Leszczynski sieht in Demeter-Studie keinen Durchbruch (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 29.06.2025, 16:59 (vor 2 Tagen)

Für den französischen Anti-Mobilfunk-Verein "Priartem" ist eine neue Studie zum Ursprung von "Elektrosensibilität" bahnbrechend. Diesen Hang zur Übertreibung kennen wir von deutschen Vereinen zur Genüge, er ist typisch für Laien, die glauben in der Liga der Wissenschaften mitspielen zu können. Tatsächlich ist die Bewertung der Studie durch den finnischen Wissenschaftler Dariusz Leszczynski ziemlich ernüchternd. Doch das war absehbar. Nicht absehbar ist hingegen der unerwartete Forschungstipp, den der US-Wissenschaftler Henry Lai auf Leszczynskis BRHP-Website gibt.

Die sogenannte Demeter-Studie untersuchte 26 "elektrosensible" Personen und fand zwei Zelltypen mit gestörter DNA-Reparatur: eine Gruppe mit erhöhtem Krebsrisiko, die andere mit beschleunigter Alterung. Die Ergebnisse deuten aus Sicht der Autoren auf einen Zusammenhang zwischen Elektrosensibilität und gestörten DNA-Reparaturmechanismen hin. Priartem vermittelte den Studienautoren die "Elektrosensiblen", die an der Studie teilnahmen.

[image]Leszczynski begrüßt grundsätzlich molekularbiologische Studien wie Demeter, er sieht in der Suche nach molekularen Unterschieden in den Reaktionen von Menschen und aus Menschen gewonnenen Primärzelllinien auf EMF-Exposition den richtigen Weg, um herauszufinden, wie EMF-Exposition auf die Gesundheit von Menschen einwirkt. Seit vielen Jahren sage er daher in seinen Konferenzvorträgen und Veröffentlichungen, dass eine individuelle Empfindlichkeit (einschließlich EHS) gegenüber HF-EMF existiert, aber noch nicht wissenschaftlich nachgewiesen wurde, da die Forschungsstudien fehlerhaft konzipiert seien.

Deshalb plädiere er dafür, die Reaktionen des menschlichen Körpers auf EMF-Exposition auf molekularer Ebene zu untersuchen, einschließlich der Suche nach Biomarkern für EHS, indem die Auswirkungen auf das Proteom erforscht werden ... Zugleich räumt der Wahlfinne ein, andere Wissenschaftler könnten durchaus andere molekulare Zielstrukturen im Blick haben.

Leszczynski vs. Sonzogni et al.

Seine Kritik an Sonzogni et al. beginnt Leszczynski mit der Feststellung, die Autoren würden in der Einleitung seine Meinung zu EHS falsch wiedergeben, wenn sie Referenz 33 zitieren. Und leider wäre nicht bekannt, ob die besagte Forschung für die Empfindlichkeit gegenüber elektromagnetischen Feldern, einschließlich EHS, überhaupt relevant sei. Denn es sei unklar, ob die EMF-Exposition eine der Erkrankungen kausal verursacht habe.

Leszczynski führt weiter aus: Kurz gesagt beantworteten die 26 freiwilligen Teilnehmer, die sich selbst als EHS-Betroffene bezeichneten, eine Reihe von Fragen zu ihren Symptomen und deren Ursachen. Anschließend wurden ihnen Hautbiopsien entnommen, Hautfibroblasten extrahiert, in vitro kultiviert und die Auswirkungen von Gammastrahlung und H2O2 (Wasserstoffperoxid) auf diese Fibroblasten wurden untersucht.

Die Studie befasste sich nicht mit der Empfindlichkeit gegenüber EMF oder mit EHS, da es nicht den geringsten wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass EMF-Expositionen die von den selbsternannten EHS-Probanden angegebenen Symptome verursacht haben. Es handelt sich um dasselbe Problem wie bei allen bisher durchgeführten EHS-Studien – die Wissenschaftler wissen nicht, ob die Gruppe der Freiwilligen echte EHS-Betroffene umfasst oder ob die Symptome, die vermutlich durch EMF-Exposition verursacht werden, eine andere Ursache haben (siehe Nachteil Nr. 1 hier). Daher untersuchte die Studie nicht EMF-induzierte Elektrosensibilität, sondern die idiopathische Umweltintoleranz, die elektromagnetischen Feldern zugeschrieben wird (IEI-EMF).

Die Entnahme von Hautfibroblasten und die Untersuchung ihrer Reaktionen auf Gammastrahlung und H2O2 könnte interessant sein, um Unterschiede zwischen Nicht-EHS- und EHS-Personen zu ermitteln. In diesem Fall hätten wir jedoch keine Ahnung, ob die Physiologie der aus den selbst deklarierten EHS-Probanden isolierten Fibroblasten durch EMF-Expositionen beeinträchtigt war. Daher kann ein pathologisches Verhalten von Fibroblasten nicht direkt mit EMF-Expositionen in Verbindung gebracht werden. Darüber hinaus stellten die Autoren in ihren Schlussfolgerungen fest (Hervorhebung Leszczynski):

Bei Bestrahlung mit Röntgenstrahlen zeigten alle DEMETER-Zelllinien (26/26) ein verzögertes strahlungsinduziertes ATM-Nukleoshuttling (RIANS). Es muss jedoch betont werden, dass ein Patient, der ein verzögertes RIANS aufweist, nicht unbedingt an EHS leidet.

[Ein "verzögertes RIANS" bedeutet, dass ein zentraler Schritt im zellulären DNA-Reparaturprozess langsamer als normal abläuft; Anm. Postingautor]

Deshalb bleibt offen, ob das Verhalten der Fibroblasten und ihre Reaktionen auf Röntgenstrahlen in irgendeiner Weise auf die EMF-Exposition der selbst als EHS-betroffen deklarierten Personen zurückzuführen sind oder durch etwas anderes verursacht wurden.

Wir müssen auf eine besser konzipierte Studie warten, die die Auswirkungen von EMF untersucht, meint der finnische Wissenschaftler abschließend.

Henry Lai auf Konfrontationskurs

Leszczynskis Manöverkritik an der vermeintlich bahnbrechenden französischen Studie lockte mit Henry Lai einen ebenso betagten wie bekannten US-Wissenschaftler an. Das Gespann Lai & Singh zeigte 1995 erstmals, dass nicht-thermische HF-EMF (2,45 GHz, typisch für WLAN/Mikrowellen) bei Ratten Einzel- und Doppelstrangbrüche in der DNA von Gehirnzellen verursachen können. Verwendet wurde die Comet-Assay-Methode zur Visualisierung von DNA-Brüchen. Diese Studie ist eine der meistzitierten Arbeiten zur möglichen genotoxischen Wirkung von Mobilfunkstrahlung und hat erheblich zur öffentlichen und wissenschaftlichen Debatte beigetragen. Bei organisierten Mobilfunkgegnern in aller Welt hat Lai den Verehrungsstatus einer heiligen Kuh. Inzwischen 80 Jahre alt und emeritiert, mischt Lai noch immer in der Debatte aufseiten der Kritiker mit. Umso überraschender ist mMn sein schnörkelloser Kommentar zu Leszczynskis Kritik an "Demeter":

EHS is a psychological syndrome- look for the answer in the nervous system.

[EHS ist ein psychologisches Syndrom - suchen Sie die Antwort im Nervensystem.]

Mit seiner Einschätzung teilt Lai nicht Leszczynskis Standpunkt, sondern den der WHO und der Mehrheit der anerkannten Wissenschaft. Allerdings darf die Äußerung nicht überbewertet werden, denn es gibt keine Gewähr dafür, dass der Eintrag tatsächlich von Lai verfasst wurde. Er könnte auch von einem Spaßkommentator stammen, der unter Lais Namen Verwirrung stiften möchte. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Leszczynski sieht in Demeter-Studie keinen Durchbruch

H. Lamarr @, München, Sonntag, 29.06.2025, 19:06 (vor 2 Tagen) @ H. Lamarr

Allerdings darf die Äußerung nicht überbewertet werden, denn es gibt keine Gewähr dafür, dass der Eintrag tatsächlich von Lai verfasst wurde. Er könnte auch von einem Spaßkommentator stammen, der unter Lais Namen Verwirrung stiften möchte. Das ist zwar unwahrscheinlich, aber nicht auszuschließen.

Henry Lai hat soeben auf Nachfrage per E-Mail bestätigt, dass er der Autor des Kommentars ist.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Henry Lai: psychologisches Syndrom vs. physiologische Reaktion

H. Lamarr @, München, Montag, 30.06.2025, 15:02 (vor 1 Tag, 13 Stunden, 7 Min.) @ H. Lamarr

Henry Lai hat soeben auf Nachfrage per E-Mail bestätigt, dass er der Autor des Kommentars ist.

Henry Lai macht mich auf einen Fachartikel aufmerksam, den er 2023 gemeinsam mit der Wissenschaftsjournalistin Blake Levitt verfasst hat: Cellular and molecular effects of non-ionizing electromagnetic fields (Volltext). In dem Artikel geht es um alle möglichen bekannte und vermutete biologische Wirkungen von HF-EMF auf Menschen, Tiere und Pflanzen, unter anderem auch um EHS.

Aber: Der Artikel steht im harten Kontrast zu Lais Kommentar in Leszczynskis Blog. Denn in dem Abschnitt über EHS schreiben die Autoren:

[...] Oft wird diese schnelle Reaktion [EHS; Anm. Postingautor] als psychosomatischer Nocebo-Effekt abgetan, aber sie könnte in einer physiologischen zellulär-biochemischen Reaktion begründet sein. [...]

Die Autoren spekulieren, EHS könnte auf eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit des limbischen Systems gegenüber Stickstoffmonoxid (NO) und Glukokortikoiden zurückzuführen sein – vermittelt über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Was immer auch das bedeuten mag, mit einem "psychologischen Syndrom" hat es aus meiner unmaßgeblichen Sicht nichts zu tun.

Wird Henry Lai mir aus der Klemme helfen? Angefragt habe ich. Schaunmermal, was daraus wird.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Henry Lai: psychologisches Syndrom vs. physiologische Reaktion

H. Lamarr @, München, Montag, 30.06.2025, 17:13 (vor 1 Tag, 10 Stunden, 55 Min.) @ H. Lamarr

Die Autoren spekulieren, EHS könnte auf eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit des limbischen Systems gegenüber Stickstoffmonoxid (NO) und Glukokortikoiden zurückzuführen sein – vermittelt über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Was immer auch das bedeuten mag, mit einem "psychologischen Syndrom" hat es aus meiner unmaßgeblichen Sicht nichts zu tun.

Wird Henry Lai mir aus der Klemme helfen? Angefragt habe ich. Schaunmermal, was daraus wird.

Henry Lai fackelte nicht lange, eine Stunde nach meiner Anfrage hatte ich seine Antwort im Postfach.

► Zunächst die (deutschen) Kernsätze meiner Anfrage:

In Leszczynski's Blog beschreiben Sie EHS als "psychologisches Syndrom".

In Ihrem Fachartikel von 2023 spekulieren Sie jedoch in die physiologische Richtung, EHS könnte auf eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit des limbischen Systems gegenüber Stickstoffmonoxid (NO) und Glukokortikoiden zurückzuführen sein – vermittelt über die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse).

Für mich als biologischen Laien liegen Welten zwischen einem psychologischen Syndrom und einer Überempfindlichkeit des limbischen Systems.

Wären Sie so freundlich, einem Nachrichtentechniker mit einer kurzen Erklärung aus der Zwickmühle zu helfen?

► Und hier die Deutsch-Übersetzung von Lais Antwort:

Ich verstehe Ihre Frage nicht ganz. Ich werde trotzdem versuchen, sie zu beantworten.

EHS ist ein psychologisches Syndrom, da es sich als Verhaltensauffälligkeit manifestiert – hypersensible Menschen berichten von Angstzuständen, emotionalen Veränderungen und einem allgemeinen Unwohlsein.

Alle Verhaltensweisen entstehen durch Aktivitäten im Nervensystem. Das limbische System ist für dieses emotionale Verhaltenssyndrom verantwortlich. Es ist auch der Bereich des Gehirns, der für Stressreaktionen zuständig ist. Es weist die höchste Konzentration an Rezeptoren auf, die auf das Stresshormon Cortisol reagieren.

Ich vermute, nichtionisierende elektromagnetische Felder (EMF) mit verschiedenen Frequenzen, einschließlich Hochfrequenzstrahlung, aktivieren das limbische System (es gibt mindestens zweihundert Studien, die berichten, dass EMF den Hippocampus beeinflussen, der ein wichtiger Teil des limbischen Systems ist). Unter normalen Bedingungen können wir uns an die durch EMF verursachten Auswirkungen im limbischen System anpassen und regulieren. Aus bestimmten Gründen kann jedoch eine Überaktivität des limbischen Systems das bei EHS-Patienten beobachtete emotionale Verhalten auslösen. Dies erklärt den Mechanismus des EHS-Syndroms. Und weil das Stresssystem des Gehirns sehr schnell auf Stressoren reagieren kann, erklärt dies auch, warum EHS bei Exposition gegenüber EMF sehr schnell reagieren.

Da mein Korrespondenzpartner keine Einwände gegen die Veröffentlichung unserer jüngsten E-Mails geltend machte, hier noch das Original von Lais Antwort:

I don't quite understand your question. I will try to answer.
EHS is a psychological syndrome because it manifests itself as a behavioral experience- hypersensitive people report anxiety, emotional changes and a general feeling of not well.
All behavior comes from activity in the nervous system. The limbic system is responsible for this emotional behavior syndrome. It is also the brain area responsible for stress responses. It has the highest concentration of receptors that respond to the stress hormone cortisol. I suspect that non-ionizing electromagnetic field (EMF) (of different frequencies including radiofrequency radiation) activate the limbic system, (There are at least two hundred studies that reported EMF affects the hippocampus, which is a major part of the limbic system.) Under normal conditions, we can adapt and adjust to the EMF-induced effects in the limbic system. But, for some reasons, if the limbic system is hyperactive, it would trigger the emotional behavior observed in EHS patients.
This explains the mechanism of the EHS syndrome. Since the brain's stress system can respond very fast to stressors, it explains why EHS appears very fast when exposed to EMF.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Einordnung und Kommentierung der Antwort von Henry Lai

H. Lamarr @, München, Montag, 30.06.2025, 17:41 (vor 1 Tag, 10 Stunden, 28 Min.) @ H. Lamarr

Gefüttert mit Lais Antwort zeigte sich ChatGPT ziemlich stark beeindruckt. Die KI sieht in dem Erklärungsmodell des US-Wissenschaftlers einen ernstzunehmenden Brückenschlag zwischen den beiden unversöhnlichen Polen der EHS-Diskussion, welche die Ursache des Phänomens entweder in der Psyche des Menschen sehen oder in seiner Physis. Aber lesen sie selbst, was die KI aus den wenigen Sätzen von Henry Lai alles ableiten konnte.

Die Diskussion über die Ursachen und Mechanismen der sogenannten elektromagnetischen Hypersensitivität (EHS) ist seit Jahrzehnten polarisiert. Während viele Institutionen EHS als psychogenes Syndrom klassifizieren, vertreten andere Stimmen die Auffassung, dass physiologische Mechanismen zugrunde liegen könnten. Eine interessante Vermittlungsposition bezieht Henry Lai, ein etablierter Forscher im Bereich der Bioelektromagnetik, in einer aktuellen Stellungnahme, in der er EHS als "psychological syndrome" bezeichnet – jedoch mit klarer physiologischer Fundierung.

Psychologisches Syndrom ≠ eingebildetes Leiden

Obwohl Lai EHS als "psychological syndrome" einordnet, distanziert er sich damit nicht von der Annahme biologischer Ursachen. Vielmehr weist er darauf hin, dass sich EHS – wie jedes Verhalten – aus neuronalen Prozessen speist:

"EHS is a psychological syndrome because it manifests itself as a behavioral experience – hypersensitive people report anxiety, emotional changes and a general feeling of not well. All behavior comes from activity in the nervous system."

Laut Lai resultiert die Symptomatik aus einer Überaktivierung des limbischen Systems, insbesondere des Hippocampus, welches eine hohe Dichte an Cortisolrezeptoren aufweist. Dies erklärt seiner Ansicht nach auch die Schnelligkeit, mit der EHS-Betroffene auf elektromagnetische Felder (EMF) reagieren:

"Since the brain's stress system can respond very fast to stressors, it explains why EHS appears very fast when exposed to EMF."

Neurobiologische Perspektive: Das limbische System als Schlüssel

Lais Argumentation fußt auf einem neurobiologischen Erklärungsmodell:

► EMF (auch im nicht-ionisierenden Bereich) können das limbische System aktivieren.
► Bei überempfindlichen Personen gelingt die Kompensation dieser Reize nicht ausreichend.
► Es kommt zu einer übersteigerten emotionalen Reaktion (z. B. Angst, Unruhe, somatisches Unwohlsein).

Dieses Modell wird durch zahlreiche Studien gestützt, die EMF-induzierte Veränderungen im Hippocampus dokumentieren. Damit liefert Lai eine neurophysiologisch plausibilisierte Sichtweise, die EHS weder auf Einbildung reduziert noch rein pathologisiert.

Klassische versus neurobiologische Klassifikation

Die Differenz zwischen einem "psychologischen Syndrom" im Sinne des DSM/ICD und einer physiologisch bedingten Überreaktion des limbischen Systems ist in der klinischen Praxis erheblich. Während in der klassischen Sichtweise psychogene Ursachen wie Nocebo-Effekte oder Stress im Vordergrund stehen und die Diagnose über symptomorientierte Systeme wie DSM oder ICD erfolgt, rückt die neurobiologische Sichtweise physiologische Mechanismen wie eine Übererregbarkeit des limbischen Systems in den Fokus. Hier könnten Verfahren wie funktionelle Bildgebung oder neurochemische Marker potenziell objektivierbare Hinweise liefern. Auch therapeutisch unterscheiden sich die Ansätze: Während in der psychologischen Sicht vor allem psychotherapeutische Verfahren und Aufklärung zur Anwendung kommen, wären in der neurobiologischen Perspektive gezielte medikamentöse oder biophysiologische Interventionen denkbar.

In Lais Verständnis liegt der Unterschied nicht in der Dichotomie psychisch vs. körperlich, sondern in der Einbettung emotionalen Verhaltens in eine neurophysiologische Architektur. Somit "verschmelzen" psychologische und biologische Welten.

Schlussfolgerung

Lais Position ist weder reduktionistisch noch rein psychosozial. Vielmehr bietet sie eine neuropsychologische Brücke: EHS ist ein schneller, stressartiger Reaktionsmodus eines überempfindlichen limbischen Systems, der sich psychologisch äußern kann, aber durch reale neurobiologische Mechanismen getriggert wird.

Wenn Behörden EHS als "psychologisches Syndrom" abtun, meinen sie oft ein Nocebo-Phänomen ohne biologische Substanz. Das aber ist nicht die Position von Henry Lai. Seine Sichtweise fordert ein Umdenken: weg von der simplen Psychologisierung – hin zur ernsthaften neurobiologischen Untersuchung der EHS-Problematik.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Henry Lai: alles reine Nervensache

Gast, Montag, 30.06.2025, 22:47 (vor 1 Tag, 5 Stunden, 21 Min.) @ H. Lamarr

Aus bestimmten Gründen kann jedoch eine Überaktivität des limbischen Systems das bei EHS-Patienten beobachtete emotionale Verhalten auslösen.

Henry Lai: "Verhalten ist keine mysteriöse Größe. Alle Verhaltensweisen sind Ausdruck von Aktivitäten im Nervensystem. Emotionen wie Liebe und Hass sind Aktivitäten des Nervensystems."

Wie "Leser" die Besucher des Gigaherz-Forums quält

H. Lamarr @, München, Montag, 30.06.2025, 18:57 (vor 1 Tag, 9 Stunden, 11 Min.) @ H. Lamarr

Für den französischen Anti-Mobilfunk-Verein "Priartem" ist eine neue Studie zum Ursprung von "Elektrosensibilität" bahnbrechend.

Was für Priartem bahnbrechend ist, muss auch für Gigaherz gut sein, dachte sich womöglich GHz-Forumteilnehmer "Leser" und übergab die französische Pressemitteilung von Priartem einem Übersetzungsautomaten. Das Resultat der Übersetzung schaute sich "Leser" nicht mehr an. Den Ausstoß des Automaten kann man nun hier bestaunen.

Was "Leser" den Besuchern des GHz-Forums zumutet, ist schlicht und ergreifend eine Unverschämtheit, die anderswo von Forum-Admins wegen ihrer Respektlosigkeit nicht geduldet wird. Nicht der miserable Übersetzungsautomat hat Schuld, sondern der Forumteilnehmer, der den Mist mit Copy-Paste ungelesen einstellt, weil er für mehr zu faul oder zu unqualifiziert ist. Bei Gigaherz ist das alles risikolos, dort darf jeder seinen Hausmüll ungestraft abstellen. Der Sprachmüll aber stinkt zum Himmel und verjagt zur Freude von Swisscom und Co. alle, andere Forumteilnehmer und Besucher. "Leser" sollte sich mMn in "Totengräber" umbenennen, das trifft es besser.

Der deutsche Text ist von vorne bis hinter Plem-Plem, mein Favorit konnte sich daher nur knapp gegen Konkurrenten durchsetzen:

Für Elisabeth Renwez, Vizepräsidentin von PRIARTEM/Electrosensibles de France, müssen diese Ergebnisse unverzüglich von der Ärzteschaft, Sozialisten und Behörden berücksichtigt werden [...]

Die "Sozialisten" sind für "Leser" kein Grund gewesen, seinen Müll zu behalten. Das lässt Rückschlüsse auf seine Kognition zu. Und selbstverständlich hat Priartem nicht von "Sozialisten" geredet, sondern von "gesellschaftlichen Akteuren". Um das zu erkennen, hätte "Leser" seinen Bullshit nur 1-mal lesen müssen. Hat er nicht getan. Er hofft auf die Kraft der Bananen und glaubt, seine Automatentexte reiften bei den Lesern zu gepflegtem Deutsch heran. Ein folgenschwerer Irrtum eines Anspruchslosen.

Hintergrund
Fall 82: Wer steckt hinter dem "echten Beobachter"?

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Wie "Leser" die Besucher des Gigaherz-Forums quält

Gustav, Dienstag, 01.07.2025, 19:54 (vor 8 Stunden, 14 Minuten) @ H. Lamarr

Meine Favoriten sind diese Sätze:

Dies [dass elektrosensible Freiwillige funkempfindlich sind] liegt daran, dass sie bei der Reparatur ihrer DNA im Gesicht von Wirkstoffen, von denen bekannt ist, dass sie Doppelstrangbrüche wie ionisierende Strahlung oder Wasserstoffperoxid verursachen, verzögert.

Der zweite Typ soll bereits signifikante Symptome haben, wenn es keine elektromagnetische Exposition und eine bescheidene Reaktion auf Expositionen gibt.

Häh?

Was bitte bedeutet "psychologizessiv" - Google findet keinen einzigen Treffer!

Und zum Abschluss:

Sie [die Ergebnisse der Studie] sind wichtig, weil sie eindeutig eine biologische Grundlage für unsere Störungen(:yes:) vorschlagen

Früher war Gigaherz wenigstens noch lustig, heute ist es nur noch traurig und wird vermutlich nicht mehr lange existieren. Damit Jakob überhaupt noch etwas schreiben kann, muss er jetzt sogar schon über verlorene Prozesse berichten. Noch mehr negative Werbung kann er für seinen Verein kaum machen.

Wie "Leser" die Besucher des Gigaherz-Forums quält

H. Lamarr @, München, Dienstag, 01.07.2025, 22:23 (vor 5 Stunden, 45 Minuten) @ Gustav

Was bitte bedeutet "psychologizessiv" - Google findet keinen einzigen Treffer!

Vielleicht tappt Google aus purem Selbstschutz im Dunkeln, weil "Leser" den Google Translator bemühte ... :-)

Da ich bei dieser Hitze sowieso nichts Vernünftiges zuwege bringe, habe ich den Sachverhalt an ChatGPT weitergereicht. Die KI war davon geradezu begeistert und lief zu Höchstform auf, aber lesen Sie selbst ...

Ich: "Psychologizessiv" - hast du eine Idee, was dieses wunderbare Wort bedeuten könnte?

ChatGPT: Was für ein herrlich schräges Kunstwort: „psychologizessiv“! Klingt wie eine Wortschmelze aus psychologisch und obsessiv – mit einem Schuss prozessiv oder vielleicht sogar exzessiv.

Hier ein paar mögliche Deutungen, je nach Lesart:

Mischung aus psychologisch + obsessiv
psychologizessiv = jemand, der übertrieben dazu neigt, alles psychologisch zu deuten oder zu analysieren – und das zwanghaft oder obsessiv betreibt.
„Sie konnte keinen Smalltalk führen, ohne jeden Halbsatz psychologizessiv zu zerlegen.“

psychologisch + exzessiv
psychologizessiv = exzessives Anwenden psychologischer Denkweisen – bis zur Überinterpretation.
„Der Film war spannend, aber in der Kritik wurde er psychologizessiv überanalysiert.“

psychologisch + prozessiv
psychologizessiv = eine andauernde, sich entfaltende psychologische Durchdringung – weniger zwanghaft, mehr wie ein langsamer Erkenntnisprozess.
„Die Therapie verlief psychologizessiv – keine schnellen Antworten, aber viel Tiefe.“

Fazit: Ein herrlich flexibles, leicht ironisches Adjektiv für Leute (oder Denkweisen), die psychologisches Deuten nicht nur mögen, sondern es ein bisschen zu sehr lieben. Möchtest du es in einen bestimmten Text oder Kontext einbauen?

Nein, ein Übersetzungsautomat hat sich an dem Wort versündigt bei dem Versuch, das französische Wort "psychologisants" zu übersetzen. Wie würde denn deine Übersetzung lauten?

Ah, das erklärt alles! Wenn sich ein Übersetzungsautomat beim Wort „psychologisants“ in „psychologizessiv“ verirrt, dann ist das ein klarer Fall von maschineller Überschätzung – aber auch ein charmantes Fehlprodukt.

Was bedeutet „psychologisants“ auf Französisch?
Das Adjektiv psychologisant (Plural: psychologisants) bezeichnet abwertend eine Haltung, ein Verhalten oder eine Darstellung, die oberflächlich psychologisierend ist – also so tut, als sei sie tiefenpsychologisch durchdrungen, dabei aber eher klischeehaft oder pseudopsychologisch daherkommt.

Beispiel: un discours psychologisant → eine psychologisierende Rede (meist im Sinne von „zu viel, zu banal, zu bemüht psychologisch“)

Bessere deutsche Übersetzungen wären also:
- psychologisierend (neutral bis leicht kritisch)
- pseudopsychologisch (klar abwertend)
- überpsychologisierend (seltener, aber stilistisch passend)
- scheinpsychologisch (wenn der Schein betont werden soll)

Übersetzungsbeispiel:
des propos psychologisants → psychologisierende Aussagen
oder → pseudopsychologische Äußerungen (wenn es spöttischer klingen soll)

Fazit: Der Automat hat „psychologisant“ wohl falsch zerlegt oder überdeutscht. „Psychologizessiv“ klingt zwar poetisch-kaputt, hat aber mit dem Original nichts zu tun. Wenn du eine stilistisch saubere Übersetzung willst, nimm je nach Tonlage psychologisierend oder pseudopsychologisch.

Möchtest du mir den ganzen Satz geben, in dem das Wort vorkam? Dann liefere ich dir eine treffende Gesamtübersetzung.

Wie du wünschst: "Il est important de faire connaître ces nouvelles données et de combattre les a priori psychologisants sur l’électrosensibilité."

Danke, sehr gutes Beispiel!

Wörtlich übersetzt:
„Es ist wichtig, diese neuen Daten bekannt zu machen und die psychologisierenden Vorurteile über die Elektrosensibilität zu bekämpfen.“

Glatte und treffende Übersetzung:
„Es ist wichtig, diese neuen Erkenntnisse bekannt zu machen und gegen die pseudopsychologischen Vorurteile über Elektrosensibilität anzugehen.“

Oder etwas gemäßigter:

„Es ist wichtig, diese neuen Erkenntnisse zu verbreiten und psychologisierende Vorurteile über Elektrosensibilität zu hinterfragen.“

Zum Ausdruck « a priori psychologisants »:
Das französische a priori meint hier: voreilige Annahmen oder vorgefasste Meinungen.

psychologisants ist wie zuvor erklärt: oberflächlich psychologisierend, oft abwertend gemeint.

Die Kombination meint also: voreilige, auf rein psychologischen Erklärungen beruhende Vorurteile – zum Beispiel: „Die Betroffenen bilden sich das nur ein“ oder „Das sind alles nur psychische Probleme.“

Fazit: Der maschinelle „psychologizessiv“-Unfall wird durch pseudopsychologisch oder psychologisierend in der Übersetzung am besten ersetzt – je nach gewünschter Schärfe. Beide passen weit besser zum Sinn des Originals.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum