Mobilfunk und Stromversorgung: Risikokommunikation des BfS (Allgemein)
[...] Der Arbeitsschwerpunkt elektromagnetische Felder (EMF) stellt ein herausforderndes Spannungsfeld für die Risikokommunikation dar. Hier existieren für technische Anwendungen Grenzwerte, welche die Bevölkerung vor bekannten negativen Wirkungen elektromagnetischer Felder sicher schützen. Gegen Infrastruktureinrichtungen des Mobilfunks und der Stromversorgung wird jedoch vehement protestiert. Die wissenschaftliche Evidenz, dass die bestehenden Grenzwerte vor den wissenschaftlich nachgewiesenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen schützen, steht einer konträr gelagerten Wahrnehmung (einer gesellschaftlichen Minderheit) möglicher Risiken durch die Exposition mit hoch- oder niederfrequenten elektromagnetischen Feldern gegenüber. Gefragt danach, was die Bevölkerung mit dem Begriff „Strahlung“ verbindet, nannte im Jahr 2019 knapp ein Viertel der Bevölkerung „Mobilfunk/Sendemasten/Handys/5G“.
Aufgabe des BfS ist es nicht, Akzeptanz für Infrastrukturmaßnahmen, wie den 5G-Ausbau oder Stromnetzausbau, zu schaffen. Allerdings wird im gleichen Atemzug mit der Ablehnung der Infrastruktur auch die Sicherheit der Grenzwerte verneint und die wissenschaftliche Forschung abgelehnt, die zur Festlegung der Grenzwerte führt. Gerade in diesem Feld ist ein auffallender Bestandteil der Kommunikation daher die (Nicht-)Verhandelbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse. Neben protestierenden gibt es auch besorgte, verunsicherte und desinteressierte Bürger*innen. Ziele des BfS in diesem Bereich sind es, das Wissen der Bevölkerung über die Wirkungsweise und über mögliche (und unmögliche) Risiken elektromagnetischer Felder zu erhöhen, Verständnis für die wissenschaftlichen Sachverhalte zu stärken und Ansprechpartner in der Kommunikation zu sein. [...]
Quelle: Pölzl-Viol, C. (2022): Besonderheiten der Risiko- und Krisenkommunikation im Strahlenschutz und radiologischen Notfallschutz, Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 5, S. 608–614