5G-Exposition schadet Menschenhaut nicht (Forschung)

Gast, Dienstag, 13.05.2025, 15:37 (vor 1 Tag, 7 Stunden, 35 Min.)

Mit dem Aufkommen von 5G schürten organisierte Mobilfunkgegner und einige Wissenschaftler irrationale Bedenken, 5G-Exposition könnte zu Hautkrebs führen, stellenweise war sogar von Verbrennungen die Rede. Gespeist wurden die Bedenken von der physikalischen Tatsache, dass Funkwellen mit steigender Frequenz zunehmend weniger tief in Körper eindringen und ihre Energie bevorzugt schon in den Hautschichten absorbiert wird. Was an den Befürchtungen dran ist, eine Forschergruppe um Alexander Lerchl hat es im Auftrag des Bundesamts für Strahlenschutz untersucht.

Die vorliegende Studie untersucht die potenziellen Auswirkungen von 5G-Hochfrequenzstrahlung auf menschliche Hautzellen, insbesondere Fibroblasten und Keratinozyten, unter streng kontrollierten Laborbedingungen. Ziel war es, mögliche genetische und epigenetische Veränderungen durch Strahlung in einem realitätsnahen, aber extremen Expositionsszenario zu identifizieren. Die Forscher verwendeten dazu eine Kombination aus RNA-Seq-Analyse und DNA-Methylierungsanalysen. Dabei handelt es sich um zwei grundlegende Techniken der Molekularbiologie: Die RNA-Seq-Analyse misst die Genaktivität, indem sie die Menge der RNA-Moleküle in einer Zelle bestimmt, während DNA-Methylierungsanalysen chemische Veränderungen an der DNA untersuchen, welche die Genaktivität beeinflussen können.

Methodik

[image]◄ Auszug aus der grafischen Übersicht des Experiments
Grafik: Studienautoren


Die Hautzellen wurden 5G-Feldern mit einer Leistungsflussdichte von bis zu 10 mW/cm² (entspricht 100 W/m²) ausgesetzt – dem Zehnfachen der international empfohlenen Grenzwerte. Die Expositionen erfolgten in vollständig verblindeten Experimenten über Zeiträume von zwei und 48 Stunden. UV-exponierte Zellen dienten als positive Kontrolle, während scheinexponierte Zellen als negative Kontrolle eingesetzt wurden. Neben der Genexpression wurden auch Netzwerkanalysen durchgeführt, um potenzielle funktionelle Zusammenhänge zwischen differentiell exprimierten Genen (DEGs) und differentiell methylierten Stellen (DMPs) zu bewerten. Dabei handelt es sich um Gene, deren Aktivität (DEGs) oder Methylierungsmuster (DMPs) durch die Strahlung signifikant verändert wurden und die dadurch möglicherweise auf eine biologische Wirkung hinweisen könnten.

Ergebnisse

Die Ergebnisse zeigen, dass die Genexpression und die DNA-Methylierung der getesteten Hautzellen durch die 5G-Exposition praktisch unverändert blieben. Weder die Analyse der differentiellen Genexpression noch die Methylierungsanalysen lieferten Hinweise auf signifikante Unterschiede zwischen exponierten und scheinexponierten Zellen, die über zufällige Variationen hinausgingen. Auch die Netzwerkanalysen bestätigten diese Ergebnisse: Die wenigen gefundenen DEGs und DMPs wiesen keine konsistente biologische Signalverstärkung auf. Dies spricht gegen die Existenz biologischer Effekte, die auf einer direkten Wechselwirkung mit den elektromagnetischen Feldern beruhen.

Fazit

Diese Ergebnisse unterstützen die These, dass 5G-Hochfrequenzstrahlung unter den getesteten Bedingungen – selbst bei extremen Expositionsniveaus – keine messbaren Veränderungen in der Genexpression oder DNA-Methylierung von menschlichen Hautzellen verursacht. Angesichts der hohen Leistungsflussdichten, die in dieser Studie verwendet wurden, kann davon ausgegangen werden, dass selbst unter thermisch relevanten Bedingungen noch immer keine messbaren nichtthermischen Effekte auftreten. Dies ist ein starkes Argument gegen die Hypothese, dass 5G-Strahlung auch bei deutlich geringeren Leistungsflussdichten nichtthermische biologische Effekte hervorrufen könnte. Damit liefert die Studie wichtige wissenschaftliche Daten zur Versachlichung der Debatte um die Sicherheit von 5G und trägt dazu bei, mögliche Fehlinterpretationen in der öffentlichen Wahrnehmung zu korrigieren.

Zusammenfassung und Ausblick

Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass selbst unter extremen, weit über den empfohlenen Grenzwerten liegenden Expositionsbedingungen keine biologisch relevanten Veränderungen in der Genexpression oder DNA-Methylierung nachweisbar sind. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung einer präzisen Kontrolle experimenteller Bedingungen und tragen dazu bei, unbegründete Ängste vor möglichen nichtthermischen Effekten der 5G-Technologie zu entkräften. Zukünftige Studien könnten jedoch darauf abzielen, auch niedrigere Expositionsstärken und langfristige Effekte in Betracht zu ziehen, um ein noch umfassenderes Verständnis der potenziellen biologischen Auswirkungen von 5G-Strahlung zu gewinnen.

Hintergrund
5G Funkstrahlung: Lerchl vs. Klaus Buchner
Begünstigt 5G Hautkrebs?

Wie Wassertropfen eine Verblindung pulverisieren können

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 14.05.2025, 11:00 (vor 12 Stunden, 12 Minuten) @ Gast

Den 39-seitigen deutschsprachigen Abschlussbericht der Studie hat das BfS im September 2024 seiner Online-Datenbank "Doris" einverleibt. Dem Bericht zufolge gab es anfänglich technische Probleme, die Verblindung der Experimente zuverlässig zu gewährleisten. Ein unerwarteter Verräter der exponierten Zellschalen war, man möchte es nicht glauben, Kondenswasser. Hier die zugehörige Textpassage aus dem Abschlussbericht:

Die bei der Exposition mit 10 mW/cm² reduzierte Inkubatortemperatur und die damit verbundene reduzierte Mediumstemperatur bei Versuchsstart in den Inkubatoren mit den aktiven Expositionseinheiten führte nach weniger als 2 h Exposition durch den Temperaturunterschied zwischen dem Schalendeckel und den durch die Exposition erwärmten Zellen / Medium zu einer starken Bildung von Kondenswasser am Deckel der Versuchs- und Temperaturüberwachungsschalen. Die Kondenswasserbildung war in mehrfacher Hinsicht problematisch: zum einen führte sie zu einer Entblindung der Experimente, da das Kondenswasser nur bei Exposition und nicht bei Schein-Exposition auftrat. Zum anderen wurde ein Effekt durch die Aufkonzentrierung des Mediums befürchtet. Um der Kondenswasserbildung vorzubeugen, wurden mehrere Ansätze mit verschiedenen Isolationsmaterialien getestet, die allerdings nicht geeignet waren, um die Kondenswasserbildung ausreichend zu reduzieren. Eine aktive Beheizung des Deckels war erforderlich, damit der Temperaturunterschied zwischen Medium und Deckel möglichst gering gehalten werden konnte. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Keine Hinweise auf Zellschäden durch 5G-Frequenzen

Gast, Mittwoch, 14.05.2025, 19:36 (vor 3 Stunden, 36 Minuten) @ Gast

Pressemitteilung der Constructor University, Bremen, anlässlich der Studie "5G-exposed human skin cells do not respond with altered gene expression and methylation profiles".

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