Spitzer bei Lanz: WLAN verschlechtert Lernerfolg (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 31.10.2015, 19:43 (vor 3326 Tagen)

Im Gigaherz-Forum verkündet "conviva":

http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/program ... Dispatch=2
Passage Minuten 45 bis 58
Spitzer sagte nach 24:00 Uhr in einer Fernsehsendung, dass es wissenschaftlich erwiesen sei, dass WLAN im Klassenzimmer den Lernerfolg schmälere, schaden solle.
Den entscheidenden Punkt von Spitzers Ausführungen (Schutzbedürftigkeit gegen Beeinträchtigung der Gehirnentwicklung) scheint Lanz nicht zu verstehen. Er gibt zumindest nicht zu erkennen, was er versteht. Die Kommunikationshürden scheinen höher zu werden, je unwohler Teilnehmer das Thema empfinden. Spitzer fährt im Laufe der Diskussion auf, als ob er gegen Widerstände angehen müsste. 13 Minuten sind zu wenig Zeit für Verständigung, wenn solche Gegensätze im Spiel sind. Welches Bild das für Zuschauer abgibt?

Ich habe mir diese paar Minuten angesehen und komme zu ganz anderen Ergebnissen als "conviva".

Prof. Spitzer gibt sich gewohnt selbstsicher und souverän. Doch dann widerspricht Markus Lanz klar und deutlich und Spitzer zieht sich auf das zurück, was diverse Mobilfunkgegner ebenfalls in Notlagen machen: Sie fahren Studie um Studie auf, die das Gesagte wissenschaftlich belegen. Dabei weiß hier jeder Stammleser wie unseriös das Herunterleiern von Studien ist, wenn deren Auswahl von Einäugigen vorgenommen wird. Selektive Auswahl und damit verzerrte Darstellung ist aber genau einer dieser Vorwürfe, die sich Spitzer und eben diverse medienaffine Mobilfunkgegner gefallen lassen müssen. Nein, aus meiner Sicht hat Lanz einen erfrischend guten Job gemacht, sich der Vereinnahmung durch Spitzer widersetzt und ich bin überrascht, wie leicht er den medienerprobten Professorin die Defensive drängen konnte.

Interessanter ist für mich jedoch etwas ganz anderes: Auch "conviva" manipuliert nach Strich und Faden. Und wie?

Das Pseudonym schreibt, dass ...:

es wissenschaftlich erwiesen sei, dass WLAN im Klassenzimmer den Lernerfolg schmälere, schaden solle.

Tatsächlich sagt Spitzer ab Minute 56:35:

Wir haben genug Erkenntnisse, die zeigen, dass WLAN im Klassenzimmer das Lernen verschlechtert, dass ein Computer im Jugendzimmer des Jugendlichen dessen Schulleistungen verschlechtert, dass [...]

Klingelt's?

Nein, denn wer die Episode mit Spitzer nicht angeschaut hat, kann nicht erkennen worauf ich hinaus will. Der Psychiater nennt zwar wirklich WLAN beim Namen, doch aus dem Kontext seines Auftritts geht klar hervor: Spitzer beklagt sich einstellende Denkfaulheit, die er dem Umgang mit neuen Medien anlastet. Doch mit keiner Silbe erwähnt er "Strahlungseinwirkung" oder ähnliches. Sonderlich geschickt ist die Ausdrucksweise des Professors an dieser Stelle nicht, denn wenn unlautere Mobilfunkgegner auch nur den Hauch einer Chance zu Fehlinterpretationen sehen, dann schnappen sie zu. So auch "conviva".

Spitzer erwähnt WLAN am Ende seines Auftritts nur beiläufig, bei "conviva" aber ist diese Äußerung der Dreh- und Angelpunkt seines Postings. Das Ziel ist mMn klar: Der Gigaherz-Leser soll glauben, Spitzer würde mäßige schulische Leistungen mit WLAN-Strahlung in Zusammenhang bringen. Denn Gigaherz ist bekanntermaßen scharf auf alles, was irgendwie mit Funkstrahlung zusammenhängt und Gigaherz interessiert sich ebenfalls bekanntermaßen nicht die Bohne für kindliche Hirnerweichung, wenn diese aus dem Gebrauch neuer Medien resultiert, es sei denn, sie ließe sich irgendwie der Funkstrahlung der Geräte anlasten. Die von "conviva" provozierte Fehlinterpretaion funktioniert daher besonders gut im Gigaherz-Forum und ähnlich stickiger Umgebung, in einem Forum über die Gabeln von Gabelstaplern würde sie eher nicht funktionieren.

Das Posting von "conviva" ist daher aus meiner Sicht so infam, dass ich den Autor in Baden-Württemberg verorten muss. Dort sitzt ein Verein, der sich darauf spezialisiert hat, Desinformation über Mobilfunk so zu verbreiten, dass der Fehler erst im Kopf des Lesers entsteht - und der Verein, zur Rede gestellt, sich ganz unschuldig geben kann. Diesmal würde ihm das jedoch nicht gelingen, denn wo Spitzer nur von "Erkenntnissen" spricht, macht "conviva" daraus "wissenschaftlich erwiesen". Das ist eine lupenreine Zitatverfälschung.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Lehrer, Manipulation, W-LAN, Schule, Zitatverfälschung, Außenseiter, Spitzer, Randgruppe, Fehlinterpretationen


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