Hochrechnung auf Volllast erst ab 3 % des Grenzwerts sinnvoll (Technik)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 11.10.2020, 21:37 (vor 1718 Tagen)

Für die Messung der Exposition durch Funkfelder gibt es die verschiedensten Normen und nationale Vorschriften. Die Diplomarbeit von Robert Loikasek, Mittweida, Sachsen, untersucht, ob die bisher häufig angewandte Messmethode mittels eines einzigen Messpunktes (Einpunkt-Methode), auch plausible Ergebnisse ergibt.

Der Messpunkt wird bestimmt durch Räumlichkeiten mit sensibler Nutzung (z.B. Schlafzimmer, Kinderzimmer), ebenso sollte immer ein Outdoor-Messpunkt mitgemessen werden. Die in der Literatur beschriebenen Messmethoden wie Schwenkmessung oder Mehrpunkt-Messungen sind im Vergleich mit der Einpunkt-Messung zeitlich und messtechnisch aufwendiger. Um die einzelnen Messmethoden zu prüfen, werden sie durch Messungen miteinander verglichen und bewertet.

Ergebnisse der Untersuchung

Die Messreihe zeigt, dass bei Messwerten bis ca. 2 % bezogen auf den Grenzwert der ICNIRP, es zu keinem signifikanten Unterschied der Messwerte kommt unabhängig ob der Sender auf Vollauslastung hochgerechnet wurde oder nicht. Durch die Hochrechnung kann es vorkommen, dass das berechnete Ergebnis der Grenzwertauslastung geringer ist als ohne Volllastberechnung. Dieser Umstand kann zurückgeführt werden auf

► "prinzipienbedingte Eigenschaft der codeselektiven Messtechnik aufgrund derer nur solche Zellen erkannt und dekodiert werden, die gegenüber der dominierenden Zelle pegelmäßig nicht zu klein sind" Narda [L20] und

► aufgrund der teilweise sehr kleinen Störsignal-Nutzabstände führt die Mitmessung des Rauschpegels zu einer merkbaren Erhöhung des Gesamtmessergebnisses. In Unterschied dazu werden bei der Messmethode für die Hochrechnung auf Volllastbetrieb der Sender nur die auswertbaren Nutzsignale, ohne das dazwischen befindliche Rauschen berücksichtigt.

Ab etwa 3 % ICNIRP Grenzwertauslastung zeigen sich die Auswirkungen der Hochrechnung, die nun höher ist als ohne Hochrechnung. Der genaue Prozentsatz konnte nicht eruiert werden, da bei den meisten Messpunkten die Auslastung weniger als 2 % beträgt.

Das Dosimeter, ist aufgrund seiner Unempfindlichkeit nicht geeignet, die Exposition an Messorten mit sehr geringen Feldstärken zu bestimmen.

Bei der gesamten Messreihe konnten keine größeren Messunterschiede zwischen Einpunkt und Mehrpunktmessung beobachtet werden. Da die gemessenen Fading Schwankungen bei zeitlicher Betrachtung um ca. 20 % größer sind als die räumlichen Schwankungen ist es zulässig die Exposition auch mittels Einpunkt-Messung durchzuführen.

Zusammenfassend: Die Messung kann als Einpunkt-Messung ohne Hochrechnung mit einer Messdauer von 6 Minuten stattfinden. Bei Messungen ab 3 % Grenzwertauslastung ist auf Vollauslastung hochzurechnen. Ob der Wert ab dem auf Vollauslastung hochzurechnen ist noch höher angesetzt werden kann, müsste in einer weiteren Messreihe abgeklärt werden.

Quelle: Diplomarbeit (Volltext)

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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