Yakymenko et al (Allgemein)

Dr. Ratto, Sonntag, 15.01.2017, 19:15 (vor 2651 Tagen) @ Kuddel

Im Forum hatten wir uns schon >hier< und >hier< damit befasst

Von der "Studie" ist meiner Meinung nach nicht viel von zu halten, da es sich nicht einmal um eine richtige (Meta) Studie handelt, sondern lediglich um das Zeitschrifteneditorial eines nahezu unbekannten Wissenschaftlers, der sich selektiv 100 "Alarm-Studien" herausgepickt hat um zu untermauern, dass dringend weitere Forschung erforderlich sei. Man könnte mutmassen, das Forscherteam würde sich mit diesem Artikel gerne ins Spiel bringen und sucht Geldgeber.

Das ist alles richtig, bezieht ich aber auf das unter dem ersten Link oben besprochene Editorial.

Inzwischen hat Yakymenko ein richtiges Review publiziert:
Oxidative mechanisms of biological activity of low-intensity radiofrequency radiation.
in dem er auf mögliche Zusammenhänge zwischen oxidativen Prozessen im Körper und EMF eingeht. Die Einleitung beschreibt oxidative Prozesse im allgemeinen und grundsätzlich korrekt, hat aber mit EMF wenig zu tun. Dann folgen 3 Tabellen in denen Studien die für oder gegen einen Zusammenhang zwischen oxidativen Prozessen und EMF sprechen gelistet werden. Hier scheint Yakymenko vollkommen unkritisch vorzugehen. Aus Gründen der Qualität müssten alle Studien die ein Mobiltelefon und keine Expositionsanlage nutzen oder die keinen SAR Wert angeben ausgeschlossen werden. Von denen die SAR angeben wären für oxidativen Stress unterhalb der Grenzwerte nur diejenigen relevant, die wirklich tief unter dem Grenzwert noch Effekte finden. Gleich Nr. 3 geht bis 27 W/kg! Auch bei 1-2 W/kg bewegt man sich im Grenzwertbereich und natürlich sind die Effekte (i) thermisch (ii) nicht gesundheitsrelevant. Es ist ja nicht so dass es unterhalb der Grenzwerte keine biologischen Effekte geben kann. Auch eine Temperaturerhöhung von 0,1 oder 0,01°C kann bestimmte Prozesse im Körper beeinflussen. Man geht aber davon aus dass dies die Gesundheit nicht gefährdet. Die verbleibenden wenigen Studien müsste man im Einzelnen prüfen, ob die etwas finden was Sinn macht und ob da weitere Forschung loht.
Die sieben Studien in Tab. 4 die nichts finden sind von ähnlicher Qualität wie diejenigen die etwas finden, den SAR-Wert gibt nur eine an.

Das alles mag grundsätzlich interessant sein, zu der Fragestellung ob eine WLAN Nutzung an Schulen gefährlich ist oder nicht trägt es aber nichts bei. Auch hier geht es um langfristige Nutzung von Handys am Körper, nicht um die viel schwächere WLAN Strahlung. Falls es sich in der Zukunft zeigen sollte, dass die IARC Einstufung korrekt ist und es zu einem Anstieg der Hirntumore bei Vielnutzern z.B. nach 30 Jahren kommen sollte, wäre oxidativer Stress ein möglicher Vorschlag für einen Wirkmechanismus.

Dabei muss betont werden, dass oxidative Prozesse im Körper ein ganz normaler Bestandteil des Energiemetabolismus sind. Es entstehen ständig freie Radikale, verursachen auch Schäden, die aber größtenteils durch Enzyme wieder reparieret werden. Das passiert infolge der Nahrungsaufnahme und der Atmung und ist vollkommen normal. Dagegen werde dann "Antioxidantien" durch die Pharmaindustrie angepriesen, wie z.B. die Vitamine A, C und E, oder Melatonin. Wer es glaubt, kann es sich was kosten lassen - und sein Leben durch Mangel an freien Radialen verkürzen!

Oxidativer Stress wurde hier diskutiert, vor allem das Dokument des RKI ist hilfreich.

Tags:
Oxidativer-Stress, Melatonin, RKI, freie Radikale, Energiemetabolismus, Enzyme


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