Favre & Johansson: Bienen im Nullfeld (Forschung)
Der Artikel „Honeybees’ Behaviour in a Faraday-Shielded Hive: Mandatory Schumann Resonance for Colony Survival“ (Volltext) von Daniel Favre und Olle Johansson untersucht das Verhalten von Honigbienen in einem elektromagnetisch geschirmten Bienenstock und stellt die Hypothese auf, die Schumann-Resonanz – eine natürliche elektromagnetische Schwingung in der Erdatmosphäre – sei für das Überleben von Bienenvölkern essentiell.
Kritische Analyse des Artikels
1. Methodik und Reproduzierbarkeit
Der Artikel beschreibt ein Experiment, bei dem Bienen in einem Faraday-Käfig gehalten wurden, um sie von externen elektromagnetischen Feldern abzuschirmen. Es wird berichtet, dass die Bienen unter diesen Bedingungen Verhaltensänderungen zeigten, die auf Stress oder Desorientierung hindeuten könnten. Allerdings fehlen detaillierte Informationen zur Versuchsdurchführung, wie z. B. die genaue Dauer des Experiments, die Anzahl der beobachteten Bienenstöcke und Kontrollgruppen. Dies erschwert die Bewertung der Validität und Reproduzierbarkeit der Ergebnisse.
2. Interpretation der Ergebnisse
Die Autoren interpretieren die beobachteten Verhaltensänderungen als Hinweis darauf, dass die Schumann-Resonanz für das Wohlbefinden der Bienen notwendig sei. Diese Schlussfolgerung basiert jedoch auf der Annahme, dass die Abschirmung durch den Faraday-Käfig ausschließlich die Schumann-Resonanz beeinflusst, ohne andere Umweltfaktoren zu berücksichtigen. Es wäre wichtig, alternative Erklärungen zu prüfen, wie z. B. Veränderungen in Temperatur, Luftzirkulation oder Lichtverhältnissen innerhalb des abgeschirmten Bereichs.
3. Wissenschaftlicher Kontext
Die Schumann-Resonanz ist ein bekanntes physikalisches Phänomen, das durch elektromagnetische Wellen in der Atmosphäre entsteht. Während einige Studien spekulieren, dass bestimmte biologische Systeme auf elektromagnetische Felder reagieren könnten, gibt es derzeit keine breite wissenschaftliche Anerkennung dafür, dass die Schumann-Resonanz eine essentielle Rolle im Verhalten oder Überleben von Honigbienen spielt. Weitere Forschung mit rigoroser Methodik wäre erforderlich, um solche Behauptungen zu untermauern.
Fazit
Der Artikel präsentiert eine interessante Hypothese zur möglichen Bedeutung der Schumann-Resonanz für Honigbienen. Allerdings weist die Studie methodische Schwächen auf, und die Interpretation der Ergebnisse erscheint voreilig, ohne ausreichende Berücksichtigung alternativer Erklärungen. Um die vorgestellten Thesen zu validieren, wären weiterführende, kontrollierte Studien notwendig, die verschiedene Umweltfaktoren isolieren und die spezifischen Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf Bienenverhalten systematisch untersuchen.
Hintergrund
Als krankmachendes "Nullfeld" geißelten frühe Baubiologen in den 1960er Jahren die Feldsituation in schirmenden Stahlbetonbauten, weil dadurch auch die angeblich vital wichtige kosmische Strahlung nicht bis zu den Bewohnern vordringen konnte. Gleicher Ansatz, nur dass jetzt die kosmische Strahlung durch die Schumann-Resonanz ersetzt wird.
Fußabdruck von Daniel Favre im IZgMF-Forum
Fußabdruck von Olle Johansson im IZgMF-Forum