Und nun, Schmetterling? (Allgemein)

M. Hahn, Freitag, 15.12.2006, 17:32 (vor 6336 Tagen) @ H. Lamarr

Dazu passend: Sie kennen sicher die Pressemeldung einer Ärztegruppe zur aktuellen Dänemark-Studie. Wir haben Dr. Schüz, Organisator der Studie um eine Stellungnahme zu den Vorwürfen gebeten. In seiner Antwort bat Schüz vorab um Klärung, ob seinen Kritikern nur der Abstrakt der Studie zur Verfügung gestanden hätte, oder das gesamte Werk - aus der Pressemeldung ginge dies nicht hervor. Also habe ich Dr. Eger um Auskunft gebeten, der mich postwendend an Dr. Scheiner verwies, weil der als Autor aufgetreten sei. Prompt ging meine nächste E-Mail an Dr. Scheiner raus. Und die Antwort? Naja, was soll ich sagen, leider schon wieder Fehlanzeige - zumindest bis jetzt.

Ich habe es mir bislang verkniffen, aber jetzt sage ich doch mal meine Meinung dazu.
Dr. Scheiner ist Überzeugungstäter im schlechtesten Sinne des Wortes; ein Scharlatan. Er weiß es besser, und wenn dieses "es" nur bedeutet, dass er sich seiner eigenen Unkenntnis bewusst ist, des Unvermögens, seine Behauptungen belegen zu können, der Windigkeit seiner "Quellen".
Dass dieser Mann Auftrittsmöglichkeit (ich verwende dieses Theaterwort mit Absicht) beim BfS bekommt, ist der Sündenfall. So etwas darf nicht passieren, Aber es ist freilich auch nicht zu verhindern, wenn man der Leiterin der Gruppe das Auswahlrecht für ihre Begleiter gibt. Und das wiederum ist natürlich in der Demokratie nur recht und billig.
Allein: Dass sie meinte, in ihrer Delegation (immerhin mehr als fünf Leute) nicht auf diesen Scharlatan verzichten zu können, keinen anderen Mann an seiner Stelle finden konnte, oder einfach einen weniger mitnahm, das sagt viel. Ebenso spricht es Bände, wie sich der Hauptautor einer seiner Meinung nach gewiss gewichtigen Studie und unerschrockener Volksredner (Dr. Eger) bei einer einfachen Frage zu seiner jüngsten Pressemeldung ängstlich hinter ausgerechnet diesem Scharlatan versteckt. Steht Egers Name mit über der Pressemeldung oder nicht?

Der Sündenfall ist es für mich deswegen, weil auch in einer Demokratie sich Fachinstitutionen nicht von populären Scharlatanen an der Nase herumführen lassen sollten. Nicht allein des Prinzips, der Wahrung eigenen fachlichen Anspruchs wegen. Sondern auch, weil dies zwangsläufig in der Öffentlichkeit den Eindruck erwecken muss, an dem Mann sei etwas dran, wenn er bei so einem "Fachgespräch" vortragen darf. Streng genommen durfte er ja gar nicht, er hat sich nur dreist in die Tagesordnung gedrängelt; das kann man dem Protokoll entnehmen. Es steht zu erwarten, dass er bei seinen künftigen Auftritten ebenso dreist davon berichten wird, wie er den Betonköpfen beim BfS mal die Dinge erklärt hat.
Diese Art Aufwertung, die der Mann erfahren hat, lässt sich für ihn in bare Münze umrechnen. Das ist unerträglich.

Zu seinem Auftritt selbst will ich mal nur drei Beispiele anbringen.
Signifikante Dosis-Wirkungsbeziehungen in der "Lilienfeld-Studie, redigiert von Prof. Goldsmith".
Dieses Thema ist aus meiner Sicht abgehakt.
Das Ergebnis meiner Frage an den Mann, was er eigentlich darüber weiß

Die Fakten dazu


Geldrollenbildung "heute gesichert und jederzeit überprüfbar", dafür folgende zwei Quellen:
Jugend forscht "Ritter und Wolkski 1995"
Sendungen im Privatfernsehen: Petersohn 1998
Richtig gelesen: eine Fernsehsendung! Es handelt sich nämlich um diese alte Kamelle aus einem Gerichtsgutachten ("Umweltmedizinische Stellungnahme") von Dr. Scheiner aus dem Jahre 2002:
Nun wies erstmals der Düsseldorfer Umweltmediziner Dr. Hans-Joachim Petersohn(22) auf das leicht nachvollziehbare und jederzeit kontrollierbare und reproduzierbare Phänomen hin,
22.) Petersohn,H.-J.1998 u.1999:” Geldrollenformationen und Verklumpungstendenz von roten Blutkörperchen unter Mobilfunkeinfluß in der Dunkelfeldmikroskopie", Ausstrahlungen im Spiegel TV 1998 und Focus TV 1997.

Wieder richtig gelesen, mit solchen "Stellungnahmen" erscheint der Mann als Sachverständiger vor Gericht!
Die Dreistigkeit, so etwas im BfS vorzutragen, muss man erst mal haben.

Dann dieser Satz:
Nach Bernhard (SSK) kann Tinnitus auch mit minimalen Gehirnerwärmungen und entsprechend akustischen Phänomenen im Innenohr in Verbindung gebracht werden.
Auch den Witz der darin steckt, wird mancher auf den ersten Blick nicht erkennen. Es geht schlicht und einfache um extreme Radarfelder und den Effekt des Mikrowellenhörens. Damit dieser nicht auftritt, hat man Grenzwerte speziell auch für diese gepulsten Felder eingeführt. Das ist alles.
Eine unausrottbare Legende, dieses "Bernhardt-Tinnitus"-Märchen.
Dies, ohne rot zu werden, bei einem Fachgespräch zum Mobilfunk an einem Ort vorzutragen, an dem Bernhardt selbst tätig war und wo sämtliche anwesenden Fachleute den Unsinn dieses Märchens kennen, ist einfach unglaublich.
Wie abgebrüht muss der Mann sein. Ihm ist es offenbar vollkommen egal, was die Fachleute an dem Tisch in dem Moment von ihm denken.
Er hat es gesagt, es steht wieder einmal aufs Neue im Internet, diesmal im Zusammenhang mit dem Namen BfS. Sein Bekanntheitsgrad -ich wiederhole es- für ihn in klingender Münze ausdrückbar- steigt. Nur darum geht es, und das BfS muss diesem Treiben nicht nur zuschauen, sondern sogar noch die Bühne bieten.

Solange sich die "Kritikergemeinde" nicht distanziert von Leuten, die einen Ruf nur bei der gläubigen Gemeinde zu verteidigen haben, bei Fachleuten aber schon keinen mehr zu verlieren... solange kann diese Gemeinde zwar ewig weiter im Saft ihrer eigenen Meinungen schmoren, aber ernst genommen werden wird man nicht. Man muss schon wissen, was man will. Mein Verdacht: Nicht einmal darüber herrscht in der Gemeinde Einigkeit.

Spatenpauli, Ihr Vergleich mit Fundis und Realos in dieser Sache hinkt übrigens etwas. Unter Fundis verstehe ich Leute, die ein im Grunde richtiges Ziel verfolgen, dabei aber durch ihren Verzicht auf Kompromisse das Kind mit dem Bade ausschütten. Realos unterscheiden sich u.U. gar nicht in ihrer Ansicht von der Richtigkeit des Zieles, sondern in der Erkenntnis, dass es real nicht in voller Schönheit bzw. nicht von jetzt auf gleich durchsetzbar sein wird.
Das ist die freundliche Binnensicht. In der Außensicht werden die Fundis schlicht "Spinner" genannt. Dann allerdings hinkt der Vergleich weniger.

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Beispiel 2

Tags:
Scharlatan, BfS, Scheiner, Eger, Geldrolleneffekt, Lilienfeld-Studie, Sachverständiger, Überzeugungstäter


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