HUJs Irrtümer (20): "Lebenserwartung sank beträchtlich" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 01.08.2025, 20:31 (vor 3 Tagen) @ H. Lamarr

Hans-U. Jakobs Gegendarstellung zum "Senderkrieg", wie dieser im Buch dargestellt wird, gibt es gratis als 24-seitiges PDF.

Und in diesem PDF behauptet Hans-U. Jakob gleich auf Seite 1 fröhlich locker:

[...] Dank der Jonosphären-Reflektion konnte von der Ebene von Mamishaus aus mit einigen 100Kilowatt, praktisch jeder Punkt auf der Erde mit Swissness besendet werden. In 4 Hopsen sogar bis Neuseeland. Die einigen hundert Kilowatt an elektromagnetischer Hochfrequenz-Strahlung taten der Gesundheit der Anwohnerschaft jedoch gar nicht gut. Die Lebenserwartung sank beträchtlich. [...]

Soso, die Lebenserwartung sank also beträchtlich ...

Vor zwei Jahren wäre mir der Aufwand wohl zu groß gewesen, die Behauptung Jakobs zu prüfen, mit ChatGPT habe ich jedoch inzwischen einen Schildknappen, der solche Prüfungen in Sekunden erledigt. Allerdings nimmt es die KI zuweilen mit der Wahrheit nicht so genau, man darf ihr nicht unbesehen vertrauen. Das hat sie mit Jakob gemeinsam.

Frage an die KI: Haben die Studien zum Kurzwellensender Schwarzenburg in der Schweiz ergeben, dass die Lebenserwartung der Anwohner wegen der Funkeinwirkung beträchtlich zurückging?

Für die folgende Auskunft benötigte ChatGPT fünf Sekunden:

Die Kurzwellensender-Studien aus Schwarzenburg haben keinen belastbaren Beleg dafür geliefert, dass die Lebenserwartung der Anwohner durch die HF-Exposition beträchtlich reduziert wurde. Konkret gilt:

Epidemiologische Mortalitäts­studien
In der umfassenden BAFU-Übersicht „Hochfrequente Strahlung und Gesundheit“ (2002) wurden verschiedene Mortalitäts­analysen verglichen (Tabelle 32). Für exponierte Gruppen – etwa amerikanische Radartechniker im Koreakrieg – zeigte sich kein signifikant erhöhtes Sterberisiko gegenüber Nicht-Exponierten (z. B. Robinette et al. 1980) (Quelle)

Anwohner­bevölkerung Schwarzenburg
In einem oft zitierten Rundbrief (Gigaherz 2014) wird zwar eine um drei Jahre niedrigere Lebenserwartung der Gesamt­bevölkerung Schwarzenburg im Vergleich zur Schweizer Durchschnittsbevölkerung genannt. Diese Differenz lässt sich jedoch nicht kausal auf den Kurzwellensender zurückführen, sondern ist – wie lokal dokumentiert – mit einer giftbelasteten Deponie in Zusammenhang zu bringen, die bis in die 1980er Jahre Abfälle im Raum Biel/Schwarzenburg enthielt. (Quelle)

ICNIRP-Kritik und US-Embassy-Daten
Selbst in kritischen Bewertungen der ICNIRP-Guidelines wird eingeräumt, dass es keine Hinweise auf eine verkürzte Lebenserwartung oder veränderte Todesursachen bei Berufs- oder Anwohnergruppen rund um Schwarzenburg gab. Eine Analyse von 1 800 Angestellten und 3 000 Angehörigen der US-Botschaft in exponierten Berufen ergab keinen Effekt auf Lebensdauer oder Todesursachen (Quelle).

Zusammenfassung

► Keine epidemiologisch belegte Verlängerung oder Verkürzung der Lebenserwartung durch den Senderbetrieb.

► Beobachtete Unterschiede in der Mortalität der Region sind auf andere Umweltfaktoren zurückzuführen.

► Internationale Reviews und Leitlinien stufen Schwarzenburg als klassisches, aber „unbedenkliches“ Beispiel für HF-Exposition ein.

Fazit: Studien bestätigen nicht einen kausalen Zusammenhang zwischen der Kurzwellensender-Belastung in Schwarzenburg und einer merklichen Reduktion der Lebenserwartung der Anwohner.

Kommentar: Die Entgegnung der KI auf Jakobs Behauptung habe ich diesmal nicht geprüft. Warum nicht? Dazu fehlte mir heute der Antrieb. Es könnte ja auch mal Jakob derjenige sein, der versucht, seinem neuen Widersacher Fehler nachzuweisen. Anstelle der KI hätte ich situationsgelenkt allerdings anders recherchiert und mir wahrscheinlich Jakobs krude Grabsteinanalysen (Seite 10f) durch den Kopf gehen lassen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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