Gutbier und die 30 Räuber: Panikmache für Anfänger (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 07.01.2017, 13:25 (vor 2638 Tagen) @ KlaKla

Beispiel (sinngemäß, ab Minute 37:00): Wenn wir jetzt anfangen, unsere Klassenzimmer mit WLAN auszustatten, in denen 20-30 Schüler mit Tables/PC arbeiten, führen sich die Kinder eine Grundstrahlenbelastung von 10-30000 µW/m² zu. Ob dies eine gute Idee ist, wenn doch Funkstrahlung zu Befindlichkeitsstörungen, Störung des Zentrale Nervensystem führen kann?

Herr Gutbier ist bekannt dafür, an der Wursttheke nicht 100 Gramm Salami zu bestellen, sondern 100'000'000 Mikrogramm. Macht mehr Eindruck auf die (Laien), die hinter ihm in der Schlange stehen, die Wurstverkäuferin (Experte) ist nur genervt. Dieser Trick mit dem klein, groß oder plemplem reden von Messwerten gehört zum kleinen Einmaleins eines jeden Baubiologen, das lernen die in der 1. Klasse.

Was Herr Gutbier vergessen hat zu erwähnen: Unter der Annahme, die von ihm genannten Werte treffen zu, was keineswegs sicher ist, dann bedeuten 30'000 µW/m² (gleichbedeutend mit 30 mW/m² oder 0,03 W/m²) eine Grenzwertausschöpfung von schlimmstenfalls 3 Prozent. Wahnsinn, nicht wahr!

Mit albernen 3 Prozent Grenzwertausschöpfung zu versuchen, Panik zu verbreiten, ist mutig. Doch Baubiologen müssen immer mutig sein, sie laufen stets Risiko, einem über den Weg zu laufen, den sie nicht für dumm verkaufen können. Vermutlich würde Herr Gutbier versuchen, den 3-Prozent-Einwand mit Hinweis auf die viiiel zu hohen Grenzwerte in Deutschland zu entkräften und auf Belgien, Italien und Oberammergau verweisen. Und wenn ich ihm dann den Ländervergleich um die Ohren hauen würde, wäre die Diskussion für die Zuhörer bereits so abstrakt, dass die in einen Wachschlaf verfallen oder ein Moderator den Fortgang der Tiefenbohrung beenden würde. Oberflächlichkeit, daran ist Laufkundschaft interessiert, verträgt keine tiefgehende Diskussionen, deshalb haben bei "Infoveranstaltungen" immer die eingeladenen Referenten den Heimvorteil. Und das sind nahezu immer die Gegner, so gut wie nie richtige Experten.

Aus welchen Hut Gutbier die von ihm genannten Messwerte der "Grundbelastung" für 30 Schüler zaubert, konnte ich auf die Schnelle nicht recherchieren. Und ich behaupte, er bringt falsche Zahlen. Falsch in dem Sinne, dass er sich auf irgendwelche Simulationen oder Messungen in einem leeren Klassenzimmer beruft. Wie oben schon einmal dargelegt, ist dies unrealistisch und führt zu überhöhten Werten, weil die unvermeidbare Funkfeldabsorption durch die Schüler unberücksichtigt bleibt.

Da ich aus gutem Grund Herrn Gutbier kein Wort glaube, empfehle ich zu W-Lan-Grundlagen und sauber dokumentierten Messwerten dieses Dokument. Damit kann man sich belastbar bei echten Experten informieren und wird nicht von einem selbsternannten Experten für dumm verkauft. Prof. Wuschek, einer der Autoren, ist Prüfer für Experten, die im Fachgebiet EMF in den Rang eines "öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen" aufsteigen wollen. Leider braucht man für diese Lektüre jedoch ein gewisses technisches Verständnis der E-Technik, die Kost ist nicht populistisch zubreitet, sondern technische Rohkost.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Baubiologe, SBM, Richtwert, Trick, Klassenzimmer


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