Der Brummton lebt (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 08.11.2014, 21:10 (vor 3429 Tagen)

Ein zeitlang waren Brummton-Hörer eine ernsthafte Konkurrenz zu "Elektrosensiblen". Auch Frau W. aus O. in M., eigenen Angaben zufolge UMTS-Sensible, hörte 2006 den Brummton. Von diesem Symptom trennte sie sich allerdings ziemlich schnell, schon lange spricht sie nicht mehr davon. Und auch sonst ist der Brummton in den letzten Jahren unmodern geworden, wie sich z.B. am Verlauf dieses Forums gut erkennen lässt.

Doch tot ist er nicht, der Brummton. In Steinhöring, Gemeinde im Speckgürtel Münchens, soll er wieder zugeschlagen und 50 Opfer gefunden haben (vergl. 2006 Massenhysterie in Oberammergau). Wie bei "Elektrosensiblen" sind dies Menschen, die behaupten etwas wahrzunehmen, was alle anderen unter den selben Bedingungen nicht wahrnehmen. Und natürlich sind wieder Experten und Pseudoexperten im Spiel und wenn belanglose Schalldruckpegel bei den Betroffenen gemessen werden, dann ist die Verschwörungsthese nicht weit (... die haben den Verursacher vor der Messung leiser geschaltet). Hobby-Messtechniker unter den Betroffenen messen dann mit (unkalibrierter) Technik umgehend höhere Werte. Das alles läuft in der Anti-Brummton-Szene weitgehend deckungsgleich zur Anti-Mobilfunk-Szene. Eine Teilmenge der Betroffenen liebäugelt deshalb mit der These, Mobilfunk-Sendemasten könnten die Verursacher des tiefen Brummens sein. Ganz abwegig ist dies bei sehr kurzer Distanz nicht, jedoch nicht wegen der Funkimmission, sondern wegen möglicherweise installierter Kühlaggregate. Als 2002 "unser" Sendemast auf dem Dach des angrenzenden Nachbarhauses in Betrieb ging, klagte eine Mieterin unter uns über ein Brummen, das sie nachts höre. Die Frau zog nach wenigen Monaten u.a. auch wegen der Brummerei aus. Ihre Wohnung liegt im 1. Stock unseres Hauses, zur Basisstation, die im Keller des Nachbarhauses untergebracht ist, sind es nur wenige Meter.

Der "Fall" Steinhöring wurde von der bayerischen TV-Sendung "quer" im März 2014 salonfähig gemacht (ab Minute 36:10), "quer" ist eine Sendung, in der Schräges eine Plattform findet.

Im Oktober kümmerte sich Merkur-online um das Brummen in Steinhöring. Auch die Berichterstattung über Brummtonhörer wirkt wie eine Kopie der Berichterstattung über "Elektrosensible". Merkwürdig an der Geschichte im Merkur finde ich u.a. den Schlenker zu einer Frau Rieber, die seit 2011 Brummtonhörerin im Schwarzwald ist. Wieso strickt ein nicht genannter Autor diese Episode aus dem hunderte Kilometer entfernten Furtwangen zusammenhanglos in seine Steinhöring-Story ein? Für mich ist das ein Zeichen dafür, der Artikel wurde lanciert, der Autor brühwarm mit Fallgeschichten aus der Republik versorgt. Aber warum?

Drauflosspekuliert: Was der wahre Grund ist werden wir nicht erfahren. Vielleicht soll in Steinhöring irgendeine Negativ-Einrichtung gebaut werden, z.B. eine Mülldeponie, ein Asylantenheim, eine Wiederaufarbeitungsanlage ;-) oder sowas. Dann ist es hilfreich, weil ablenkend, eine unheimliche nicht zu fassende Bedrohung der Volksgesundheit in die Öffentlichkeit zu bringen, auf dass sich daran Angst und Unruhe der Steinhöringer erschöpfen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Brummton, BR, Steinhöring, Quer, Kühlaggregat


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