Südtirol bekommt Tetra: Heinrich sieht Schwarz (Medien)

H. Lamarr @, München, Samstag, 15.11.2014, 23:23 (vor 3421 Tagen)

Heinrich Schwarz hat sich bemüht, in seinem Bericht Gefährlicher Funk? den Sachverhalt halbwegs objektiv darzulegen. Und das ist ihm stellenweise auch gut gelungen, stellenweise dagegen nicht.

Ganze 56 Tetra-Standorte soll es in Südtirol geben, das ist im Vergleich zu Deutschland fast Nichts. Die Situation in Deutschland ist Schwarz deshalb einiges an redaktionellem Platz wert. Er schreibt:

In Südtirol ging das Großprojekt bisher relativ ruhig über die Bühne. Dabei gibt es in anderen Ländern heftigen Widerstand gegen den Tetra-Funk. Bestes Beispiel ist Deutschland. Dort haben sich zahlreiche Bürgerinitiativen und gar Ärzteinitiativen gegründet, die sich gegen den Ausbau des digitalen Funknetzwerks wehren und die Bürger genau über die potenziellen Nachteile desselben informieren. Sogar Gemeinden kämpfen gegen neue Sendeanlagen.

Ja, das war der Stand in Bayern vor ungefähr zwei Jahren. Inzwischen ist, bis auf Bayern, Tetra in ganz Deutschland lückenlos in Betrieb gegangen, von Widerstand ist nichts mehr zu hören. Nur in Bayern grummelt es noch an wenigen Stellen. Die Initiatoren des Widerstands aber haben das Interesse in dem Moment verloren, als sich die Niederlage abzeichnete. Gut zu erkennen an der schönen Karte der Baubiologeninitiative Funkbewusstsein, die ungepflegt ist und einen hoffnungslos veralteten Stand zeigt.

Unter den Initiativen ist im Zusammenhang mit Tetra-Funk von einem veralteten, störanfälligen, wenig effektiven und teuren System die Rede. Das wichtigste Argument gegen Tetra-Funk liege allerdings in der enormen Gesundheitsgefährdung durch die Funktechnik, heißt es auf der Website der Ärzteinitiative „Stoppt Tetra-Funk“.

Es gibt altkluge Kinder und altkluge Initiativen. Es ist mit einiger Sicherheit davon auszugehen, dass die Laien in den Initiativen nicht in die komplexen Entscheidungszenarien eingebunden sind, die mit dem deutschlandweiten Aufbau des weltweit größten Digital-BOS-Netzes einhergegangen sind. Den Initiativen fehlt jegliches kompetentes Personal. „Stoppt Tetra-Funk“ macht dieses Defizit überaus deutlich: Die Aktuellecke dieser Site dämmert in schmerzhafter Bedeutungslosigkeit dahin, die Personalseite macht schmerzhaft deutlich, niemand dort hat einen blassen Schimmer von Tetra-Hintergründen und Tetra-Technik.

Unter anderem könnten die niedrigen Trägerfrequenzen tiefer in den menschlichen Körper eindringen als beim Mobilfunk. Als Folgen werdn etwa Schädigungen des Immunsystems, Neurotransmitterstörungen im Gehirn, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Erschöpfungszustände und Depressionen genannt. Laut der Ärzteinitiative ist die Gesundheitsgefährdung abhängig von der Sendestärke, vom Abstand zum Sender und von der individuellen Elektrosensibilität.

Weil bei Trägerfrequenzen um 400 MHz die Eindringtiefe von Funkfeldern in menschliche Körper tatsächlich höher ist als bei den üblichen Mobilfunkfrequenzen, wurden die Grenzwerte bei eben diesen Frequenzen auch merklich tiefer angesetzt als bei Mobilfunk. So einfach ist das. Eine "Gesundheitsgefährdung" durch Tetra hängt auch weder vom Abstand zu einem Tetra-Sendemast ab, noch von der angeblichen "individuellen Elektrosensibilität". Sie hängt aller Erfahrung nach einzig und allein davon ab, wie schlau es ein Profilneurotiker oder Profiteur der Elektrosmog-Angst anstellt, die arglose Anwohnerschaft grundlos gegen einen Terta-Masten aufzuhetzen.

Eine gewisse Skepsis bleibt trotzdem.

Stimmt. Wer nichts weiß muss alles glauben. Wer sich jedoch nicht bei sogenannten Ärzteinitiativen informiert, sondern bei kompetenten Stellen, der verliert die durchaus gesunde gewisse Skepsis schnell.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Inkompetenz, Laienorganisation, Laien, Südtirol, Baubiologeninitiative, Funkbewusstsein, Aerzteinitiative, Personal

Südtirol bekommt Tetra: Heinrich sieht Schwarz

KlaKla, Dienstag, 18.11.2014, 11:49 (vor 3419 Tagen) @ H. Lamarr

Es gibt altkluge Kinder und altkluge Initiativen. Es ist mit einiger Sicherheit davon auszugehen, dass die Laien in den Initiativen nicht in die komplexen Entscheidungszenarien eingebunden sind, die mit dem deutschlandweiten Aufbau des weltweit größten Digital-BOS-Netzes einhergegangen sind. Den Initiativen fehlt jegliches kompetentes Personal. „Stoppt Tetra-Funk“ macht dieses Defizit überaus deutlich: Die Aktuellecke dieser Site dämmert in schmerzhafter Bedeutungslosigkeit dahin, die Personalseite macht schmerzhaft deutlich, niemand dort hat einen blassen Schimmer von Tetra-Hintergründen und Tetra-Technik.

Die freigeschalteten Kommentare zum Artikel, mit Links zu YouTube oder PDF bzgl. Mikrowellenherd (2001) verdeutlicht mir die Inkompetenz der Verfasser. Das sind aber genau die Kommentare, die der Autor des Artikels braucht, damit er nicht ganz so schlecht weg kommt. Das Thema ist längst ein Randthema welches nur noch von kommerziellen Interesse gelenkt ist. Schlecht informierte Bürger haben Angst und sind so ein leichtes Opfer für krude Geschäftemacher. Beschämend, dass der Journalist die Behauptungen einer regionalen Ärzteinitiative fokussiert. So trägt er mVn nicht zur Versachlichung bei sondern schürt irrationale Ängste.

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H. Lamarr @, München, Dienstag, 18.11.2014, 12:31 (vor 3419 Tagen) @ KlaKla

Das Thema ist längst ein Randthema welches nur noch von kommerziellen Interesse gelenkt ist.

Ich sehe es ein bisschen anders: Der Verlauf der sogenannten Mobilfunkdebatte ist vulkanisch. Lange passiert nix und wenn Langeweile anfängt sich auszubreiten, kommt unvermittelt ein Ausbruch. So ein Ausbruch wäre z.B. irgendeine Alarmstudie, die im Gegensatz zu anderen Alarmstudien ebenso professionell vermarktet wird wie "Reflex". Dann rappelt es wieder im Karton. Garantiert. Dass es rappelt ist der hinlänglich bekannten Szene zu verdanken. Sie sorgt dafür, dass bei vulkanischer Inaktivität durch Munkeln & Raunen und nicht selten durch geschickt lancierte unqualifizierte Medienberichte die Glut nicht erlischt, die latente Verunsicherung der Bevölkerung über die "Bedrohung EMF" anhält. Die Bedeutung der klassischen Medien sehe ich im Sinkflug, Anti-Mobilfunk-Vereine wie Diagnose-Funk versuchen die Deutungshoheit darüber zu erlangen, ob sich die Bevölkerung vor EMF fürchten muss oder nicht. Der kommerzielle Hintergrund dieser Vereine und die fachliche Inkompetenz des Personals wird mMn viel zu wenig beachtet, schön gestaltete Webseiten, ein paar akademische Titel und viel Schminke machen aus den bösen Wölfen vermeintlich besorgte Großmütter, die den Fuß leichter in die Tür bringen.

Dagegen hilft nur eines dauerhaft: Bildung & Aufklärung (über die Machenschaften der Szene). Am Wochenende habe ich mir den Film "Im Labyrinth des Schweigens" angesehen (Geschichte des Frankfurter Auschwitz-Prozesses). Wer den Film gesehen hat weiß was ich sagen möchte.

Übrigens: Auch bei der Südtiroler Tageszeitung habe ich einen Kommentar hinterlassen, einen rein sachlichen und wie ich meine auch informativen (Hinweis auf Cosmos-Studie). Das war vor ein paar Tagen. Frei geschaltet wurde der Kommentar nicht. Das ist ärgerlich, andererseits bin ich sogar froh darüber: Besser lässt sich einem Zensur nicht vermitteln und klarer kann ein Bild nicht sein, dass manche Vertreter der "Presse" von sich vermitteln. Nicht weiter tragisch. Denn das ist wie mit einer nicht mehr ganz frischen Obststeige, man sichtet den Inhalt, sortiert die faulen Früchte aus und beachtet diese nicht weiter. Wie anders hätte ich aus München so schnell feststellen können, dass bei dem Bozener Blatt (in Bezug auf EMF-Berichte) etwas faul ist, genauso faul wie beim "Focus"?

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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