welt getragen haben. Was haben die denn damit, bitteschön, anderes gemacht als die Strahlung eines Handys durch die angeblich von ihm ausgehende Wärmestrahlung zu veranschaulichen?

--
"Ich habe eiserne Prinzipien. Wenn sie Ihnen nicht gefallen, habe ich auch noch andere." (Groucho Marx)

Brisanz in der Mobilfunkkritik ▼

Kuddel, Montag, 21.04.2008, 22:51 (vor 5881 Tagen) @ AnKa
bearbeitet von Kuddel, Dienstag, 22.04.2008, 00:14

Ich verstehe erst einmal nicht, worin die "Brisanz" dieses Vergleichs bestehen soll.

Die Brisanz liegt darin, daß aus Sicht der Kritiker die Handyfrequenzen einen Bereich benutzen, den die Natur für die interne (biologische) Kommunikation freigehalten hat. Die "Techniker" meinen hingegen, daß der Bereich wirklich ungenutzt ist.

Ob man die Tendenz zu Grenzwissenschaften nun verurteilen sollte, weiß ich nicht. Auffällig ist es auf jeden Fall, daß die meisten Kritiker eine Neigung in diese Richtung haben (auch zu Para- und Pseudowissenschaften, bzw. Esoterik und Homöopathie).

Man sucht halt nach Erklärungen für "sein" Weltbild und das tut jeder auf seine Weise.

Aus Sicht der Kritiker macht die Störung der internen Kommunikation krank und die etablierte Wissenschaft liefert keine ausreichenden Erklärungen dafür....daher sucht man dort wo Erklärungen angeboten werden.
Man verlangt von den Technikern den Nachweis der Unschädlichkeit.

Aus Sicht der Technik-Händler sind die Kritiker Spaßverderber und schulden Ihnen den Nachweis, daß der Mobilfunk wirklich krank macht...

Die Technik-Nutzer stehen daneben und erfreuen sich an den neuen Möglichkeiten. Sie handeln nach dem Motto "no risk no fun". Es mißfällt den Kritikern, daß sich andere der Kommunikation auf "Ihren" biologischen Frequenzen erfreuen. Viele Kritiker machen sich dabei wenig Sorgen um die Sorglosen, denn die haben ja ihren Spaß während sie darunter leiden.

Manche Techniker sind sich gar nicht mal sicher, ob der Mobilfunk wirklich ohne Fehl und Tadel ist. Aber sie wollen sich nicht mit Grenz- und Para-Wissenschaften und schon gar nicht mit faulem Zauber abspeisen lassen, solange es andere, logischer erscheinende Erklärungen für die Probleme der Kritiker gibt. Zudem argwöhnen sie, daß ihre Erzfeinde, -die Esoteriker- die Situation anheizen um neue Seelen in ihren Bann zu bringen.

Wie soll man das lösen ?

Kuddel

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Tags:
Esoterik, Homöopathie, Pseudowissenschaft

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