Menschen mit EHS anerkennen und schützen (Elektrosensibilität)
Der schweizerische Nationalrat Raphaël Mahaim (Grüne) hat am 20. Juni 2025 die Interpellation 25.3876 eingereicht, mit der er der Regierung sechs Fragen stellt:
1. Ist der Bundesrat bereit, elektromagnetische Hypersensibilität (EHS) als ernsthaftes umweltbedingtes Gesundheitsproblem anzusehen und als umweltbedingte Krankheit oder Behinderung rechtlich anzuerkennen?
2. Welche Versicherungsmöglichkeiten sieht er für Betroffene von EHS, die aufgrund der Symptomatik arbeitsunfähig werden?
3. Wie bewertet der Bundesrat die Rolle des Mednis-Projekts hinsichtlich einer rechtlichen Anerkennung von EHS?
4. Ist er bereit, die Ergebnisse der zahlreichen Studien zu EHS zu nutzen, insbesondere in Bezug auf Diagnosekriterien, Behandlungsansätze und Präventionsmassnahmen?
5. Welche Massnahmen ergreift der Bundesrat, um sicherzustellen, dass das medizinische Personal über EHS informiert und für den Umgang mit Betroffenen sensibilisiert wird? Ist er sich bewusst, dass EHS wahrscheinlich an Bedeutung gewinnen wird, da die Belastung der Bevölkerung durch nichtionisierende Strahlung stetig zunimmt?
6. Teilt der Bundesrat die Ansicht, dass die frühzeitige Erkennung und Prävention von EHS langfristig zu einer Senkung der Folgekosten im Gesundheitswesen führen könnten?
Spätestens mit Mahaims Begründung (unten) wird deutlich, was EHS anbelangt, ist der Politiker noch so hellgrün hinter den Ohren, dass es nicht allzu schwierig gewesen sein dürfte, ihn zu instrumentalisieren. Der Bundesrat kann sich auf die hinlänglich bekannten wissenschaftlichen Positionen berufen und wird deshalb mit Mahaims Interpellation keine Mühe haben. Der Vorstoß missachtet nicht nur den Stand der Wissenschaft, sondern auch die Rechtsprechung der Gerichte, was ihn mMn als respektlosen Versuch einer rein interessengesteuerten politischen Einflussnahme identifiziert:
EHS oder das Syndrom der Intoleranz gegenüber elektromagnetischen Feldern stellt für Betroffene ein ernsthaftes Gesundheitsproblem dar. Schätzungen zufolge leiden in der Schweiz bereits rund 800 000 Menschen in unterschiedlichem Ausmass an Symptomen, die auf elektromagnetische Strahlung zurückzuführen sind (Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Tinnitus, Erschöpfung oder Hautreizungen) und zu sozialer Isolation, Arbeitsunfähigkeit und erheblichen finanziellen Belastungen führen.
Halten sich die Betroffenen in weissen Zonen oder in Umgebungen auf, die besonders gut vor elektromagnetischer Strahlung geschützt sind, zeigen sie häufig keine Symptome mehr.
Obwohl die WHO, das Europäische Parlament, verschiedene nationale Behörden (z. B. in Schweden oder Frankreich) und zahlreiche Gesundheitsfachleute das Phänomen EHS bestätigen, so ist es in der Schweiz trotz Mednis-Projekt bis heute rechtlich nicht anerkannt.
Mahaims Versuch, lobbyistisch zugunsten von überzeugten Elektrosensiblen und den damit verbundenen Geschäftsmodellen tätig zu werden, wird im Nationalrat exklusiv von seiner Parteikollegin Marionna Schlatter unterstützt. Der Nationalrat hat 200 Sitze, auf 23 davon sitzen Grüne.
Der Grüne kolportiert, was überzeugte Elektrosensible munkeln & raunen, Fakten sucht man in seiner Interpellation vergeblich. So nimmt die Funkbelastung der schweizer Bevölkerung eben nicht stetig zu, wie dem aktuellen (dritten) amtlichen Bericht zu nichtionisierender Strahlung in dem Alpenstaat unschwer zu entnehmen ist.
Hintergrund
Schweden-Mythos: Elektrosensibilität keine anerkannte Erkrankung
Das Märchen, EHS ist in Schweden anerkannt
Faktencheck: Hat die EU Elektrosensibilität wirklich anerkannt?
Leszczynski: EHS medizinisch noch nicht seriös diagnostizierbar
Es spukt wieder: 800'000 "Elektrosensible" in der Schweiz
MedNIS: Kohortenstudie ist keine Kausalitätsstudie
Teure Elektrosensible: bis zu 14-mal höhere Behandlungskosten