Scharlatane: Der qualvolle Strahlentod des Eben Byers (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Dienstag, 03.06.2025, 16:25 (vor 1 Tag, 22 Stunden, 21 Min.)

Eben Byers, ein wohlhabender Industrieller und prominenter Sportler aus Pittsburgh, wurde 1932 Opfer eines skrupellosen Geschäftemachers und eines Arztes, der Pseudowissenschaft über gesicherte Erkenntnisse stellte. Byers starb mit 51 Jahren, die Schuldigen an seinem frühen Tod wurden nicht zur Verantwortung gezogen.

[image]Anlässlich einer schmerzhaften Armverletzung Byers' empfahl ihm sein Physiotherapeut Dr. C. C. Moyar 1927 das angeblich heilkräftige Tonikum "Radithor" – ein mit Radium versetztes Wasser, nicht zu verwechseln mit Radiothor. Vertrieben wurde es von dem medizinischen Laien William J. A. Bailey. Byers war von der Wirkung begeistert und konsumierte über einige Jahre hinweg hunderte Fläschchen, was schließlich zu einer schweren Radiumvergiftung führte.

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Bild: Sam LaRussa, CC BY-SA 2.0

Sein Zustand verschlechterte sich dramatisch: Ober- und Unterkiefer zerfielen, der Unterkiefer musste operativ entfernt werden, Löcher bildeten sich in seinem Schädel und sein gesamter Knochenbau wurde zerstört. 1932 starb Byers qualvoll in New York. Ein Wissenschaftler der Columbia University errechnete, in Byers Skelett hatten sich 36 Mikrogramm Radium angesammelt. Zehn Mikrogramm sind bereits tödlich.

Sein Fall wurde zum nationalen Skandal und warf ein grelles Licht auf die Gefahren medizinischer Scharlatanerie. Der Hersteller Bailey hatte keinerlei medizinische Ausbildung, aber ein Talent für fragwürdige Produkte – von angeblich potenzsteigernden Mitteln bis zu radioaktiven Wundermitteln. Obwohl Experten längst vor der innerlichen Einnahme von Radium warnten, beharrten manche Ärzte – darunter auch Byers' Behandler – weiterhin auf der Wirksamkeit solcher Präparate. Der Fall Byers ist ein drastisches Beispiel dafür, wie blindes Vertrauen in vermeintlichen Fortschritt und medizinische Autoritäten tödliche Folgen haben kann.

Quelle: Artikel Radium Drinks im Time-Magazin 1932

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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