Wie viele Simulanten verstecken sich unter Elektrosensiblen? (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 07.02.2016, 21:46 (vor 2973 Tagen) @ Kuddel

Es ist doch Konsens, dass EHS meist tatsächlich unter objektivierbaren, gesundheitlichen Problemen leiden ...

Da wäre ich mir nicht so sicher. Klar, auch ich lese immer wieder, überzeugte Elektrosensible wären keine Simulanten, sondern sie litten unter realen Symptomen. Aber stimmt das auch? In aller Regel äußern sich auf diese vorsichtige Weise Wissenschaftler. Aber: Ich meine, das ist nur behauptet, eine seriöse Untersuchung, wie viele überzeugte Elektrosensible objektiv Symptome zeigen und wie viele nur welche vorgeben, gibt es mWn nicht. Wissenschaftler wollen niemand verprellen, den sie vielleicht noch einmal als Proband brauchen könnten. Und es schadet ja auch nicht, wenn die Betroffenen das Gesicht behalten dürfen, selbst wenn sie die Symptome nur vorspielen. Denn den entscheidenden Punkt machen sie ja eben gerade nicht: Nämlich dass zwischen EMF-Einwirkung und Symptomen ein Kausalzusammenhang nachgewiesen wird. Dennoch fände ich es wichtig und richtig, wenn sich überzeugte "echte" Elektrosensible von Elektrochondern, Schauspielern, Selbstdarstellern und Spinnern distanzieren würden, dies gäbe den Blick aufs Wesentliche frei. Zunehmend häufiger habe ich jedoch den Eindruck, dass genau dies von Frontleuten der EHS nicht erwünscht ist, die Unschärfe hat nämlich auch ein paar handfeste Vorteile beim Selbstbetrug.

[...]

Dabei wäre die Abkehr vom "EHS Glauben" m.E. gerade für die labilen Betroffenen wichtig, weil sie ihrer Gesundheit letztendlich einen Bärendienst erweisen, da die wirklichen Ursachen unbehandelt bleiben und sie zusätzlich in die Vereinsamung getrieben werden.

Ja, genau. Leider ist es mir bislang nicht gelungen, fachlich qualifizierte seriöse Mediziner (Psychiater, Psychologen ...) dauerhaft dafür zu interessieren, wie die Betroffenen aus dieser selbst gewählten Sackgasse konkret wieder heraus zu bugsieren sind. Ich fürchte, es gibt noch immer viel zu wenig "Elektrochonder", als dass sich die universitäre Medizin aufgefordert sieht, für diese neue Spielart der Phobien einen konkreten Therapieplan auszuarbeiten. Ohne so eine Hilfestellung ist es mMn wenig zweckmäßig, Betroffene einfach zu einem "guten Psychotherapeuten" zu schicken. Ungeschulte Therapeuten sind cleveren EHS EMF-fachlich unterlegen, dies verbaut mMn zuverlässig den Erfolg. Und dann ist es noch schlimmer als zuvor, dann reklamieren die Betroffenen: Es muss physische Ursachen haben, mein Psychotherpeut konnte mir nicht helfen. Eine wirklich verzwickte Situation. Eigentlich müssten sich die EHS-Selbsthilfevereine mit Macht um so einen Therapieplan kümmern, die aber machen das Gegenteil, sie bestärken ihre Mitglieder sogar noch in ihrem Irrglauben. Das finde ich skandalös und unehrenhaft. Mir ist keine einzige EHS-Selbsthilfegruppe bekannt, die den Betroffenen wirklich helfen möchte und nicht verdeckte (kommerzielle) Interessen von "Helfern" bedient.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Spinner, Simulant, EHS-Selbsthilfeverein, Abkehr, Elektochonder


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