2025-05-25: Nationales Roaming schließt sofort Funklöcher (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 26.05.2025, 19:15 (vor 6 Tagen) @ H. Lamarr

Publikationsdatum: 25. Mai 2025
Titel: Nationales Roaming schließt sofort Funklöcher auf 14 Prozent der Bundesfläche!
Inhalt: Bundesregierung und Bundesnetzagentur könnten angeblich sofort Verbesserung ermöglichen – und zusätzliche Antennen vermeiden.
Kommentar: Die Pressemitteilung ist aus Sicht von Verbrauchern und Mobilfunkkritikern nachvollziehbar formuliert – aber sie simplifiziert die Umsetzbarkeit und lässt ökonomische, technische und wettbewerbsrechtliche Realitäten außen vor. Sie eignet sich gut als Appell, ist aber keine ausgewogene Analyse. Die Schwachpunkte aus Sicht von ChatGPT lauten:

Wettbewerbsverzerrung und Investitionsanreize: Nationales Roaming kann den Anreiz für kleinere oder finanzschwächere Anbieter mindern, selbst in den Netzausbau zu investieren, wenn sie sich stattdessen in das Netz anderer Anbieter „einklinken“ können. Netzbetreiber wie Telekom oder Vodafone argumentieren: „Warum sollen wir aufwendig und teuer Infrastruktur aufbauen, wenn Wettbewerber unsere Masten einfach mitnutzen dürfen?“

Technische Herausforderungen unterschätzt: Die Aussage, man könne mit nationalem Roaming „sofort“ die Funklöcher auf 14 % der Fläche schließen, ist technisch und regulatorisch stark vereinfacht. Roaming bedeutet zusätzliche Koordination, komplexe Netzarchitekturen, Qualitätssicherung, Abrechnungssysteme etc. Das ist nicht mit einem Schalter umlegbar.

Fehlannahme zur Antennenreduktion: Die Behauptung, durch nationales Roaming könne man „Antennen abschalten“ und Strahlung reduzieren, ist falsch. Gerade bei steigendem Datenvolumen (Streaming, IoT etc.) sind oft mehr Antennen erforderlich, nicht weniger – um Kapazitäten bereitzustellen, die ein einzelner Standort allein nicht leisten kann. Mit Abschaltung schwach ausgelasteter Antennen wird der Traffic lediglich auf benachbarte Antennen verlagert, die Strahlung bleibt damit gleich. Zudem wird Roaming allein keine Überversorgung reduzieren, wenn Betreiber ihre Netze unabhängig voneinander weiter betreiben.

Vergleich mit Strom und Internet hinkt: Der Vergleich mit Gas- oder Stromnetzen ist nur bedingt sinnvoll, da der Mobilfunk kein physisch fixes Leitungsnetz hat, sondern ein funkbasiertes Netz mit spektraler Konkurrenz und sehr hoher Abhängigkeit von Funkzellenarchitektur und Frequenzverfügbarkeit.

Fehlender wirtschaftlicher Realismus: Die PM vermittelt implizit, dass nationales Roaming „kostenlos“ oder „kostengünstig“ möglich sei. In Wirklichkeit müssten Preise und Bedingungen reguliert oder verhandelt werden – und das ist oft langwierig und konfliktträchtig.

Google-News: Die Abfrage am 28.05.2025 ergab 1 relevanten Treffer bei Evangelische Zeitung. Ob der evangelische Ex-Pfarrer Werner Thiede da ein bisschen nachgeholfen hat ist spekulativ. Aber: Die Zeitung verdreht eine Tatsache, die in der Pressemitteilung noch zutreffend war, ohne Not ins Unzutreffende. Gemeint ist der Satz "Am Freitag hatte die Bundesnetzagentur nach einer Messwoche auf der Suche nach Funklöchern vermeldet, knapp 14 Prozent der Bundesfläche seien sogenannte „graue Flecken“." Richtig ist, die BNetzA äußerte sich nicht nach der Messwoche, sondern davor (Beleg).
Hintergrund: National Roaming: Wenn Netzbetreiber sich Sendemasten teilen

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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